„Es hat einfach gepasst“

Über das Geheimnis einer langen Ehe: Respekt, Fürsorge und gegenseitige Freiräume halten die Liebe heute noch jung: Renate und Willy Herber schauen am 13. Juni 2024 auf 60 Ehejahre zurück

Zufrieden blickt das Paar heute auf die  gemeinsamen 60 Ehejahre  zurück, in denen es durch so manche Höhen und Tiefen  gegangen ist. (c) Dirk Jochmann
Zufrieden blickt das Paar heute auf die gemeinsamen 60 Ehejahre zurück, in denen es durch so manche Höhen und Tiefen gegangen ist.
Datum:
22. Mai 2024
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 21/2024 | Nichole Kuckartz-Cremer

Kennengelernt haben sie sich 1962 auf einer Karnevalsparty in Mönchengladbach. Willy Herber war mit ein paar Freunden unterwegs, als er die damals 17-jährige Renate zum Tanzen aufforderte. „Ich mochte ihre herzliche und verschmitzte Art sofort. Es hat einfach gepasst", erinnert er sich. 

Wie der Zufall es so wollte, begegneten sie sich auf dem Nachhauseweg erneut, woraufhin Willy Herber anbot, Renate und ihre heutige Schwägerin in der verschneiten Februarnacht mit dem Auto nach Hause zu bringen. Damals hätte er nie geglaubt, dass sich aus dieser Begegnung eine lebenslange Verbindung entwickeln würde. „Anfangs stand da eher ein großes Fragezeichen“, gesteht er. Denn Willy hatte sich für vier Jahre bei der Bundeswehr verpflichtet und musste schon vier Monate später den Dienst in Norddeutschland antreten.

Aus einer Fernbeziehung ins Eheglück

Renate und Willy Herber  gaben sich am 13. Juni 1964 in der St. Josef Kirche in Rheydt das Eheversprechen. (c) Dirk Jochmann
Renate und Willy Herber gaben sich am 13. Juni 1964 in der St. Josef Kirche in Rheydt das Eheversprechen.

Auf Briefwechsel und gegenseitige Besuche folgten Freundschaft und Liebe. Drei Jahre darauf folgte die Verlobung, bevor am 13. Juni 1964 die Hochzeitsglocken läuteten und Renate und Willy in der St.-Josef-Kirche in Mönchengladbach in den Hafen der Ehe einfuhren. Und das trotz Fernbeziehung. Zwei Jahre darauf erblickte Tochter Brigitte das Licht der Welt. Nur weitere zehn Monate später, im Jahr 1967, komplettierte Sohn Frank die kleine Familie.

Nach seinem Dienst bei der Bundeswehr wechselte der heute 81-Jährige in den Polizeidienst in Krefeld und blieb dort mehr als 36 Jahre. 1968 zog das Paar zusammen nach Rheindahlen, und Renate arbeitete als Näherin für Herrenoberbekleidung. Im Jahr 1973 ging es dann nach Tönisvorst, wo sich Renate als Haushaltshilfe und Kindermädchen eine Anstellung suchte. Die kleine Julia, die sie damals beaufsichtigte, wurde zum Pflegekind der Herbers und zog sogar für sechs Jahre bei ihnen ein. „Sie ist wie eine Tochter für uns gewesen", erinnert sich Renate an diese Zeit.

„Sie ist unsere gute Seele und der Ruhepol"

Renate ist eine Frau, die immer zur Stelle ist, wenn Hilfe benötigt wird. „Und sie kann nie nein sagen“, betont Willy. Sie bewältigte die Arbeit mit ihren eigenen Kindern, einem Pflegekind und pflegte, ohne jemals zu klagen, sogar ihre an Krebs erkrankte Schwiegermutter, bis diese starb. „Sie ist unsere gute Seele und der Ruhepol“, beschreibt ihr Mann sie liebevoll.

Doch auch in der Zeit, in der es Renate nicht gut ging, war ihr Partner zur Stelle: 2021 erkrankte sie an einem lebensbedrohlichen Virus. Es folgten eine Rückenoperation und 2023 eine neue Hüfte. „Ich durfte mich kaum bewegen, da war er schon zur Stelle“, erinnert sie sich an seine Fürsorglichkeit. „Das mache ich doch nur, damit es immer leckeres Essen gibt“, scherzt er. Ernst fügt er jedoch hinzu: „Es wäre für mich das Schlimmste, wenn meine Frau vor mir sterben würde.“ 

Das Geheimnis einer guten Ehe

Das Geheimnis einer guten Ehe? „Füreinander da sein und offen über alles 
reden“, betont Renate. „Den anderen respektieren und sich gegenseitig Privatsphäre geben“, ergänzt Willy.So hat sich das Paar immer wieder gegenseitig Freiräume gegönnt. Renate Herber hält sich mit Gymnastik fit, verbringt viel Zeit im Garten und bastelt Porzellanpuppen mit selbstgenähter Garderobe, während Willy leidenschaftlich gerne Motorrad fährt und Tennis spielt.

Und eine gewisse räumliche Distanz von Zeit zu Zeit hält auch heute noch die Ehe frisch: Bereits vier Mal zog es den gebürtigen Rheydter schon auf den Jakobsweg. 2012 schaffte er dabei 800 Kilometer in nur fünf Wochen. Aber auch die Wallfahrt zum Apostelgrab und zur Basilika in Trier lockte ihn als Mitglied der St.-Matthias-Bruderschaft immer wieder in die Ferne. Dabei war auch Renate öfter an seiner Seite, bis es gesundheitlich nicht mehr ging. „Und auch, wenn ich viel unterwegs bin, freue ich mich immer, wieder nach Hause zu kommen, denn lange Zeit möchte ich nicht weg sein“, betont Willy.

Und so stehen in den nächsten Jahren eher gemeinsame Urlaube an. So haben Renate und Willy Herber den Kurort Bad Füssing in Bayern mit seinen Thermen für sich entdeckt. „Da werden wir sicherlich jetzt jedes Jahr zusammen hinfahren“, verrät der heutige Pensionär die gemeinsamen Pläne.

Der gelebte Glaube verbindet sie: Während Renate ehrenamtlich bis zur Coronapandemie im Altenheim engagiert war, fährt Willy Herber seit 23 Jahren den Bürgerbus in St. Tönis. Beide sind zudem ehrenamtlich aktiv in der Kirchengemeinde St. Tönis und besuchen regelmäßig die heilige Messe.

Da liegt es nahe, dass es zur goldenen Hochzeit einen besonderen Gottesdienst von Pfarrer Ludwig Kamm für das Jubelpaar gab. „Das bewegt mich heute noch, wenn ich daran denke“, erinnert sich Willy. Und auch beim Tag der Ehejubiläen im Aachener Dom feierte das Paar mit. Da ist es ja keine Frage, dass auch zur Diamanthochzeit die beiden Gäste in Aachen sein werden. Aber zuerst wird mit der Familie gefeiert und auf den besonderen Tag angestoßen.

Tag der Ehejubiläen

Alle Paare, die im Jahr 2024 ein Ehejubiläum begehen, sind zum Tag der Ehejubiläen eingeladen. Der Tag besteht aus: Pontifikalamt im Aachener Dom mit Bischof Helmut Dieser, Mittagessen, kulturellem Programm, Kaffee, Abschlussandacht mit Einzelpaarsegnung. Die Kosten pro Paar für Verpflegung und kulturelles Programm betragen 35,– Euro. Die Teilnehmerzahl ist auf 200 Paare begrenzt. Anmeldungen sind möglich unter Tel. 0241/452376 oder per Mail an: abt.11@bistum-aachen.de

Weitere Informationen unter: Tag der Ehejubiläen