Wer gerne kocht (oder isst), kennt das: Es gibt eine große Vielfalt an verschiedenen Gewürzen. Jedes hat einen eigenen Geschmack, ein eigenes Aroma und kann für sich alleinstehen und für Würze sorgen. Doch soll etwas wirklich schmackhaft sein, dann braucht es das Zusammenspiel verschiedener Gewürze, die geschmacklich eine Einheit bilden.
Dieses Bild lässt sich auch auf den neu für den Dienst bereiten Pastoralkurs übertragen, den Bischof Helmut Dieser am 26. August im Aachener Dom offiziell beauftragt. „Einheit in Vielfalt – begeistert“ haben die Gemeindereferentinnen Birgit Grömping, Melanie Thelen und Karin Witting, Pastoralreferentin Corinna Zens und Pastoralreferent Pierre-Willy Ngeyitala den Gottesdienst überschrieben. Eine Überschrift auch für ihre gemeinsame Kurszeit und darüber hinaus. Sie seien ein starkes Team, und das wollten sie bleiben. Auch wenn sie zukünftig weiter voneinander weg eingesetzt sind, wollen sie weiterhin füreinander da sein.
Sie fühlten sich als Einheit, obwohl und gerade weil sie so vielfältig seien. Das hätten sie versucht zu leben und sich durch die Ausbildungszeit hinweg gegenseitig gestützt und getragen. Alle hätten ihre eigene Persönlichkeit eingebracht, „aber so, dass alle etwas für sich mitnehmen konnten“, sagt Karin Witting. „Wir sind in vielen Dingen verschieden, aber wir berufen uns alle auf Jesus“, nennt Melanie Thelen eine zentrale Gemeinsamkeit. Eine weitere ist: Alle fünf brennen für das, was sie tun.
Was sie an ihrem zukünftigen Aufgabenfeld begeistert, auch das hat viel mit Vielfalt zu tun. Für Pierre-Willy Ngeyitala, der aus dem Kongo stammt und in der Aachener Jugendkirche Kafarnaum tätig ist, ist es die „Möglichkeit, mit vielen unterschiedlichen Gruppen zu arbeiten, sich mit ihnen weiterzuentwickeln“. In den Dienst könne er alles einbringen, was er sei und was ihn präge.
„Es ist kein statischer Beruf. Es gibt immer wieder Neues zu entdecken“, sagt Birgit Grömping, die ihre Assistenzzeit in der GdG Aachen-Ost/Eilendorf verbracht hat. Sie begeistert, mit Menschen unterwegs sein zu dürfen, mit ihnen etwas zu gestalten und gemeinsam den Glauben weiterzuentwickeln. Für Melanie Thelen, die in ihrer Assistenzzeit in der GdG Heimbach-Nideggen eingesetzt war, sind es „die vielfältigen Formen, die wir in Kirche haben, Kirche an unterschiedlichen Orten und in neuen Räumen“.
Die Freiheit, dort hinzugehen und zu sein, wo sie gebraucht werde, beschreibt es Corinna Zens. Einer ihrer Schwerpunkte in der GdG Alsdorf war die Schulseelsorge. Hier sei es egal, woher ein Kind, Eltern oder eine Lehrperson kämen. Ob sie katholisch, evangelisch, muslimisch oder gar nicht gläubig seien, mache keinen Unterschied. Sie sei da und ansprechbar. Ein weiteres Plus ist für sie, dass sie die Möglichkeit hat, tiergestützt zu arbeiten. Mit ihr hat ihr Hund Aari seine Ausbildung als Besuchsbegleithund abgeschlossen. Der quirlige Vierbeiner unterstützt sein Frauchen als charmanter „Eisbrecher“.
„Ein klares Profil und eine klare Aufgabe, mit der ich unterwegs bin: die frohe Botschaft, und Menschen bei einem gelingenden Leben zu unterstützen“, fasst Karin Witting zusammen, was sie am pastoralen Dienst begeistert. Sie war zuletzt in der GdG Rheydt-Mitte als Gemeindeassistentin tätig. „Bis jetzt ist noch nie ein Tag so zu Ende gegangen wie geplant, sondern immer anders, aber anders gut.“
Mit ihrer Begeisterung wollen die fünf die Menschen, denen sie in ihren zukünftigen Aufgabengebieten begegnen werden, anstecken. Melanie Thelen fasst das unter dem Begriff „Ermöglichung“ zusammen, mit Menschen gemeinsam Räume und Möglichkeiten schaffen, in denen sie ihre Vorstellungen von Glauben verwirklichen und leben können. Karin Witting ergänzt: „Jeder ist willkommen. Wir sind erst einmal da und schauen dann, was möglich ist.“
Corinna Zens fügt der Beschreibung noch den Begriff „Befähigung“ hinzu. Möglichkeiten schaffen und Menschen befähigen, diese zu nutzen, um ihren Glauben und wofür sie lebten, für sich zu finden und zu gestalten. Wichtig sei, Menschen ernst zu nehmen, betont Birgit Grömping. Das gelte zum Beispiel in der Zusammenarbeit mit Ehrenamtlichen. „Die sind alle schon groß und haben eigene Ideen. Wir sind nicht die Mehr-Wissenden“, sagt sie. Auch für Pierre-Willy Ngeyitala ist Augenhöhe wichtig: „Ich bin einer von ihnen. Wir sind als Team auf Augenhöhe unterwegs.“
Für die Zukunft von Kirche brauche es Einheit und Vielfalt. Die Vielfalt komme aus den Menschen, mit denen sie in ihren Aufgabenfeldern zu tun hätten: Kinder und Erwachsene in jeder Lebensphase und Lebenssituation von glücklich bis trauernd, von zweifelnd bis angekommen im eigenen Glauben, Menschen unterschiedlicher Herkunft und auch Religion, Menschen, die aus ganz individuellen Gründen Kontakt zu ihnen suchten.
Vielfalt, das seien auch die Formen, mit denen sie arbeiten könnten: Gottesdienstformen, soziale und karitative Angebote, Bibelarbeit, pilgern… Schon in der biblischen Botschaft selbst liege Vielfalt, sagt Birgit Grömping. Darin, was jeder raushöre und für sich mitnehme. „Menschen sind vielfältig. Deshalb müssen es auch unsere Angebote an sie sein“, bringt Pierre-Willy Ngeyitala es auf den berühmten Punkt.
Sie wollen die Menschen in den Mittelpunkt stellen, und zwar alle Menschen, nicht nur die, die sich in der Gemeinde einbringen oder zu den Gottesdiensten kommen. Kirche als Kirche aller Getauften. „Wir müssen ansprechbar sein, wegkommen von den Schubladen, den Blick weiten“, erklärt Corinna Zens. Wozu auch die Sprache gehöre, wie Birgit Grömping meint. „Wir müssen weg vom ‚Kirchensprech‘, sonst machen wir uns exklusiv.“
Christen glaubten alle an das Gleiche, doch es gebe viele Wege, es zu erreichen.
Ein „Wegweiser“, wohin es mit Kirche gehe, könne der „Heute-bei-dir“-Prozess im Bistum sein. „Es braucht Leitlinien und Ziele, die angestrebt werden“, sagt Karin Witting. „Wir müssen mehr auf Zusammenarbeit setzen, uns vernetzen. Wir arbeiten alle für dasselbe“, erklärt Birgit Grömping, auch mit Blick auf zukünftig größer werdende pastorale Räume und weniger Hauptamtliche. Von „Heute-bei-dir“ erwartet sie Hilfe und Unterstützung dabei, den Menschen in diesen Räumen gerecht werden zu können. „Es wäre schön, wenn wir da vom Arbeitgeber nicht vereinzelt werden.“ Allein werde es sehr schwer, stimmt Karin Witting zu. Der Wunsch des Kurses ist, dass im Alltag Zeit für diese wichtige Netzwerkarbeit bleibt und die auch vom Bistum als Arbeitgeber akzeptiert wird.
Für den Kurs heißt das, mit gutem Beispiel voranzugehen. Sie wollen auch weiterhin eine Einheit bilden und sich über Erfahrungen, Erlebnisse und Ideen austauschen und einander ein offenes Ohr bieten, wenn es mal irgendwo nicht so glatt läuft. Greift man das Gewürzbild vom Beginn noch einmal auf, hieße das: Gemeinsam wollen sie den „Gerichten“ Glaube und Kirche frische Würze verleihen, mal alleine, mal gemeinsam, sie Menschen wieder schmackhaft machen, sie neugierig machen, mal davon zu kosten oder mitzukochen und zu würzen.