„Wir leben nicht auf der Insel der Glückseligen. Die Themen von draußen kommen rein“, sagt Michael Sarasa, Leiter des P4 in Aachen. Die evangelische Einrichtung ist das offene Zentrum für junge Menschen von 6 bis 26 Jahren.
Im P4 ist es egal, ob oder welcher Religion jemand angehört, woher er stammt, die Türe steht grundsätzlich für alle offen. Und das Team ist oft ganz nah dran an den Nöten und Sorgen der Besucher, den Ängsten, den Strömungen einer Gesellschaft im Wandel. Nicht immer spiele die Politik eine direkte Rolle, aber vieles, was die Kinder und Jugendlichen beschäftigt, habe im weitesten Sinne auch eine politische Dimension.
Fühlt sich jemand beispielsweise in eine politische Ecke gedrängt, in der er sich selbst nicht sieht? Ringt jemand mit sich selbst und der gesamtem Gemengelage? Was passiert mit den Eltern und der Familie, die vielleicht als Asylbewerber nach Deutschland kamen, wenn die AfD gewinnt? Nicht nur vor Wahlen kämen diese Themen auf den Tisch. „Ebenfalls verschwinden gesellschaftliche Schranken und Hemmschwellen. Auch das kommt hier an“, sagt er.
Der Umgang mit Hilflosigkeit sei nicht einfach, gehöre aber zum Alltag in der Kinder- und Jugendarbeit dazu. Die Botschaft laute: „Dein Problem ist uns wichtig.“ Die Bedingung des Zuhörens: Das Team hat eine eigene Haltung, hat ganz klare Vorstellungen davon wie mit gewissen Problemen und Vorstellungen umzugehen ist. „Wir sind hier auch schon einmal Korrektiv, wenn populistische Sachen serviert werden und beziehen Haltung, wenn die Wahrheit und Fakten verdreht werden“, findet Sarasa.
„Die Zahl der Halbwahrheiten aus TikTok, die wir gerade von den Jüngeren präsentiert bekommen, nimmt zu“, sagt er. Und dennoch: „Wir sprechen die Jugendlichen darauf an. Viele werden die Position nicht sofort aufgeben, lassen sich aber noch zum Nachdenken anregen“, berichtet Sarasa. „Viele Jugendliche halten das Internet für ein redaktionell überprüftes Medium, das voller Wahrheiten steckt. Gemeinsam machen wir uns auf den Weg, zeigen und erklären, wie man Fakten überprüfen kann“, sagt er. Unterstützung bei der politischen Bildungsarbeit gibt es von den Dachverbänden und Landesarbeitsgemeinschaften.
Michael Sarasa ist es wichtig, eine eigene Haltung zu entwickeln. Als Team, als Einrichtung, als Mensch. „Wir sind offen und demokratisch. Und es gibt klare Grenzen: Alles, was verletzend ist, wird zum Thema. Unser Fokus sind immer die Menschen, mit all dem was sie mitbringen, müssen wir auch umgehen. Das ist nicht immer einfach, aber wir bleiben dabei, dass wir Vielfalt anerkennen, dass wir für Vielfalt werben und populistische Mythen entzaubern.“