Klar, unprätentiös und mit all seinen schwierigen Facetten zog Thorsten Aymanns auf Einladung des Katholischen Forums für Erwachsenen- und Familienbildung in der Region Düren eine erste Bilanz zum Prozess „Heute bei dir“.
Aymanns ist Teil der sogenannten Lenkungsgruppe, die für die Ergebnissammlung und strategisches Vorgehen zuständig ist. Eigentlich wollte Pfarrer Aymanns aus Bistumssicht den Prozess erläutern. Schnell wurden in der Gesprächsrunde Zweifel, Unsicherheiten und Fragen laut, auf die es Antworten gab, auch wenn es in einigen Punkten ehrlich hieß: „Das kann ich nicht einschätzen. Das ist für mich eine Nummer zu groß.“
„Wer ist denn die Frau mit dem Kind auf dem Arm?“ Diese Frage, so erzählt Thorsten Aymanns, sei ihm bei Kirchenbesuchern begegnet und: „An diesem Punkt stehen wir.“ Daraus ergibt sich die Motivation: Die Kirche muss auf eine veränderte und sich immer schneller verändernde Gesellschaft reagieren. Damit stelle sich das Bistum Aachen in den ausdrücklichen Auftrag des Papstes, der die Kleriker aufgefordert habe, auf die Menschen zuzugehen und alles in Frage zu stellen unter dem Leitgedanken: „Dient es der Evangelisierung?“ Ehrlich räumt Aymanns ein, dass das Ziel, kirchenferne Menschen zu erreichen, wenig gelinge. Am ehesten noch bei den Küchentisch-Gesprächen 2018, wenn gemeindlich Engagierte neben dem Bischof Nachbarn und Freunde eingeladen hätten.
Das Bistum hat bei den acht „Meet & eat“-Veranstaltungen im vergangenen Jahr unzählige mündliche und schriftliche Anregungen von Gläubigen bekommen. Das Versprechen: Alles fließt in den Prozess ein. Wie soll das gehen? Pfarrer Aymanns erklärt: Alle Anregungen seien per Hand in ein Computerprogramm eingetragen worden und den vier Handlungsfeldern und 13 Teilprozessgruppen zugeordnet worden, die nun damit arbeiteten. Das gilt auch für die Gewichtung: Die Quantität der Nennungen wurde ebenfalls erfasst, denn selbsterklärenderweise beschäftigen die Gläubigen im Bistum oft dieselben Dinge: Wortgottesfeiern mit Kommunionausteilung oder ohne, Kommunion für wiederverheiratete Geschiedene als zwei Beispiele.
Deutlich forderten die Diskussionsteilnehmer mehr Klarheit des Bischofs in diesen Fragen. Nicht möglich, erläuterte Pfarrer Aymanns. Schließlich könne ein Prozess mit offenem Ausgang, ein Prozess, an dem alle glaubhaft beteiligt werden sollen, nur dann gelingen, wenn es keine Vorwegnahme in den Entscheidungen gebe. „Es ist wahnsinnig anstrengend für alle Beteiligten“, lautet seine klare Aussage.
Die Lenkungsgruppe ist dafür da, die Methodik zur Entscheidungsfindung festzulegen und auch Experten dazuzuholen. Bis 2021 soll es zu einem Ergebnis kommen, aber, das stellte Pfarrer Aymanns auch klar: „Wir werden nicht von heute auf morgen alles ändern können. Das wird Jahre dauern.“ In jedem Fall gibt es Grenzen, die von der deutschen Amtskirche, der Weltkirche sowie dem Kirchenrecht gesteckt werden. „Wir haben alle die Schere im Kopf: Wie weit wird der Bischof, wie weit wird das Bistum gehen können, ohne die Einheit zu gefährden?“, schilderte Thorsten Aymanns. Hier kam die Frage auf, ob denn alle offen diskutierten Anregungen zielführend sein könnten oder nicht gleich zum Scheitern verurteilt seien. Die Antwort blieb offen.