„Es geht nur gemeinsam“

Magdalena Bickmann ist im Bistum Aachen im Einsatz für die Förderung von Engagement und Ehrenamt

Für jeden Geschmack und für jedes Talent ist etwas dabei: Kirche macht vielfältiges Engagement möglich (c) Bistum Aachen/David Klammer
Für jeden Geschmack und für jedes Talent ist etwas dabei: Kirche macht vielfältiges Engagement möglich
Datum:
31. Aug. 2023
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 35/2023 | Dorothée Schenk

Ehrenamt und Engagement liegen von Kindesbeinen an in der DNA von Magdalena Bickmann: Der Vater war Diakon, sie selbst bezeichnet sich als „sehr katholisch sozialisiert“, studierte Politische Wissenschaft und Theologie in Münster, absolvierte ein Praktikum in Kenia und stellte sich ein Jahr lang in den Freiwilligendienst in Südafrika. Seit März ist die 38-Jährige im Bistum Aachen fürs Engagementmanagement zuständig.

"Ich bin auf einen großen Schatz gestoßen", sagt Magdalena Bickmann

Magdalena Bickmann strahlt in zweierlei Hinsicht: Sicht- und hörbar erzählt sie begeistert von ihrer neuen Aufgabe und signalisiert dem Gegenüber eine große Offenheit und Interesse am Gespräch. Seit einem halben Jahr ist sie im Einsatz zum Thema Engagement und Ehrenamt im Bistum Aachen. „Ich bin auf einen unglaublich großen Schatz gestoßen“, sagt sie und meint damit vor allem die vielfältigen Bereiche, in denen sich heute viele ehrenamtlich Engagierten einbringen. 

Sie finde das wahnsinnig faszinierend, sagt Bickmann, die nach einer Station im Bistum Fulda im Bistum Limburg gearbeitet hat. „Eigentlich ist bei uns in der Kirche für jeden Geschmack und jedes Talent etwas dabei“, resümiert sie und zählt auf: Ob die Katholischen Öffentlichen Büchereien, klassische Kommunion- und Firmkatechese, Beerdigungsdienste, Wortgottesfeiern oder Küster, Sakristane oder der ganze Bereich der offenen Kinder- und Jugendarbeit oder Flüchtlingsarbeit: Es gebe eine großartige Bandbreite, die es weiter zu fördern und auszubauen gelte. All dies gehört zu ihrem Aufgabenbereich.

Innovation, Kooperation, Vernetzung: „Es geht darum, dass alle Beteiligten gute Rahmenbedingungen erhalten, um das immer wichtiger werdende Ehrenamt weiter ausbauen zu können“, führt Bickmann aus. Deshalb gehe es nur gemeinsam – in einem guten Miteinander von Haupt- und Ehrenamt. „Das zu erreichen sehe ich als meine Hauptaufgabe an.“ Dass der Weg bisweilen steinig sein kann, kennt die Fachfrau aus Erfahrung. Konflikte, interner Wettbewerb und das Wetteifern um Einfluss lösen nicht selten Reibereien aus.

So kommt es denn auch nicht von ungefähr, dass der Hauptknackpunkt beim ehrenamtlichen Engagement in einer mangelnden Wertschätzung liegt. Dabei müsste allen klar sein, dass angesichts einer sich immer weiter reduzierenden Zahl von Priestern sowie Gemeinde- und Pastoralreferentinnen die Bedeutung des Ehrenamtes insbesondere in der Kirche immer weiter wächst. Anders als früher, als das Ehrenamt quasi den gesamten Lebensweg geprägt hat, engagieren sich Menschen heute allerdings deutlich lieber in Projekten, zeitlich abgegrenzt oder mit einer klaren Zielsetzung. 

Für Bickmann gilt es deshalb, Kontakte zu knüpfen, Kooperationen zu schmieden und laut die Trommel zu rühren für diejenigen, die ihre Selbstwirksamkeit – oder wie heißt es im Management-Jargon: „Purpose“ – erleben wollen. „Jemand, hat mal zu mir gesagt: Wichtige Gesprächspartner sind für sie vor allem die Regionalteams, die in den vergangenen Monaten intensiv unterwegs waren, die Bedingungen für die geplanten 50 Pastoralen Räume im Bistum zu koordinieren. Die Regionalteams haben durch das letzte Dreivierteljahr einen unglaublich wertvollen Blick in die Regionen, haben viel erlebt, viele Menschen getroffen und ein Gespür dafür, wie die Menschen ticken, die sie treffen.“ Ebenfalls auf dem Besuchsplan stehen für Bickmann die Büros der Regionen, aber auch Kontakte zu Gemeinde- und Pastoralreferenten und -referentinnen, die teilweise schon erfolgt sind, weil sie entweder von sich aus gekommen sind oder sich als Ansprechpersonen empfehlen.

Vier Bausteine – ein Konzept

Ist es zu früh für ein Konzept, so lange noch die Kennenlernphase läuft? „Nein, das ist eigentlich kein Hexenwerk“, sagt Magdalena Bickmann. „Ich konzentriere mich auf vier Bausteine. Zunächst geht es um einen tiefgreifenden Kulturwandel und ‚Paradigmenwechsel‘, von dem  im Heute-bei-dir-Prozess viel gesprochen wird. Es geht darum, zu einem Haltungswandel zu kommen: Begegnung auf Augenhöhe, Willkommenskultur, ‚Bieten statt Bitten‘. Im zweiten Schritt geht es darum, ‚Qualitätsstandards‘ aufzubauen. Wie können wir zu messbaren Kriterien des guten Umgangs miteinander kommen und Ehrenamtliche gut begleiten? Der dritte Baustein ist ein Qualifizierungskonzept. Der vierte ist ein Multiplikator- und Moderatorinnenmodell. Diese vier Bausteine bedingen sich gegenseitig. Der wichtigste ist eigentlich der letzte Baustein.“ Es gehe nur gemeinsam, betont Bickmann. Sie als Einzelperson könne es nicht richten: „Es braucht Menschen auf allen Ebenen – auch allen zukünftigen Ebenen – des Bistums, die Ehrenamtliche begleiten.“

Blick in die Zukunft

Da sein für andere: Rund 45000 ehrenamtlich Engagierte gibt es im Bistum Aachen. (c) Bistum Aachen/David Klammer
Da sein für andere: Rund 45000 ehrenamtlich Engagierte gibt es im Bistum Aachen.

Innovation, Kooperation, Vernetzung: Vor Ort in den Regionen und Gemeinden sollen künftig Qualifizierungsangebote gebündelt und Menschen gefunden werden, die eine Koordinierungs- und Ansprechfunktion übernehmen. „Meine Aufgabe ist, diese Menschen zu suchen, die dabei unterstützen können“, sagt Magdalena Bickmann. Dazu ist die 38-Jährige im Gespräch mit der kirchlichen Organisationberatung, die viele Prozesse begleiten, in denen das Thema Ehrenamt wichtig ist. „Wir haben im Bistum bereits viele tolle Einrichtungen und Stellen, die gut unterstützen können“, ist die Engagementförderin zuversichtlich.

Die Perspektive steht Magdalena Bickmann auch schon deutlich vor Augen: Künftig wird es eine Homepage oder Wissensplattform geben, die die wichtigsten Fragen rund um das Ehrenamt und das Engagement beantwortet. 

Engagementförderung

Was bedeutet eigentlich Engagementförderung in einem Satz?

„Engagementförderung ist eine win-win-win Situation für alle: die Engagierten, die in ihrer Aufgabe eine hohe Selbstwirksamkeit erfahren, diejenigen, die in Genuss vielfältiger Angebote kommen, die durch ein Ehrenamt überhaupt erst ermöglicht werden und natürlich auch wir als kirchliche Organisation.“
 
Wie groß ist der Kreis der Engagierten im Bistum Aachen?

Magdalena Bickmann sagt: „Man schätzt, dass knapp fünf Prozent sich ehrenamtlich engagieren, und das wären dann im Bistum Aachen rund 45000 Menschen. Ich habe die einzelnen Bereiche nicht gezählt, und ich glaube, ich habe sie noch nicht alle gefunden. Das geht ja von der klassischen Firmkatechese über Beerdigungsdienst, Nationalparkseelsorge bis zum Krippenbau. Das ist eine unglaubliche Bandbreite.“ 

Wie kommt man in Kontakt?

Sollten Sie Kontakt zu Magdalena Bickmann aufnehmen wollen, schreiben 
Sie an magdalena.bickmann@bistum-aachen.de