Für Frauenrechte

Premiere für die Verleihung des Pauline-Jaricot-Preises

Missio-Präsident Pfarrer Dirk Bingener, Vizepräsident Gregor von Fürstenberg, die Preisträgerinnen Nathalie Dakuo und Nontando Hadebe sowie die Jury-Mitglieder Annkathrin Meyer und Weihbischof Ludger Schepers aus Essen (v. l.). (c) Johannes Seibel/Missio
Missio-Präsident Pfarrer Dirk Bingener, Vizepräsident Gregor von Fürstenberg, die Preisträgerinnen Nathalie Dakuo und Nontando Hadebe sowie die Jury-Mitglieder Annkathrin Meyer und Weihbischof Ludger Schepers aus Essen (v. l.).
Datum:
28. Okt. 2022
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 43/2022 | Garnet Manecke

Zum ersten Mal hat das katholische Hilfswerk Missio Aachen den Pauline-Jaricot-Preis an Frauen verliehen, die sich im globalen Süden gegen die Marginalisierung von Frauen einsetzen. Bei einer Feierstunde im Monforts Quartier Mönchengladbach erhielten Nathalie Dakuo, Nontando Hadebe und Schwester Mary John Mananzan OSB die Auszeichnung.

Sie hatten einen weiten Weg ins Textiltechnikum Mönchengladbach zurückgelegt. Vor der Kulisse historischer Webstühle und der Farbpigment-Sammlung schrieben die beiden Preisträgerinnen Nathalie Dakuo aus Burkina Faso und Nontando Hadebe aus Südafrika Missio-Geschichte, als sie den mit jeweils 5000 Euro dotierten Pauline-Jaricot-Preis entgegennahmen. Die dritte Preisträgerin, die Benediktinerin Mary John Mananzan von den Philippinen, konnte nicht persönlich teilnehmen und wurde per Video zugeschaltet.
Bei aller Freude über die Wertschätzung ihrer Arbeit fand die Theologin Hadebe in ihrer Dankesrede auch ernste Worte. Sie wies auf die hohe Gewaltrate gegen Frauen in ihrer Heimat hin. Diese resultiere aus einem unhinterfragten gesellschaftlichen Bewusstsein, das Frauen die Rolle zuspräche, sich Männern unterzuordnen und auch in schlimmsten Situationen auszuhalten. „Aufgabe der Theologie ist es, diese Rollenbilder aufzubrechen und das Bewusstsein zu verändern, damit sich etwas verändert“, sagte Hadebe. Sie nahm dabei auch die Kirche in die Pflicht. „Die Kirche in Südafrika hat zur Zeit der Apartheid gesagt, dass dies gegen den Willen Gottes verstößt. Genauso verstößt die Geringachtung, die Unterordnung und Gewalt gegen Frauen gegen den Willen Gottes.“ Die Kirche heute müsse das mit aller Entschiedenheit sagen und so handeln, dass Frauen die gleichen Rechte haben – auch in der Kirche selbst.
Nathalie Dakuo berichtete aus Burkina Faso von den Folgen der jüngsten gewalttätigen, bürgerkriegsähnlichen Auseinandersetzungen in dem Land. Zwischen 300000 und 400000 Mädchen könnten nicht mehr zur Schule gehen. „Das Recht auf Bildung steht in der Verfassung von Burkina Faso, wird aber nicht umgesetzt. Darunter leiden junge Frauen und Mädchen am meisten. Dem müssen wir entgegentreten und es ändern“, sagte die katholische Sozialarbeiterin. 
Der neue Missio-Preis ist benannt nach der Französin Pauline-Marie Jaricot (1799 bis 1862), die im Mai seliggesprochen wurde. Als 18-Jährige initiierte sie eine Spendenaktion, aus der das weltweite Hilfswerk Missio hervorgegangen ist.