Fest, das in die Herzen geht

Von der Bedeutung der Taufe, der Aufnahme in die Gemeinde und der Aufgabe der Paten

In der Pfarrei St. Lukas wird jedem Täufling ein Fisch als Symbol zugeordnet, der in St. Anna bis zur Abholung aufgehängt wird. (c) Dorothée Schenk
In der Pfarrei St. Lukas wird jedem Täufling ein Fisch als Symbol zugeordnet, der in St. Anna bis zur Abholung aufgehängt wird.
Datum:
13. Jan. 2021
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 02/2021| Dorothée Schenk

Im Januar feiern die Katholiken das Fest „Taufe des Herrn“. Mit dem Weihwasser beim Betreten der Kirche und dem Kreuzzeichen findet immer wieder die spirituelle Erneuerung dieses Sakramentes statt. Was bedeutet Taufe für Familien, Paten und Priester in der heutigen Zeit? Die KirchenZeitung hat sich in St. Lukas Düren umgehört. 

Johannes tauft Christus im Jordan. (c) www.pixabay.com
Johannes tauft Christus im Jordan.

Rund 200 Taufen, so weiß Taufkatechetin Susanne Hempel, werden jedes Jahr in der Pfarrei gespendet. Da steht schon die erste Frage im Raum: Was ist eine Tauf-katechetin? Das ist eine Besonderheit in St. Lukas: Dort gibt es eine Taufkatechetengruppe, die sich monatlich mit den Familien trifft, die sich auf das Sakrament vorbereiten. Eingeladen sind die Eltern, aber auch Paten, Großeltern und Geschwisterkinder.

„Mit der damaligen Gemeindereferentin Christina Rügenberg“, erzählt Susanne Hempel, „hatten wir überlegt, dass es wichtig ist, dass auch Laien sagen, warum sie taufen, was sie empfunden haben, welche Symbole es gibt.“ Die Resonanz sei großartig, und gemeinsam werde die Frage beantwortet, was die Menschen mit der Taufe verbinden und welchen Hintergrund sie hat. „Damit es nicht nur das äußere Fest ist, sondern auch in die Herzen geht“, gibt die Katechetin gleich die sinngebende Bedeutung dazu.

Über dem Taufbecken in der Pfarrkirche St. Anna hängt ein großer stilisierter Fisch, an dem viele kleine Stofffische hängen. Sie stehen für die Täuflinge, die in diesem Jahr das Sakrament empfangen haben. Auch sie gehen auf eine Idee der Taufkatechetengruppe zurück. „Wir wollen unsere Neuankömmlinge in der Gemeinde willkommen heißen“, lautet die Begründung. Denn in St. Lukas gibt es die schöne Tradition, für Verstorbene als sichtbares Zeichen des Gedenkens ein Kreuz in der Kirche aufzuhängen, das den Angehörigen dann zum Sechswochenamt ausgehändigt wird. 


Selbstverständlichkeit, Wertevermittlung und der Schutz Gottes

Angelehnt daran werden nun die Fische für die Täuflinge bis zu einer gemeinsamen Segnungsfeier angebracht. Genäht werden sie von jungen Menschen beim Sozialwerk Dürener Christen, die alle selbst einen schweren Start ins Leben hatten, erläutert Hempel. Eine wunderbare Verbindung, wie sie findet. In diesem Jahr musste der gemeinsame Gottesdienst entfallen. Stattdessen kamen die Kinder mit ihren Eltern und zum Teil auch Angehörigen und Paten am Tag der Heiligen Familie, erhielten von Pfarrer Hans-Otto von Danwitz einen persönlichen Segen und konnten ihren Fisch als Erinnerung mit nach Hause nehmen.

So wie Charlotte Mörkens, die an diesem Tag mit ihren Eltern Christiane und Christian, Bruder Constantin und Großmutter Heide in die Annakirche kam. Für die Familie war es selbstverständlich, dass die Tochter als Baby getauft werden würde. „Das haben wir nicht in Frage gestellt.“ Sie möchten ihr Kind gerne beschützt wissen. Falls Krankheit oder noch schlimmer der Tod das Kind ereilen sollte, „ist es mir wichtig, dass es getauft ist, damit es schon in Gottes Nähe war“, sagt Mutter Christiane. Ebenso gehört die Taufkerze für sie dazu. Zur Geburt der Schwester hatte Constantin im Kindergarten die Kerze mit Namen und Geburtsdatum von Charlotte bekommen. 

Schon im Krankenhaus haben Patricia und Benedikt Dubil ihre Tochter Mathilda segnen lassen. „Das war uns ein Herzensanliegen“, sagen die Eltern. „In der heutigen Zeit spielt Gott vielleicht nicht mehr eine so große Rolle – aber er ist Teil in unserem Leben, und uns ist wichtig, dass sie damit groß wird“, erläutert die Mutter. „Wir wollen ihr diese Werte vermitteln“, ergänzt der Vater. Dass es eine Kindstaufe werden würde, stand auch für diese beiden außer Frage: „Viele sagen: Sie können später wählen. Aber ich finde: Sie kann sich auch später dagegen entscheiden und einen anderen Weg gehen.“  


Das Netz als wichtiges Symbol für das Eingebundensein in die Gemeinschaft 

Nicht in Worte fassen kann Elia Moshe die Gründe, die für eine Taufe sprechen. „Das ist der Glaube, das kann man nicht begründen“, sagt er. Ein Grundgerüst fürs Leben, und so ist die Taufe eine „Familienangelegenheit“ im wahrsten Sinne gewesen: Seine Tochter und Patentochter, das Kind seines Bruders, sind gemeinsam getauft worden, und das war von solcher Bedeutung, dass er sogar eine Facebook-Gruppe mit Videostream erstellt hat, damit alle, die coronabedingt nicht vor Ort sein konnten, trotzdem teilhaben konnten. Welchen Taufspruch sie gewählt haben? „Den mit den Engeln“, lächelt Elia Moshe und meint Psalm 91,11f: „ Denn er befiehlt seinen Engeln, dich zu behüten auf all deinen Wegen. Sie tragen dich auf Händen, damit dein Fuß nicht an einen Stein stößt.“ 


Bewusst ist das Patenamt in der Familie geblieben, und auch bei dieser ist der Glaube das Fundament, bestätigt Mutter Vanessa Moshe-Krause, deren Schwester, ehemals Messdienerin, wie betont wird, in dem Bewusstsein das Patenamt übernommen habe, dass sie auch als Katholikin als geistliche Begleiterin des Täuflings gefordert ist. 
Viele, aber nicht alle wissen, welche Aufgaben mit Übernahme der Patenschaft in der katholischen Kirche verbunden ist: Neben der Unterstützung des Kindes gilt es nämlich mitzuhelfen, dass der Getaufte ein der Taufe entsprechendes christliches Leben führt und die damit verbundenen Pflichten erfüllt. Darüber werden sie in der Taufkatechese in St. Lukas auch aufgeklärt. Für die ganze Familie inklusive Paten gibt es eine Broschüre zum Nachlesen an die Hand, in dem auch steht, „wie man nach der Taufe Glauben weiterleben kann“, erläutert Susanne Hempel, so etwa durch gemeinsames Anzünden von Kerzen in der Kirche, den Besuch von Familienmessen und vieles mehr.  

Taufe, so formuliert es Pfarrer Hans-Otto von Danwitz, sei etwas sehr Persönliches, in der man Gott das Kind zum Schutz ans Herz lege. Seitdem die Idee mit der symbolischen Erinnerungsgabe der Fische in St. Lukas gepflegt wird, stellt der Pfarrer auch gerne das Evangelium, in dem von den Jüngern erzählt wird, die eine ganz Nacht lang vergeblich versucht haben, Fische zu fangen, in das Zentrum seiner Taufgottesdienste. Jesus schickt sie erneut aus mit den Worten: „Werft das Netz auf der anderen Seite aus.“ „,Auf Dein Wort hin‘, sagen die Jünger dann. Es geht darum, Kinder dahin zu führen, dass sie auf Gottes Wort hören.

Dass Auferstehung – und deswegen zünden wird die Taufkerze an der Osterkerze an – nicht etwas für die Zeit nach dem Tod ist, sondern immer wieder Aufstehen bedeutet. Es immer neu zu versuchen, immer neu zu probieren, dass ist etwas, das man den Kindern bei der Taufe mit ans Herz legt“, erklärt Hans-Otto von Danwitz. Eltern sollten ihre Kinder dahin führen, zu glauben: „Gib niemals auf, Gott ist immer bei dir.“ Das sei auch ein Aufruf an die Eltern, wenn die Kinder größer würden, dass auch sie „das Netz immer wieder auswerfen“. Die Fische und das Netz seien für die Taufe ein gutes Symbol: „Wir sind eingebunden in ein Netz auch mit den Paten und Großeltern und der ganzen Gemeinde. Das wird hier schön deutlich.“