„Bei der Neuorientierung des Bistums steht die Kunst nicht im Zentrum.“ Deutliche Worte findet Albert Gerhards, Vorsitzender der Gesellschaft für den Dialog von Kunst und Kirche, als er die „Falkenwege“ vorstellt.
Unter diesem Begriff ist eine Vielzahl von Ausstellungen und Veranstaltungen anlässlich des 90. Geburtstags des Malers und Priesters Herbert Falken zusammengefasst, die die Gesellschaft koordiniert hat. So zeigt zu Falkens Geburtstag am 11. September 2022 das Suermondt-Ludwig-Museum (SLM) erneut die zwischen 1983 und 1985 entstandene Bildfolge „Jakobskampf“, aus welcher der Künstler dem Museum neun Arbeiten auf Papier und zwei großformatige Gemälde stiftete. Leider dürfen die Arbeiten nicht dauerhaft dem Licht ausgesetzt werden und sind daher nur bis zum 4. Dezember zu sehen.
„Das Aachener Suermondt-Ludwig-Museum hat mich wie der Aachener Dom beeindruckt, geprägt und ein gut Stück mein Leben bestimmt“, schrieb Herbert Falken in einem persönlichen Vorwort zur Ausstellung des Jakobskampfes im Jahr 1987. Kunstsammler Peter Ludwig erkannte schon früh das Potenzial des Künstlers und erwarb bereits 1960 ein Werk Falkens. Zwischen den beiden Männern entwickelte sich eine enge Beziehung, wie Falken auch von Museumsdirektoren „seines Museums“ hoch geschätzt wurde. Wie etwa von Ernst Günther Grimme, der das SLM von 1966 bis 1990 leitete und Herbert Falken in seinem Schaffen unterstützte. Heute befinden sich rund 80 Werke des Künstlers in der Sammlung des SLM, darunter so bekannte Zyklen wie „Scandalum crucis“ (1969).
Obwohl Autodidakt, ging Falkens Ausstrahlung weit über den rheinischen Raum hinaus. Seine Bildzyklen spiegeln jeweils eine Entwicklung wider, ein Ringen um das Thema, es gibt in ihnen keinen eindeutigen Ausdruck: So ist beim „Jakobskampf“ nicht erkennbar, wer der Engel und wer Jakob ist. In einem Interview mit der KirchenZeitung sagte Herbert Falken einmal: „Meine Bilder müssen durch die Verzweiflung hindurch, dann erst werden sie gut.“
Als „Grenzgänger“ bezeichnet Adam C. Oellers, bis 2014 stellvertretender Museumsdirektor der städtischen Museen in Aachen, den Künstler.
Als Grenzgänger nicht nur zwischen Malerei und Zeichnung, sondern in allen gesellschaftlichen Bereichen. Nach seiner Priesterweihe 1964 war Herbert Falken zunächst Kaplan in Uerdingen, dann von 1968 bis 1977 Seelsorger in St. Gregorius Aachen, von 1977 bis zu seiner Pensionierung 2004 war er Pfarrer in Schevenhütte. Bischof Klaus Hemmerle ermöglichte Falken 1975 die Einrichtung seines Ateliers in Langenbroich. Hier lebte und arbeitete der Künstler, bis er vor wenigen Jahren in eine Senioreneinrichtung nach Düren zog.
„Mit der Präsenz der Person ist auch die Präsenz seiner Kunst etwas zurückgegangen“, bedauert Oellers. Dem wirkt die Gesellschaft für den Dialog zwischen Kunst und Kirche entgegen, die kritisiert, dass „bestehende Initiativen der Begegnung von Kirche und Kunst zunehmend dem Rotstift zum Opfer zu fallen“. „Herbert Falken steht als Identifikationsfigur für den Dialog zwischen Kunst und Kirche“, erklärt Albert Gerhards. Tatsächlich setzte sich Falken zeit seines Lebens in seinen Werken mit schwierigen biblischen Themen auseinander, die ins Transzendente weisen. Heute arbeitet Herbert Falken nicht mehr in seinem Atelier – aber „die Kunst geht in seinem Kopf weiter“, sagt Marco A. Sorace, Geschäftsführer der Gesellschaft für den Dialog zwischen Kunst und Kirche. „Ein Künstler geht nicht in den Ruhestand.“ Nach wie vor laden die Werke Herbert Falkens – eines der
bedeutendsten Gegenwartskünstler – zur Auseinandersetzung ein. Ja, sie haben formal und inhaltlich sogar noch an Aktualität gewonnen.
https://suermondt-ludwig-museum.de;