„Die Vielfalt hat uns fast erschlagen“, blickt Guido von Büren auf die erste Bestandsaufnahme zu Beginn des Projekts zurück. Von abstrakt bis figürlich, von bunt bis monochrom – alle wichtigen Strömungen der Glasmalerei-Kunst der Nachkriegszeit sind vertreten.
Am Anfang stand die Idee, eine Art Bestandsaufnahme der „gläsernen Schätze“ im Jülich-Dürener Land zu machen. Für dieses Projekt gewann der Historiker Guido von Büren die Kunsthistorikern Dr. Iris Nestler als Mitherausgeberin. Fünf Jahre später ist das Werk vollbracht, Qualität und Vielfalt der gläsernen Schätze haben selbst die Herausgeber überrascht. „Der Band kann fast als Kompendium der Glaskunst in der Entwicklung des 20. Jahrhunderts angesehen werden“, bilanziert von Büren.
Während des Zweiten Weltkriegs wurden viele Kirchen im Jülich-Dürener Land zerstört oder schwer beschädigt. Im Zuge des Wiederaufbaus entstanden seit den 1950er-Jahren bedeutende Glasmalerei-Zyklen. „Wir wollen auf diese Schätze aufmerksam machen“, sagt Guido von Büren. Zum einen, da es sich um sehr fragile Kunst handelt, die täglich Umwelteinflüssen und Vandalismus ausgesetzt ist, zum anderen aber auch, weil zunehmend Kirchengebäude zur Disposition stehen. „Es ist nicht immer klar, was am Ende mit der Glasmalerei passiert. Architekturgebundene Glasmalerei wurde für einen spezifischen Ort geschaffen“, erklärt er.
Die hochwertigen Fotografien des Bandes präsentieren die Gläser für die Ewigkeit so, wie es sich Auftraggeber und Künstler einst gedacht haben. Mit vielen farbigen Abbildungen auf 536 Seiten, einem Standortverzeichnis und Künstlerbiografien soll der Band nicht nur einen aktuellen Stand der Forschung bieten, sondern ebenso „Genuss und Anreiz für jeden Leser“ sein, die besprochenen Orte aufzusuchen.
Am Projekt beteiligt waren 16 Autorinnen und Autoren mit ausgewiesener Expertise zum Thema Glasmalerei des 20. und 21. Jahrhunderts, die in ihren Aufsätzen die neuesten Erkenntnisse zu den Werken des Jülich-Dürener Raums und zur Entwicklung der Glaskunst im Allgemeinen zusammengefasst haben. Der Hauptteil des Bandes stellt 51 Künstlerinnen und Künstler vor, die ihre Spuren hinterlassen haben, darunter Otmar Alt, Wilhelm Buschulte, Hermann Gottfried, Marianne Hilgers, Maria Katzgrau, Georg Meistermann, Ludwig Schaffrath, Nína Tryggvadóttir, Herb Schiffer und Anton Wendling. Bei den Künstlern Erich Feld und Peter Dohmen gehen die Autoren über den Kreis Düren hinaus: Feld war vor allem im Ruhrgebiet aktiv, Dohmen schuf beeindruckende Werke in den USA. Beide Künstler sind aber biographisch eng mit der Region verbunden.
„Wir wollen mit dem Band die gläsernen Schätze ins öffentliche Bewusstsein rücken und den Blick für die Bedeutung der oft mit immensem Aufwand geschaffenen Glaskunst schärfen“, sagt Guido von Büren. Während der Recherchen habe sich oft herausgestellt, dass es bisher keine oder nur eine sehr geringe Dokumentation gab. Auch die (nicht immer vollständigen) Einträge in der Datenbank zur Glasmalerei im Rheinland entsprachen eher einer „Schnellinventur“. Es war viel Feldforschung notwendig. Mit Dr. Iris Nestler wurde eine Mitstreiterin gewonnen, die schon viel zu Meisterwerken der Glasmalerei im Rheinland publiziert hat. „Auch der Verlag hat eine entsprechende Expertise und war bereit, viel Aufwand zu betreiben“, bedankt sich Guido von Büren.
„Gläserne Schätze im Jülich-Dürener Raum“ ist im B. Kühlen Verlag erschienen (ISBN 978-3-87448-533-3) und für 89 Euro erhältlich. Initiiert wurde das Projekt vom Jülicher Geschichtsverein zum 100-jährigen Bestehen und der Pfarrei Heilig Geist Jülich, finanzielle Unterstützung gab es von der NRW-Stiftung und dem Landschaftsverband Rheinland.