Nachhaltigkeit darf nicht in der Theorie verharren. Wie sie gelebt werden kann, zeigt sich an der Bischöflichen St.-Angela-Schule in Düren.
Der Naturraum aus Bienengarten, Bienenwiese und Lehrbienenstand stellt eine Bereicherung für die Schule dar, um Jugendlichen ganz praktisch und zum Greifen nah an Ökologie, Artenvielfalt und Nachhaltigkeit heranzuführen und die eigene Lebensweise mit ihren Folgen für die Umwelt zu reflektieren.
Für die Umsetzung des Projekts haben sich zwei Partner gesucht und gefunden: Die Bischöfliche St.-Angela-Schule wollte mit der Einrichtung eines Bienengartens einen besonderen und praxisnahen Lernort schaffen – und der Imkerverein Rurtal fand im Schulgarten einen Platz für den Lehrbienenstand, um den Imkernachwuchs praktisch ausbilden zu können.
Von der Zusammenarbeit profitieren sowohl die Schülerinnen und Schüler als auch die Imker. Das begann schon mit der Planung und Anlage des Gartens, bei denen der Nachwuchs kräftig mit anpackte. Zur offiziellen Eröffnung der „kombinierten Ausbildungsstelle“ segnete Pfarrer Hans-Otto von Danwitz den Bienengarten und bat um Gottes reichen Segen für das Projekt und den Naturraum.
„Wir haben schon länger einen geeigneten Ort für einen Lehrbienenstand gesucht“, berichtet Georg Janzen, Vorsitzender des Imkervereins Rurtal. Auf Vermittlung des Vorstandsmitglieds Anna Christina Kleinlosen, die an der St.-Angela-Schule unterrichtet und als Bienenpädagogin die Bienen-AG leitet, schlossen Schule und Verein einen Kooperationsvertrag, von dem beide Seiten profitieren.
Auf einer Grünfläche der Schule wurden mit vereinten Kräften Bienengarten und Lehrbienenstand angelegt – inklusive solarbetriebener Bienentränke. Die Schülerinnen und Schüler legten unter anderem aus alten Naturstein-Gehwegplatten Trockenmauern an. Unter der „Bau- und Pflanzaufsicht“ von Imkerin Sandra Voigt wurden Stauden gepflanzt und Kräuterbeete angelegt.
Viele Mitglieder des Vereins spendeten Pflanzen aus dem eigenen Garten. Der Bienengarten hat nun Platz für die Völker der schulischen Arbeitsgemeinschaft und vier Völker für Ausbildungszwecke des Vereins.
Um das Projekt auch den Wildbienen schmackhaft zu machen, wurde ein eigener Wildtierteil angelegt, der mit vielen unterschiedlichen Pflanzen Nahrung bietet. Nisthilfen, ein Bienenhotel sowie von den Schülerinnen und Schülern geschaffene informative Schautafeln und Schaukästen runden alles ab.
Die St.-Angela-Schule begann bereits 2018 mit der Imkerei. Die ersten Schritte zur bienenfreundlichen Gestaltung bestanden darin, die Fläche neben dem Schwesternfriedhof auf dem Schulgelände durch eine artenreiche Bepflanzung attraktiv für Insekten, darunter auch Bienen, zu gestalten und Bienenstöcke aufzustellen.
Doch dabei sollte es nicht bleiben. Seit Beginn der Arbeiten im April ist nicht nur auf der „Baustelle Bienengarten“ viel passiert, der Imkerverein hat auch den ersten Kurs für fast 40 Jungimker erfolgreich beendet.
„Besonders schön ist, dass auch fünf Schüler den Kurs erfolgreich abgeschlossen haben“, sagt Lehrerin Anna Christina Kleinlosen.
Einer der Absolventen ist Henry Diebels, der zuvor schon Mitglied der Bienen-AG war. „Ich habe mich für das Imkern interessiert und dachte mir, es ist besser, vorher mehr darüber zu wissen, als nachher etwas falsch zu machen“, sagt der Elfjährige.
Sechs mal drei Stunden nahm er in der Freizeit an der Ausbildung teil, um mit einem Volk, das im Garten der Großmutter eine Heimat fand, in die Hobby-Imkerei durchzustarten. Die Startausrüstung ließ er sich zum Geburtstag schenken.
Generationenübergreifend können Artenschutz und verantwortungsvolles Handeln miteinander verbunden werden. „Schülerinnen und Schüler lernen hier anders, und sie lernen nicht nur von Lehrerinnen und Lehrern“, weiß die Pädagogin.
Übrigens gibt es auch einen ganz praktischen Nutzen der Kooperation: Über 30 Kilogramm Honig konnten schon gewonnen werden, der unter anderem bei Schulereignissen genutzt beziehungsweise für den guten Zweck verkauft wird.
Auf dem Schulgelände soll noch ein mit Spenden finanzierter Container samt technischer Ausstattung installiert werden, der als sogenannte Honigküche dient. Dann können die Waben direkt vor Ort geschleudert und der Honig abgefüllt werden.
Um unter anderem eine bienenfreundliche Hecke anzulegen und weitere Schutzkleidung anzuschaffen, sind weitere Spenden willkommen.
Was müssen wir heute tun, damit die Zukunft für alle gut wird?
Diese Überlegungen standen im Mittelpunkt der Woche der „Weltfairänderer“. Ein Team von Studierenden aus der kirchlichen Jugendarbeit im Bistum Aachen war zu Gast in der Bischöflichen St.-Angela-Schule und teilte mit Schülerinnen und Schülern sein Wissen darüber, welche Möglichkeiten wir selbst haben, beispielsweise den Klimawandel zu beeinflussen.
In Workshops wurde diskutiert und erlebt, wie Nachhaltigkeit aussehen kann, ob bei Kleidung, Smartphones oder der Frage, wie und was wir essen.
Beleuchtet wurden auch soziale Aspekte von Nachhaltigkeit, also die Frage nach der gesellschaftlichen Mitte und dem Umgang mit Flucht und Migration.
Während der ganzen Woche gab es weitere Aktionen. Zum Beispiel bereiteten die Schülerinnen und Schüler einen Mittags-Snack für Kunden der Dürener Tafel vor.