Es kommt fast immer anders

Die KirchenZeitung begleitete Regionalvikar Thorsten Obst einen Tag lang bei seiner Arbeit

Als Regionalvikar in Krefeld und Meerbusch hat Pfarrer Thorsten Obst einen prall gefüllten Terminkalender. (c) Dirk Jochmann
Als Regionalvikar in Krefeld und Meerbusch hat Pfarrer Thorsten Obst einen prall gefüllten Terminkalender.
Datum:
31. Jan. 2024
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 05/2024 | Chrismie Fehrmann

Wer sich heute entschließt, Priester zu werden, steht vor besonders großen Herausforderungen. Männer sind erforderlich, die 
zugleich weltgewandt und auf Gott hin ausgerichtet sind und mit denen man arbeiten kann. Wobei der zuletzt genannte Arbeitsaufwand angesichts von immer größeren Pfarreien und zurückgehenden Priesterzahlen eine immens große Aufgabe darstellt.

Auch das gehört dazu: Pfarrer Thorsten Obst bei einer Kundgebung gegen Antisemitismus in Krefeld. (c) Kathrin Albrecht
Auch das gehört dazu: Pfarrer Thorsten Obst bei einer Kundgebung gegen Antisemitismus in Krefeld.

Regionalvikar Thorsten Obst kennt das Problem genau. In der Region Krefeld und Meerbusch ist er täglich mit Aufgaben beschäftigt, die nie vollständig plan- und beherrschbar sind. Sein Tag dauert nicht selten von 7 bis 23 Uhr, um alle anstehenden komplexen Themen anzugehen und zu meistern – meistens alleine. Die KirchenZeitung hat mit ihm einen seiner langen Tage herausgegriffen, um die umfangreichen Tätigkeiten darzustellen.
7 Uhr: Der Tag beginnt bei Thorsten Obst. Direkt im Anschluss ans Aufstehen liest er das Brevier, das tägliche Stundengebet. „Früher wurde es mit anderen Priestern im Wechsel gebetet. Heute, da wir alleine wirken, geht es mit etwa zehn Minuten schneller. Ich lese es per App.“

8 Uhr: Jetzt sitzt der 52-Jährige zu Hause am Schreibtisch und öffnet seine E-Mails. Es geht um Anfragen, Beschwerden und Termine. Im Einzelnen: „Die Kirchenvorstände melden sich, das Regionalteam fragt nach der Teilnahme am Gedenken des Holocaust. Die Klausurtagung des Regional-Pastoralrates steht an.“

Bei der zuletzt genannten Zusammenkunft würden sich gewählte Vertreterinnen und Vertreter aus allen Pfarreien der Region, aus katholischen Einrichtungen wie der Caritas und anderen Orten, an denen die katholische Kirche aktiv ist, zum Beispiel bei Menschen mit Behinderung, beraten.

 

„In diesem Gremium wird besprochen, was gemeinsam als Kirche in der Region unternommen werden kann, wie wir als Christen auf die Zeichen der Zeit angemessen reagieren können. Sie werden nicht einfacher.“ Zudem muss er die Tagesordnung der GdG-Ratssitzung genehmigen.

Dass er in diesem Jahr sechs Einladungen zu sechs Neujahrsempfängen hat, berichtet der Geistliche nur nebenher. Private Mails versucht er „zwischendurch“ zu beantworten.

9.30 Uhr: Der Weg führt ihn dann in sein Zentralbüro Heiligste Dreifaltigkeit. Mittwochs ist er seit dem Tod von Pfarrer Paul Jansen in Hüls. „Dort bin ich als GdG-Leiter der Administrator und mit der vorübergehenden Leitung der Pfarrei betraut. Hier müssen wir sehen, wie es ohne den verdienstvollen Kollegen weitergeht.“ Donnerstags arbeitet er im Büro der Regionen.

12 Uhr: Jetzt ist eine halbe Stunde Zeit, um Unterschriften zu leisten und Dinge zu regeln, wie die Vermietung von Gebäuden, Spenden-Quittungen und Rechnungen sind zu zeichnen. „Hier lobe ich die Sekretärinnen als erste Anlaufstelle.“
So sei der Plan“, erklärt Obst. „Meistens rutschen aktuelle Termine dazwischen. Es kommt fast immer anders.“ Zumal auch die Erstkommunion geplant und Braut-, Beerdigungs- und Trauergespräche geführt werden müssten. Er ist schließlich Vorsitzender der beiden Kirchengemeinden Heiligste Dreifaltigkeit und St. Cyriakus.

13 Uhr: Mittagspause. Die nehme ich mir auf jeden Fall. Manchmal koche ich selbst und friere noch etwas ein. Manchmal gehe ich auch in ein Restaurant. Eine Haushälterin habe ich nicht. Die Wohnung wird dann am freien Tag in Ordnung gehalten.

14.30 Uhr: „An diesem Nachmittag steht eine Fahrt nach Aachen zur Diözesan-Konferenz mit Bischof Helmut Dieser und zum Personalplanungsgespräch in Aachen auf der Tagesordnung. Wegen des Wetters wird sie nun als Videokonferenz geführt.“ Ein leichtes Aufatmen ist spürbar.

„An anderen Tagen gibt es nachmittags zumeist Gespräche mit dem Regionalteam, einzelnen Mitarbeitern oder aber wir tauschen uns in der Ökumene aus.“ 
Abends sind Gremiensitzungen angesagt. Da gibt es den GdG Rat, die Pfarreiräte, die Kirchenvorstände oder aber das Leitungsteam in St. Michael.

21.30 Uhr: Zu dieser Zeit ist er dann meistens wieder in Krefeld, zu Hause – vorausgesetzt die Fahrt nach Aachen findet statt. „Ich versuche dann, ganz einfach bei einem Film auszuspannen.“ Mit dem Nachtgebet, dem Komplet, schließt der Tag.