Eine verpflichtende „Franz von Sales“-Stunde im Lehrplan der Klasse 5? Das klingt zunächst etwas befremdlich. Im Gymnasium Haus Overbach dient sie der Besinnung auf Leben und Wirken des Patrons und die christlichen Werte.
„Das ist keine Benimmstunde“, sagt Schulleiter Thorsten Vogelsang lächelnd, „es gibt auch keine Noten.“ Diese besondere Unterrichtsstunde soll den „Overbacher Geist“ spürbar machen und schon in den ersten Gymnasialklassen verankern – durch Wissen um die Inhalte, aber auch praktische Aktionen, Elemente von Persönlichkeitsstärkung sowie die praktische Auseinandersetzung mit Grundformen von Liturgie und Glauben. Es ist ein Baustein in der Umsetzung des christlichen Profils neben religiösen Orientierungstagen, dem jährlichen Patronatstag im Januar, Sozialpraktikum und selbstverständlich regelmäßigem Gottesdienstangebot.
Die Schule hat sich selbst einen Leitfaden für ihr religiöses Profil „ins Aufgabenheft“ geschrieben. Anlass war eine vom Bistum Aachen initiierte Qualitätsanalyse, die die Frage gestellt hatte: Was macht die Schule, wenn der Orden der Oblaten des hl. Franz von Sales nicht mehr Träger ist? Hintergrund: Die Übergabe an das Christliche Jugenddorfwerk Deutschlands (CJD) erfolgte 2018. Frage zwei: Wer sorgt dafür, dass das christliche Profil gelebt wird und auch erhalten bleibt?
„Ich sehe trotz des Rückzugs des Ordens 2018 in den pas-toralen Angeboten keinen Rückschritt“, sagt Schulleiter Vogelsang reflektierend zur Fragestellung eins. „Wir haben hier viel Kraft eingesetzt, weil es für uns eine Identifikationsaufgabe ist.“ Die Schulgemeinschaft, müsste die Antwort auf Frage zwei lauten, und hier allen voran die Lehrerschaft als Vorbilder.
In diesem Sinn hat es noch kurz vor dem ersten Lockdown ein zweitägiges Treffen mit Ordensvertretern, die eigens aus dem Mutterhaus in Wien angereist waren, und mit dem Lehrerkollegium gegeben, um den „Overbacher Geist“ zu vertiefen. In Impulsvorträgen und Workshops wurde zum Leben des Franz von Sales, zur Philosophie und seinen Texten gearbeitet. „Das war eine Kardinalsentscheidung“, betont Vogelsang. Vor allem für die jungen Kolleginnen und Kollegen sei das wichtig für das Verständnis: „Was hält uns hier zusammen?“ Zur Verstetigung sollen diese Treffen regelmäßig wiederholt werden.
Zuallererst ist aber auch das Gymnasium Haus Overbach eine Schule und dazu eine, die sich seit zwei Jahren auf den Weg gemacht hat, bis 2028 ab Klasse 7 alle Schülerinnen und Schüler „i-Pad-fähig“ zu machen. Aber: „Es geht uns als Schule nicht darum, dass wir digitale Bildung vermitteln, sondern wir wollen gute Bildung für eine digitale Welt vermitteln.“ In guter Bildung stecke immer Werteorientierung mit drin.“
Und eine Vision hat das Gymnasium Haus Overbach in diesem Zusammenhang auch: Es will mit der Jugendgemeinde der Pfarrei Heilig Geist Jülich kooperieren. „Junge Menschen, die hier Abitur machen, mit Overbach zu verbinden als ein Ort von Kirche“ ist die Idee. Dafür hätte Haus Overbach gerne eine Unterstützung durch das Bistum. Eine „schuleigene“ Kirche kann Overbach hierfür in die Waagschale werfen. Thorsten Vogelsang ist der Überzeugung, „dass Schule sich im Zusammenspiel mit Kirchen weiterentwickeln muss. Wir müssen in die Jugend investieren, und das möglichst schnell.“