Fasten für den Klimaschutz

Der Verzicht auf Süßigkeiten ist populär in der Fastenzeit. Aber es gibt noch andere Möglichkeiten

Beim Autofasten geht es darum, auf Alternativen wie Bus, Bahn oder Fahrrad zurückzugreifen. Das schafft auch auf den Straßen Platz. (c) Garnet Manecke
Beim Autofasten geht es darum, auf Alternativen wie Bus, Bahn oder Fahrrad zurückzugreifen. Das schafft auch auf den Straßen Platz.
Datum:
20. Feb. 2024
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 08/2024 | Garnet Manecke

Auch wenn es viele Menschen nicht mehr aus religiösen Gründen praktizieren, steht das Fasten hoch im Kurs. Meist wird auf Alkohol, Süßigkeiten oder Tabak verzichtet. In der Fastenzeit geht es darum, sich auf Wesentliches zu besinnen. Aber diese Zeit gibt auch Gelegenheit, sich anderen Formen und Themen zu öffnen. Einige Angebote und Anregungen, die zur kirchlichen Fastenaktion „Klimafasten“ passen.

Kein Fleisch zu essen, steht auf der Fasten-Rankingliste ganz oben, gleich neben dem Verzicht auf Süßigkeiten. (c) Garnet Manecke
Kein Fleisch zu essen, steht auf der Fasten-Rankingliste ganz oben, gleich neben dem Verzicht auf Süßigkeiten.

24 katholische und evangelische Institutionen laden noch bis Samstag, 30 März, unter dem Motto „So viel du brauchst ...“ ein, sich in der Fastenzeit dem Klimaschutz zu widmen. Auch der Diözesanrat des Bistums Aachen macht mit. In jeder Fastenwoche steht dabei ein anderes Thema im Mittelpunkt. In den Regionen Heinsberg und Mönchengladbach gibt es einige Möglichkeiten, sich daran ganz privat zu beteiligen.

Andere Ernährung (bis 27. Februar) Monokulturen, Überdüngung, Massentierhaltung: Es gibt einiges, was sich verbessern ließe. Auf sich allein gestellt, kann keiner das ganz große Rad drehen. Aber jeder kann einen kleinen Teil dazu beitragen. Zum Beispiel beim Einkauf: ein Zettel hilft, nicht zu viel zu kaufen. Wer selbst etwas anbaut, bekommt ein Gefühl dafür, welche Arbeit dahinter steckt.

Dazu muss man gar keine Sämereien kaufen: Die Stadtbibliothek Mönchengladbach startet am Samstag, 24. Februar, ab 14 Uhr ihre Saatgutbibliothek im Carl-Brandts-Haus. Nutzer können Saatgut ausleihen, einpflanzen, pflegen und ernten. Von der Ernte wird neues Saatgut gewonnen, das durch Rückgabe mit der Stadtbibliothek geteilt wird. Erbsen, Bohnen, Tomaten, Salat und Gartenmelde stehen zur Auswahl. Um sich zu beteiligen, ist kein großer Garten nötig: Das Gemüse lässt sich auch auf einem Balkon ziehen. Salat gedeiht sogar im Topf auf der Fensterbank in der Küche.­­­

Energie-Bewusstsein (28. Februar bis 5. März) Heizung, Kühlschrank, Licht: Ohne Strom wäre es dunkler und kälter in den Wohnungen. Aber all das frisst Energie und damit Ressourcen. Lange wurde die Energie durch fossile Energieträger wie Kohle, Gas und Erdöl gewonnen. Aber allein ein Blick in das große Loch des Tagebaus Garzweiler zeigt, dass das für kommende Generationen zum Problem wird. Wie also kann man sein Leben so gestalten, dass der Planet auch noch für die Enkelgeneration bewohnbar ist? Dieser Frage widmet sich der Kurs „Change your mind & change your life – enkeltauglich und klimafreundlich leben“ des katholischen Forums Mönchengladbach. Start ist am Mittwoch, 28. Februar. Der Kurs endet im August.

Auch andere Initiativen helfen, Ressourcen zu sparen: die Repaircafés in Erkelenz und Korschenbroich setzen beim Reparieren auf Nachhaltigkeit. In Erkelenz wird jeden dritten Samstag im Monat repariert (Johannismarkt 5). In Korschenbroich finden die Termine an verschiedenen Orten statt. Unter www.41352-einfach-besser-leben.de können sie abgerufen werden.

Neue Mobilität (6. bis 12. März) Viele Jahre hat der Diözesanrat im Bistum Aachen zum Autofasten aufgerufen. Ziel war es, das Auto möglichst oft stehen zu lassen und Alternativen zu nutzen. Können die Kinder auch zu Fuß zur Schule gebracht werden? Kann der Einkauf mit dem Fahrrad erledigt werden? Wie wäre es, in diesem Jahr mit der Bahn in den Urlaub zu fahren? Wer will, kann sich dafür mit Freunden zusammentun: Wer die meisten Autokilometer gespart hat, darf das Ziel der nächsten Rad- oder Wandertour aussuchen.

Finanzen und Politik (13. bis 19. März) Wie gehe ich meine Altersvorsorge an? In welche Unternehmen investiere ich? Sind die Produkte nachhaltig, werden Arbeitsgesetze eingehalten? Wie klimaschädlich ist die Produktion? Mit unseren Entscheidungen zur Geldanlage beeinflussen wir das Klima, ohne dass es uns bewusst ist. Aber auch mit unseren Spenden können wir das Klima beeinflussen. Aussortierte Kleidung geht an eine karitative Einrichtung oder an ein Sozialunternehmen wie den Volksverein in Mönchengladbach, die Caritas-Läden in Heinsberg oder an Amos in Oberbruch. Auch viele Gemeinden unterhalten Secondhand-Läden für Bedürftige in ihrer Gemeinde.
Mit dem Kauf von Kleidung aus zweiter Hand kann Geld gespart und gleichzeitig können soziale Projekte unterstützt werden.

Oder man tauscht die Kleidung einfach. Das katholische Forum lädt am 2. März zur Kleidertauschparty im Alten Amtsgericht Heinsberg, Sittarder Straße 1, ein. Von 14 bis 17 Uhr können dort gut erhaltene Kleidungsstücke getauscht werden. Jeder darf maximal fünf Stücke mitbringen und bis zu fünf Teile dafür tauschen. Die Kleidung muss gewaschen sein, Schuhe und Unterwäsche sind vom Tausch ausgeschlossen.

Ohne Artenvielfalt ist ein Leben für die Menschen nicht möglich. Daher gilt es, sie zu fördern und die Natur zu schützen. (c) Garnet Manecke
Ohne Artenvielfalt ist ein Leben für die Menschen nicht möglich. Daher gilt es, sie zu fördern und die Natur zu schützen.

Lokales Handeln (20. bis 26. März) Es ist eine Binsenweisheit: Wer etwas verändern will, muss bei sich selbst, im eigenen Garten oder vor der Haustür anfangen. Ein Beispiel dafür ist die 72-Stunden-Aktion des BDKJ (Bund der Deutschen Katholischen Jugend). In diesem Jahr findet sie vom 18. bis 21. April statt. Kinder und Jugendliche engagieren sich über drei Tage sozial, bauen Gärten, Insektenhotels und Nistkästen, reparieren Spielplätze und renovieren Unterkünfte.

Schöpfungsverantwortung übernehmen die Aktiven des Vereins „Heimat blüht auf“. Aus einer privaten Initiative entstanden, sorgt der Verein heute dafür, dass im Kreis Heinsberg Blühwiesen entstehen. So fördert er die Artenvielfalt. Dazu gibt es Vorträge, Pflanzentauschbörsen und Aktionen für Kinder. Am 9. und 15. März können sich Schulen und Kitas kostenlos Pflanzsets für Sonnenblumen abholen. So können die Pflanzen ab März in Töpfen vorgezogen und ab Mai draußen gepflanzt werden. Wer sich beteiligen  möchte, kann per E-Mail Kontakt aufnehmen: info @heimatbluehtauf.de.

 

Nachhaltige Veränderung (27. bis 30. März) Alles Bemühen ist sinnlos, wenn man irgendwann aufhört. Nun ist die Zeit, darüber nachzudenken, wie man die Dinge, die man in der Fastenzeit ausprobiert hat, in den normalen Alltag übernehmen kann. Sollte das Fahrrad wieder im Keller verstauben oder ist der Frühling nicht der ideale Zeitpunkt, wieder mehr zu radeln? Will ich mich irgendwo engagieren: Vielleicht im Bereich Urban Gardening, wenn man in der Stadt wohnt? Oder wäre es mal Zeit, die eigene Wohnung gründlich auszumisten: Es gibt sicher jemanden, der sich über die nie gebrauchte Pasta-Maschine freut. „Was wir heute tun, entscheidet darüber, wie die Welt morgen aussieht“, wusste die Schriftstellerin Marie von Ebner-Eschenbach schon im 19. Jahrhundert. 

https://klimafasten.de