Sozialer Wohnungsbau ist für Investoren uninteressant. Dabei werden gerade für Menschen mit niedrigen Einkommen dringend bezahlbare Wohnungen gebraucht. Warum sich an der Situation wohl kaum etwas ändern wird, zeigt das Beispiel Lebenskirche St. Johannes in Mönchengladbach.
Es gibt zu wenig bezahlbaren Wohnraum für Menschen mit niedrigen Einkommen. Dieser Trend ist auch in Mönchengladbach deutlich zu sehen. Waren es 2012 noch 9000 Wohnungen, konnten 2022 nur noch 7000 im Bestand gezählt werden. Tendenz: fallend. Obwohl auch in Mönchengladbach neue Wohnungen gebaut werden, sieht es für den geförderten Wohnbau mau aus. Kaum ein Investor ruft Fördergelder ab. Für die im Bau befindliche Seestadt sollen von 2000 Wohnungen, die dort entstehen, gerade mal 60 öffentlich gefördert werden.
Warum geförderter Wohnungsbau für Investoren so unattraktiv ist, zeigten Caritas-Vorsitzender Christof Wellens und Geschäftsführer Frank Polixa bei einem Rundgang mit den CDU-Landtagsabgeordneten Vanessa Odermatt und Jochen Klenner durch die Lebenskirche St. Josef an der Urftstraße auf.
In der 2015 entwidmeten Kirche ist ein Seniorenzentrum mit einer Tagespflege und 23 Servicewohnungen entstanden, von denen 14 im sozialen Wohnungsbau für ältere Menschen mit Wohnberechtigungsschein errichtet wurden. Die Kaltmiete beträgt 5,70 Euro pro Quadratmeter. Kostendeckend sei das bei Weitem nicht, betonten Wellens und Polixa: „Aufgrund der extremen Baukostensteigerung müssen wir jedes Jahr einen fünfstelligen Betrag zuschießen.“
Bei den Caritas-Wohnungen mit Wohnberechtigungsschein seien rund 1700 Euro pro Quadratmeter gefördert worden. Die tatsächlichen Baukosten hätten jedoch etwa 2000 Euro darüber gelegen. „Da muss ein Investor schon ein sehr hohes Engagement zeigen, um sich darauf einzulassen“, monierten die Caritas-Verantwortlichen.
Neben den angesichts der Baukostensteigerungen der letzten Jahre längst nicht mehr zeitgemäßen Fördersätzen seien die bürokratischen Verfahren ein echtes Problem. Die Darlehen würden erst mit erheblicher Verzögerung ausgezahlt – die letzten 80000 Euro habe der Caritasverband immer noch nicht erhalten. „Sozialer Wohnungsbau kann so nicht funktionieren“, sagte Frank Polixa. Beim Servicewohnen steht den älteren Mietern eine Ansprechpartnerin der Caritas zur Verfügung, die sie bei der Bewältigung des Alltags unterstützt und bei Fragen oder Problemen berät. Im sozialen Wohnungsbau erhält der Caritasverband monatlich 35 Euro für den Service. „Das war auch schon vor 20 Jahren so. Was soll man heute noch für diesen Betrag anbieten können? Die Pauschale ist nicht auf die Senioren zugeschnitten“, sagte Polixa. Dabei trage die Betreuung dazu bei, älteren Menschen ein selbstbestimmtes Leben in der eigenen Wohnung zu ermöglichen. „Ein Platz im Altenheim kostet ungleich mehr“, stellte Polixa klar.
In der Lebenskirche St. Johannes gibt es neben den Wohnungen auch eine Tagespflege-Einrichtung mit 15 Plätzen. Einige Details der Kirche, in der früher Gottesdienste gefeiert wurden, sind noch erhalten. So bekommt das Treppenhaus durch die Lichtkuppel im Dach über alle Etagen natürliches Licht. Der frühere Kircheneingang ist heute der Haupteingang des Wohnhauses. Anstelle der Glasfenster finden sich heute Balkone, und der Mangel an rechten Winkeln erinnert an die eigenwillige Architektur des Kirchenbaus.