Düren ist neben Berlin, Köln und Euskirchen ein Ausstellungsort in Deutschland für die dreimal 36 Trauerbekundungen von und für Menschen, die beim Einsatz von bewaffneten US-Drohnen umgekommen sind. Jedes der quadratischen Einzelstücke steht als Mahnmal für ein Leben, wie Galeristin Anne Bergmann beim Gottesdienst in St. Anna erläuterte. Dort sind die eindrucksvollen Kleinkunstwerke unter dem Titel „The Drones Quilt Project“ noch bis Monatsende ausgestellt.
„Shalom Chaverim“ sang die Gemeinde zu den Fürbitten, die Pfarrer Hans-Otto von Danwitz am letzten Sonntag der Weihnachtszeit vortrug. Frieden war die Botschaft, um die sich alles drehte, und auch um den Schutz, dessen gerade Kinder bedürfen. Die Kirche St. Anna mit der Gottesmutter-Mutter als Patronin, davon ist Seelsorger und „Hausherr“ von Danwitz überzeugt, ist ein perfekter Ort, um auf die Folgen und den Schmerz von Krieg aufmerksam zu machen. „Mutter Anna ist nach dem Krieg als Schutzmantel errichtet worden. Da passt diese Ausstellung ideal hin. Wenn es um Schutz von Kindern, von Opfern von Krieg und Gewalt geht, gibt es kein besseres Ambiente.“ Architekt Rudolf Schwarz hatte das zentrale Gotteshaus in Düren als Zufluchtsort und einen Raum der Geborgenheit für die von Kriegsleiden geplagten Menschen geplant.
So sind derzeit stellvertretend für das Leid und den Tod unschuldiger Zivilisten die drei Quilts als Wandbehänge zu betrachten. Vor allem die namenlosen Opfer dem Vergessen zu entreißen, ist ein Anliegen des Projektes. Oft sind es ein Name, ein Schriftzug, zuweilen aber auch kleine kunstvolle Bilder, die für sich stehen und doch genäht, gestickt, oder gemalt als Ganzes die Aussage sind. „Drohnen sind aus der Ferne gezündete Waffen. Sie reduzieren den Menschen auf einen Punkt, auf winzige Flecken auf einem Monitor in einem Kontrollraum. Der Quilt gibt Getöteten oder Verstümmel-ten ihre Würde und erinnert daran, dass hinter jedem Opfer einer bewaffneten Drohne eine echte Person steht,“ zitierte Galeristin Anne Bergmann vom Kleinen Kunstraum am historischen Rathaus Euskirchen. Sie hatte diese drei Quilts aus Berlin als Leihgabe in ihren Räumen gezeigt. Dort waren sie von einem Ehepaar aus Nörvenich gesehen und an die Dürener Gemeinde
St. Anna vermittelt worden.
Das Quilten sei, so erklärte Bergmann, eine uralte Kulturtechnik, die bereits im alten Ägypten angewandt wurde und in den USA weit verbreitet ist. „Quilten gilt als Kultur der Völker“, führte die Galeristin aus. Die Idee für dieses Kunst-Friedensprojekt stammt ursprünglich aus dem britischen Oxford. Hier wurde 2011 die Idee geboren, zum Thema Drohnenopfer Quilts zu erstellen, und an die US-Friedensbewegung weitergegeben. Dort wurde es als Kampagne für Gewaltfreiheit und Friedensfragen weiterentwickelt.
„Jeder Stoffblock gedenkt eines durch eine US-Kampfdrohne getöteten Kindes, dessen Name durch akribische Recherche vor Ort in Pakistan und im Jemen von der angesehenen britischen NGO The Bureau of Investigative Journalism festgestellt werden konnte“, heißt es auf der Webseite des Kunstprojektes. Froh ist Anne Bergmann, dass St. Anna als Ausstellungsraum dient: „Wir erreichen durch die Kirchen viel mehr Menschen als sonst“, ist die Erfahrung von Anne Bergmann, Mitglied des Friedensforums in Köln und der deutschen Friedensgesellschaft, Verband der Kriegsdienstverweigerer.
Noch einmal wird die Ausstellung Thema sein: Am Sonntag, 16. Januar, hält Stefan Voges, pastoraler Mitarbeiter im Büro der Regionen Düren und Eifel sowie geistlicher Beirat der katholischen Friedensbewegung Pax Christi im Bistum Aachen, im 18-Uhr-Gottesdienst eine Predigt zur Ausstellung. Die Pax-Christi-Gruppe Düren sowie der regionale Katholikenrat Düren unterstützen die Realisierung der Ausstellung.