Für ein solidarisches Europa

Der Arbeitskreis „Kirche gegen rechts“ und Frauennetzwerke aus dem Dreiländereck zeigen Flagge

Der Arbeitskreis „Kirche gegen rechts“ wirbt für ein weltoffenes, soziales und solidarisches Europa. (c) Andrea Thomas
Der Arbeitskreis „Kirche gegen rechts“ wirbt für ein weltoffenes, soziales und solidarisches Europa.
Datum:
21. Mai 2019
Von:
Kathrin Albrecht

In was für einem Europa wollen wir leben? Gerade für uns Grenzregion-Bewohner mitten im Herzen von Europa eine wichtige Frage.

Das neue euregionale Netzwerk setzt sich für das Selbstbestimmungsrecht von Frauen in Europa ein. (c) Frauennetzwerk Städteregion Aachen
Das neue euregionale Netzwerk setzt sich für das Selbstbestimmungsrecht von Frauen in Europa ein.

Eines, in dem Menschen mit Würde behandelt werden, egal, ob sie reich oder arm sind, woher sie kommen, welcher Religion sie angehören oder wie ihr persönlicher Lebensentwurf aussieht? Oder ein Europa, in dem Nationalismus und Intoleranz gegenüber Minderheiten herrschen? Das beschäftigt auch den ökumenischen Arbeitskreis „Kirche gegen rechts“ aus Aachen, der mit einem Aufruf zur Europawahl am 26. Mai dafür wirbt, mit seiner Stimme Flagge zu zeigen, wie dieses zukünftige Europa aussehen soll. In den letzten Jahren sei in den 27 Mitgliedsstaaten der Europäischen Union (EU) ein ungeahnter Rechtsruck zu beobachten gewesen. Mittlerweile seien in fast allen nationalen Parlamenten der EU rechtspopulistische oder rechtsextreme Parteien vertreten. Die damit verbundene „stetige Erosion der liberalen Demokratie“ empfindet der Arbeitskreis als besorgniserregend. „Wir wollen sensibilisieren für die Bedeutung der Wahl und ermuntern, daran teilzunehmen“, sagt Achim Pöhland von In Via Aachen für den Sprecherkreis. Der Aufruf sei keine konkrete Wahlempfehlung, „aber unsere Haltung und Botschaft geht klar daraus hervor: Keine Rechtspopulisten und Rechtsextreme ins Europäische Parlament!“ Deren Ansichten und Programme seien für sie nicht mit einem christlichen Menschenbild vereinbar.

Das empfinden auch Hans-Peter Bruckhoff, Superintendent des evangelischen Kirchenkreises, und Holger Brantin, Vorsitzender des Aachener Katholikenrates, so. Der Aufruf bringe ihre Vision von Europa auf den Punkt: „Unser Europa steht für faire und demokratische Auseinandersetzung in einer Kultur der gegenseitigen Achtung, für Toleranz über Religionsgrenzen hinweg, für eine gerechte Umverteilung des gesellschaftlichen Reichtums. Unser Europa ist sozial, solidarisch und offen!“, unterstreicht Bruckhoff. „74 Jahre Frieden und Wohlstand haben wir Europa zu verdanken. Wir sind es der Jugend schuldig, dies zu erhalten“, betont Brantin. Christen hätten ein positives Weltbild, Rechtspopulisten setzten auf Ängste. Jeder müsse für sich klären, wofür er stehe, was für eine Art von Europa er wolle und was das ausschließe, erklärt Axel Büker, synodaler Jugendreferent im Kirchenkreis Aachen.

 

Nicht auf stereotype Rollen reduzieren

Um ein offenes und solidarisches Europa geht es auch dem Frauennetzwerk Städteregion Aachen, das sich mit der Region Zweckverband Aachen, der ostbelgischen Frauenliga/vie féminine, dem Landfrauenverband und dem limburgischen Frauennetzwerk Zij-Actief zu einem euregionalen Netzwerk zusammengeschlossen hat. Gemeinsam möchten sie für Frauenrechte in Europa einstehen, denn Frauen könnten durch ihre Wahl Politik entscheidend mit beeinflussen und dafür sorgen, dass die Rechte der Frauen in Europa einen Platz haben. Dies sei besonders bei dieser Wahl von Bedeutung. „In einer Zeit, in der rechtspopulistische Parteien in Europa Oberwasser gewinnen, wird das Selbstbestimmungsrecht der Frauen massiv in Frage gestellt“, erklärt Sibylle Keupen, Vorsitzende des Frauennetzwerkes Städteregion Aachen. „Außerdem wird die Frau auf die klassische Hausfrauenrolle zurückgedrängt.“ Diesen politischen Strömungen, die die Frauen auf stereotype Geschlechterrollen reduzieren wollen, soll ein solidarisches Handeln von Frauen in Europa entgegengesetzt werden.