Im Jahr 814 gründete Abt Benedikt von Aniane unweit von Aachen das Kloster Inda (später Kornelimünster). Als Berater Kaiser Ludwig des Frommen setzte er die Geltung der Ordensregeln des Benedikt von Nursia im Frankenreich durch. Dennoch ist er weitgehend unbekannt.
Anlässlich seines 1200. Todestages im vergangenen Jahr hatten die Abtei Kornelimünster, das Institut für Katholische Theologie der RWTH Aachen, und der Geschichtsverein für das Bistum Aachen mit einem Jahr Verspätung wegen Corona zu einer Tagung nach Kornelimünster eingeladen. Ziel war es, das Leben Benedikts, sein Wirken und seine Rezeption näher zu beleuchten.
Geboren wurde Benedikt von Aniane um 750 in Südfrankreich als Sohn einer westgotischen Adelsfamilie unter dem Namen Witiza. Erzogen wurde er am Hof des fränkischen Königs Pippin, dem Vater Karls des Großen. Später trat er in den königlichen Dienst ein und nahm am Langobardenfeldzug Karls teil, ehe er sich für das Leben als Mönch entschied und sich der Gemeinschaft von Saint-Seine bei Dijon anschloss.
Dort folgte er zunächst dem Weg strenger mönchischer Askese, wandte sich dann jedoch den Regeln des heiligen Benedikts von Nursia zu. Er verließ die Gemeinschaft, um 776/77 in Aniane bei Montpellier eine eigene Klostergemeinschaft zu gründen, frei von den Traditionen einer bereits bestehenden Institution. Es entstand ein Kloster mit Klosterschule, das, wie Walter Kettemann, einer der Referenten der Tagung, ausführt, zu einem Zentrum karolingischer Gelehrsamkeit wurde. Ein Verdienst wohl auch des Smaragd von Aniel, dem Leiter der Klosterschule.
Benedikt von Aniane, wie er sich nun nannte, und sein Kloster gewannen schnell an Bedeutung in diesem Teil des Frankenreichs und bei Karls Sohn, Ludwig, der diesen Teil des Reiches verwaltete. Zahlreiche geistliche Gemeinschaften im südlichen Frankenreich übernehmen die Benediktsregel für sich. Als Ludwig der Fromme 814 die Nachfolge Karls des Großen als Herrscher übernimmt, wird Benedikt zu einem seiner wichtigsten Berater, wohl nicht nur in Fragen der Kirchenreform.
Von 816-818 führt Ludwig mit Benedikt von Aniane die Aachener Reformsynode durch. Zuvor hat dieser unweit der Kaiserpfalz und dem Hof in Aachen ein weiteres Kloster in Inda, dem heutigen Kornelimünster, gegründet. Es sollte auf Grundlage der Regel des Benedikt von Nursia ein Muster für das Mönchstum im Frankenreich sein.
Dadurch wurden die verschiedenen Traditionen, die über die Jahrhunderte entstanden waren, vereinheitlicht und die Benediktregel zur Grundlage für Klöster im Mittelalter. Benedikt von Anianes größter Verdienst oder das, was auf Wunsch seiner unmittelbaren Nachfahren von ihm in Erinnerung bleiben sollte.
Am 11. Februar 821 stirbt er in seinem Kloster in Kornelimünster. Kaiser Ludwig stiftet einen steinernen Sarkophag, in den seine Mitbrüder Benedikt drei Tage nach seinem Tod umbetten und endgültig bestatten. In einem Brief an den Abt des Klosters in Aniane berichten die Mönche davon. Gemeinsam mit Papst Kornelius, dessen Reliquien in Kornelimünster verehrt werden und der dem Ort zu seinem Namen verhilft, ist Benedikt Patron der Abtei Korneli- münster. Ein Glasfenster-Zyklus in der heutigen Abteikirche zeigt Szenen aus dem Leben Benedikts von Aniane.
Warum der Gründungsabt der Abtei Kornelimünster nicht bekannter ist, das Kloster über seinen Tod hinaus keinen Einfluß gewinnen konnte und Benedikt in erster Linie in seiner südfranzösischen Heimat verehrt wird, mag unter anderem daran liegen, dass seine Reformen nach seinem Tod nicht unumstritten waren. Vor allem im oberdeutschen Raum wirkten seine Reformimpulse weiter. Benedikts Grab in Kornelimünster geriet zudem in Vergessenheit. Es konnte bis heute nicht gefunden werden, obwohl es im 19. Jahrhundert nicht an Grabungen und Bemühungen mangelte, die jedoch alle erfolglos blieben.
Die Tagung hat versucht, einen Beitrag zu leisten, ihn ein wenig aus dem Schatten zu holen und die vielschichtige Persönlichkeit hinter dem Klosterreformer zu zeigen.