Fietsen für den Frieden

Von Dülken aus startet eine Radwallfahrt über Deutschland und die Schweiz nach Rom

Startklar zur Trainingsfahrt: Neun Teilnehmer haben sich in Dülken eingefunden, um sich auf die Radwallfahrt nach Rom vorzubereiten. (c) Kathrin Albrecht
Startklar zur Trainingsfahrt: Neun Teilnehmer haben sich in Dülken eingefunden, um sich auf die Radwallfahrt nach Rom vorzubereiten.
Datum:
6. Apr. 2022
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 14/2022 | Kathrin Albrecht

1650 Kilometer sind es von Viersen-Dülken bis Rom. Zwölf Tage benötigt man mit dem Fahrrad dafür. Genau das haben zwölf Menschen aus der Pfarrei St. Cornelius und Peter vor. Sie starten im Juli per Rad zu einer Radwallfahrt nach Rom.

Organisiert wird die Radwallfahrt von Harald Hüller. Was Radwallfahrten angeht, ist der Pastoralreferent ein alter Hase: „Ich bin schon während meines Studiums mit Freunden aus Grefrath gefahren.“ Für Harald Hüller wäre es auch die zehnte Radwallfahrt in die Ewige Stadt am Tiber. Mit Jugendlichen aus Neersen und Viersen ist er schon einmal per Rad nach Rom gepilgert. Auch von Dülken aus ging es auf Pilgerfahrt, zuletzt 2018: „Da waren wir sieben Leute.“ Das Interesse sei im Vorfeld oft sehr hoch, erzählt Harald Hüller, doch oft scheitere eine Teilnahme dann am organisatorischen Drumherum.

Derzeit sind es zwölf, die sich für die Radwallfahrt angemeldet haben. Sie erwartet ein strammes Programm: Pro Tag werden 120 bis 160 Kilometer zurückgelegt. Das braucht Vorbereitung. An acht Terminen trainiert die Gruppe gemeinsam, die übrige Zeit bereiten sich die Radwallfahrer individuell vor. „Die gemeinsamen Fahrten dauern ungefähr zwei bis drei Stunden. Jeder kommt, wie er Zeit hat. Wir haben auch vor, einmal eine Etappe nachzustellen,“ erzählt Harald Hüller. Und auch wenn es Richtung Süden geht, müssen sich die Teilnehmenden unterwegs auf Wind und Wetter einstellen. Doch das gehöre zu einer Pilgerfahrt eben auch dazu, meint Harald Hüller.

Es geht durch Deutschland (Stationen sind unter anderem Remagen, Alzey und Rastatt), die Schweiz und Italien. Dort geht es über Lecco, Parma, La Spezia und Portobello nach Rom. In Rom werden die Wallfahrer drei Tage verbringen. „Unter anderem besuchen wir das Grab des heiligen Cornelius. Das stellt auch einen Bezug zu unserer Pfarrei her”, erzählt Hüller, der seit September 2021 wieder mit einer halben Stelle als Pastoralreferent in der Pfarrei tätig ist. Für ihn steht neben der sportlichen Herausforderung aber auch die spirituelle Erfahrung im Mittelpunkt. „Sich auf den Weg machen, ein Ziel haben, nachdenken“: Das macht für ihn den Reiz der Wallfahrt aus.

Zu den Teilnehmenden zählt auch Giovanni Solinas, Kirchenmusiker an St. Cornelius und Peter. Für ihn ist es das erste Mal, dass er an einer derart langen Wallfahrt teilnimmt. „Pilgern könnte man auch im Sinne von Franz Liszt verstehen“, sagt er. Der Komponist reiste während seiner „Wanderjahre“ durch ganz Europa und verarbeitete diese Zeit in seinen Kompositionen. Die „Années de Péleri-nage“ beschreiben die Eindrücke seiner Schweizreise.

Solinas verbindet das Pilgern mit innerer Ruhe. Der Kirchenmusiker möchte auf dem Weg auch musikalische Impulse setzen. Soweit dies möglich ist, möchte er am Abend an den Stationen kurze, zehnminütige Konzerte mit Improvisationen und eigenen Kompositionen spielen. 
Die Impulskonzerte finden im Rahmen des Projektes „Grün unterwegs“ statt, mit dem das Goethe-Institut professionelle Künstler unterstützt, Konzepte zum Thema nachhaltiges Reisen zu entwickeln und im Rahmen einer ressourcenschonenden Musikreise umzusetzen. Für Solinas ist die Wallfahrt in mehrfacher Hinsicht eine Herausforderung: „So etwas habe ich noch nie gemacht. Ich hoffe, dass am Abend nach dem Radfahren auch die Kraft reicht, denn Orgel spielt man mit dem ganzen Körper.“  

Der Krieg in der Ukraine ist noch eine  Unbekannte in den Planungen

Das Ziel der Wallfahrt: Rom mit dem Vatikanstaat und dem Petersdom im Zentrum. (c) www.pixabay.com
Das Ziel der Wallfahrt: Rom mit dem Vatikanstaat und dem Petersdom im Zentrum.

In die Vorbereitungen und die Vorfreude platzten die jüngsten Ereignisse. Der Angriff Russlands auf die Ukraine hat auch Harald Hüller betroffen gemacht. Er beschloss, die Wallfahrt unter ein Motto zu stellen: „Fietsen für Frieden und Freiheit“.  Außerdem ist eine Spendenaktion damit verbunden. „Pro gefahrenem Kilometer kann gespendet werden. Mindesteinsatz ist 1 Cent“, erläutert Hüller. Der Krieg in der Ukraine bringt auch Unsicherheit in die Planungen. „Wenn es sich weiter zuspitzt, müssen wir entscheiden, ob wir fahren oder nicht“, meint Hüller.

Kaum eine Rolle bei den Vorbereitungen spielt hingegen Corona. Die Pandemie hat seit zwei Jahren das öffentliche Leben und auch das Reisen ausgebremst. „Es wird möglicherweise eine Rolle spielen, wenn die Schutzbestimmungen wieder verschärft werden“, meint Harald Hüller. In Deutschland und der Schweiz übernachten die Teilnehmenden in Pfarrheimen; in Italien wird unterwegs gezeltet. Ein Begleitfahrzeug ist für das Gepäck und Material bereitgestellt.

Wer sich der Wallfahrt noch anschließen möchte, sei herzlich willkommen, sagt Harald Hüller. Eine Bedingung gibt es dabei allerdings: „Keine E-Bikes. Das wäre anderen Teilnehmenden gegenüber unfair. Und wir haben unterwegs nicht immer die Möglichkeit, die Akkus aufladen zu lassen.“

Diejenigen, die sich schon fest für eine Teilnahme entschieden haben, haben sich inzwischen zu einer Trainingsfahrt eingefunden. Die meisten von ihnen haben schon einmal an einer Radwallfahrt teilgenommen. Jona Wolkes ist 2018 mit nach Rom gefahren. „Hinterher war er so begeistert, dass er meinte, ich müsse das auch mal ausprobieren”, erzählt Vater Achim Wolkes. „Also wenn nicht jetzt, dann nie, und darüber hinaus ist es für 
einen guten Zweck.“

Für Stefan und Frederik Hüpkes ist es die „Mischung aus sportlicher Herausforderung und Gemeinschaft“, die die Wallfahrer unterwegs erleben. Für Maria Wittig ist es nach 2010 und 2011 das dritte Mal, dass sie per Rad in Gemeinschaft pilgert. Georg Klöters hofft, unterwegs „den Kopf frei zu bekommen und bewusst eine Auszeit vom Alltag erleben“ zu können. Georg Wichtrup hat sich „durch einen Freund anstiften lassen“.
Los geht es für alle Richtung Rom am 23. Juli; die Rückkehr nach Dülken ist für den 6. oder 7. August geplant.


Wer noch mitfahren möchte, kann Kontakt mit Harald Hüller aufnehmen: Tel. 0 21 62/
45 01 50, E-Mail: harald.hueller@st-cornelius-und-peter.de; weitere Auskunft gibt es 
unter https://st-cornelius-und-peter.de/