Fast alles anders

Die Region Mönchengladbach hat Voten für Neuordnung vorgelegt

Der Zuschnitt von Korschenbroich bleibt. (c) Garnet Manecke
Der Zuschnitt von Korschenbroich bleibt.
Datum:
12. Sept. 2023
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 37/2023 | Garnet Manecke

Die Gemeinden in der Region Mönchengladbach haben sich geeinigt, wie die künftigen pastoralen Räume aussehen sollen. Ihr Vorschlag ist jetzt nach Aachen gegangen. Schon ab 1. Januar 2024 sollen die neuen Strukturen für 130 933 Katholiken errichtet werden. 

In Mönchengladbach werden vier pastorale Räume entstehen. (c) Garnet Manecke
In Mönchengladbach werden vier pastorale Räume entstehen.

Die ersten Verhandlungsrunden sind gelaufen und das Ergebnis ist nun, sauber  schriftlich formuliert, an Bischof Helmut Dieser geschickt worden. Ab 1. Januar soll es in der Region Mönchengladbach insgesamt sechs pastorale Räume geben. Unter der Moderation und Koordination des Regionalteams mit Ulrich Clancett (Regionalvikar), Annette Diesler (pastorale Mitarbeiterin) und Elisabeth Laumanns (ehrenamtliche Mitarbeiterin) haben die Verantwortlichen in den Gremien der Gemeinden darüber nachgedacht, mit wem und wie sie in Zukunft zusammenarbeiten wollen. Ihre Vorschläge haben sie an das Regionalteam gegeben, das gemeinsam mit dem Regionalpastoralrat und dem regional gewählten Vertreter der Kirchenvorstände im Kirchensteuer- und Wirtschaftsrat des Bistums Aachen, Christof Wellens, den Vorschlag erarbeitet hat.

Für die meisten der 130 933 Katholiken wird sich etwas ändern, für einige bleibt alles beim Alten. Letzteres gilt für die pastoralen Räume Korschenbroich mit 12 460 Katholiken auf 36,67 Quadratkilometern und Jüchen mit 10 922 Katholiken auf 65,6 Quadratkilometern. Das liegt vor allem daran, dass sich die pastoralen Räume an den kommunalen Grenzen orientieren.

In Mönchengladbach selbst wurde darauf geachtet, dass die Gemeinden in den pastoralen Räumen zusammenhängend sind, so dass kein Raum durch einen anderen geteilt wird. Das hat dazu geführt, dass die vier pastoralen Räume in der Stadt sehr unterschiedlich groß sind.

Die Pfarrei Hehn löst sich von St. Helena. (c) Garnet Manecke
Die Pfarrei Hehn löst sich von St. Helena.

Neu orientieren wird sich die Pfarrei St. Mariä Heimsuchung Hehn. Bisher war sie Teil der GdG MG-Südwest mit St. Helena Rheindahlen. In Zukunft soll Hehn zum pastoralen Raum MG Nord-West gehören, zusammen mit St. Nikolaus (Hardt), St. Anna (Waldhausen-Windberg) und St. Mariä Empfängnis (Venn). 17 305 Katholiken werden hier auf 32,3 Quadratkilometern fusioniert.

Zahlenmäßig der kleinste pastorale Raum mit 14 095 Katholiken wird Mönchengladbach Süd-West werden. Die Pfarreien St. Matthias (Wickrath), St. Helena (Rheindahlen) und St. Rochus (Broich-Peel) teilen sich insgesamt 56,05 Quadratkilometer.

Gut doppelt so viele Katholiken auf fast der Hälfte Land umfasst der neue pastorale Raum Mönchengladbach Mitte-Nordost: 31 048 Katholiken auf 29,36 Quadratkilometern. Dazu gehören die Innenstadtgemeinden der Pfarrei St. Vitus (MG-Mitte) sowie die Pfarreien Maria von den Aposteln (Neuwerk), St. Josef (Hermges) und St. Mariä Empfängnis (Lürrip).
Mit Abstand die meisten Katholiken wird der pastorale Raum „Rheydter Gürtel“ haben: Auf einer Fläche, deren Größe von 56,76 Quadratkilometern vergleichbar mit der von Süd-West ist, werden es hier drei Mal so viele Katholiken sein: 45 103. Acht Pfarreien schließen sich hier zusammen: Herz-Jesu (Pongs), St. Gereon (Giesenkirchen-Mülfort), St. Mariä Himmelfahrt (Meerkamp), St. Paul (Mülfort), St. Josef (Schelsen), St. Marien (Rheydt-Mitte), St. Laurentius (Odenkirchen) und St. Benedikt von Nursia (Holt).

„Wir haben für den großen Raum plädiert, weil wir unseren Lebens- und Sozialraum zukunftsfest machen wollen“, sagt Andreas Brüggemann vom GdG-Rat Giesenkirchen-Mülfort zur Entstehung des „Rheydter Gürtels“. „Menschen erwarten heute anderes von Kirche, Menschen beteiligen sich anders“, beobachtet Regionaldekan Ulrich Clancett. Das wird sich in Zukunft in den „Orten von Kirche“ ausdrücken, die nicht zwingend an die Gotteshäuser in den Gemeinden gebunden sind.

Wie in Korschenbroich bleibt in Jüchen alles beim Alten. (c) Garnet Manecke
Wie in Korschenbroich bleibt in Jüchen alles beim Alten.

In den pastoralen Räumen werden viele Angebote gestrafft oder auch wegfallen  – es sei denn, jemand aus der Gemeinde engagiert sich. Eigenengagement und damit verbundene Eigenverantwortung werden in Zukunft in der Kirche eine größere Rolle spielen. Denn der Fachkräftemangel trifft auch die Kirche: Die Zahl der Priester wird in den kommenden Jahren zurückgehen. Ebenso die Anzahl der pastoralen Mitarbeiter.

Ehrenamt und Engagement werden für das Funktionieren einer Gemeinde weiter an Bedeutung gewinnen. Dabei sind die Orte von Kirche ziemlich frei: Das kann ein Gebetskreis sein, aber auch die Essensausgabe für Obdachlose, die Katechese zur Erstkommunion genauso wie der Liederabend für Senioren.

Mit dem Votum fängt ein großer Teil der Arbeit erst an. Wenn der Bischof den Vorschlägen zustimmt, müssen sich die Gemeinden neu strukturieren. Das wirft auch rechtliche Fragen auf: Was soll mit den Vermögen der Gemeinden geschehen? Wie soll die Struktur aussehen, welche Gremien wird es geben? Für die Transformation der bisherigen Strukturen in die Zielstrukturen haben die Gemeinden in einer Übergangsphase vier Jahre Zeit. Am 1. Januar 2028 sollen dann die pastoralen Räume stehen.