Secondhand-Ware gewinnt zunehmend an Bedeutung. Klimawandel und steigende Inflation sorgen dafür, dass Verbraucher verstärkt schauen, ob Kleidung, Haushaltswaren und Möbel vielleicht gebraucht gekauft werden können. Aber das ist nur ein Aspekt: Im Caritas-Laden „Knopfloch“ in Erkelenz finden Menschen mit psychischer Erkrankung eine sinnvolle Aufgabe.
Auf den ersten Blick ist der kleine Laden am Johannismarkt in Erkelenz ein ganz normales Geschäft. Hier wird Kleidung aus zweiter Hand angeboten. Hosen, Blusen, T-Shirts, Jacken und Schuhe, dazu Accessoires wie Schmuck, Tücher, Mützen und Taschen: Wer will, kann sich hier komplett einkleiden. Inklusive Beratung, wenn das gewünscht ist. Und doch ist hier etwas anders: Im „Knopfloch“ arbeiten Menschen mit einer psychischen Erkrankung. Ihre ehrenamtliche Tätigkeit gibt ihnen Struktur und eine Möglichkeit, am Leben teilzuhaben und anderen Menschen zu begegnen.
„Die Arbeit bietet mir – neben Ablenkung – auch die Möglichkeit, eine Struktur in meinen Alltag zu integrieren“, sagt eine der ehrenamtlich engagierten Personen, die nicht identifiziert werden will. „Mir wird viel Verantwortung zugesprochen, das stärkt mich ungemein. Das Lob und die Anerkennung für meine Tätigkeiten kräftigen mein Selbstwertgefühl. Ich habe das Gefühl, dass ich gebraucht werde und meine Arbeit sehr geschätzt wird.“ Diese Bestätigung bekam sie früher durch ihren Beruf. Aber den kann sie schon lange nicht mehr ausüben. Nun arbeitet sie sechs Stunden in der Woche in dem Bekleidungsgeschäft.
Psychische Erkrankungen werden vom sozialen Umfeld oft nicht ernst genommen. Zum einen, weil man den Betroffenen nicht ansieht, dass sie krank sind. Die Psyche lässt sich nicht eingipsen. Und wenn sich Betroffene zurückziehen, fällt es im Kollegen- und Freundeskreis oft erst nach Wochen auf, dass hinter der Krankschreibung oder den dauernden Absagen von Treffen etwas anderes stecken muss. Familien dagegen schweigen oft lange Zeit, bis sie sich Hilfe holen. Dazu kommen die Ratschläge, die gut gemeint sind, aber den Betroffenen nicht weiterhelfen: Depressionen lassen sich nicht vertreiben, indem man sich zusammenreißt oder viel Sport treibt.
„Bis ich erkrankt bin, habe ich viele Jahre in einem Angestelltenverhältnis gearbeitet“, sagt das Knopflochteam-Mitglied. Eine Angststörung habe es unmöglich gemacht, den Anforderungen des Berufsalltags weiter gerecht zu werden. Auch im „Knopfloch“ werden Anforderungen gestellt, wenn Kunden Beratung brauchen oder neue Ware einsortiert werden muss. Aber hier haben die Ehrenamtlichen die Möglichkeit, sich für einen Moment zurückzuziehen, wenn sie gerade eine Auszeit brauchen.
Dass ihnen bei Schwierigkeiten Fachpersonal, das sich im Umgang mit psychisch Erkrankten auskennt, zur Seite steht, gibt Sicherheit. Zudem gibt es einige Angebote außerhalb des Ladens, die die Ehrenamtlichen in Anspruch nehmen können. Und dann ist da noch die soziale Komponente bei gemeinsamen Ausflügen oder monatlichen Teamtreffen. Es ist etwas Normalität.