Es fängt bei einem selbst an

Heute schon die Welt verändert? Misereor-Fastenaktion kommt im täglichen Leben der Christen vor Ort an

Welt Nachricht (c) www.pixabay.com
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Datum:
13. März 2018
Keine Frage: Jeder Mensch ist ein kleiner Weltveränderer – der eine bewusst und aktiv, der andere eher unbewusst im Verborgenen.
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Darum ist die Misereor-Fastenaktion auch so inspirierend und regt zum Nachdenken an: Heute schon die Welt verändert? Das ist ja zunächst wertfrei, gemeint ist die Frage natürlich so, dass eine Verbesserung des Lebens der Menschen erreicht werden soll. KiZ-Autorin Dorothée Schenk hat aktive Christen der Region gebeten, einmal zu überlegen, wo „Weltveränderung“ in ihrem Leben sicht- und spürbar ist.

 

Joachim Steinberg, Fachbereichsleiter Kath. Forum

Die Welt zu verändern, insbesondere wenn es sich bei uns um „Normalmenschen“ und nicht um Verantwortungsträger der Weltpolitik handelt, ist natürlich gar nicht so einfach. Allein der Anspruch hört sich so gewaltig an, dass es ernsthafte Versuche kaum lohnt. Und dennoch, ich bin überzeugt davon, dass wir im Kleinen, in unserem privaten und beruflichen Umfeld zu einer Veränderung der Welt beitragen können. Wir bilden bei uns zum Beispiel Kindertagespflegepersonen und auch Fachberatungen und Leitungen von Kindertageseinrichtungen in einem fast 160 Stunden umfassenden Kurs für die inklusive Arbeit aus. Bei diesen Kursen geht es in erster Linie um die Reflexion der eigenen Haltung. Der Umgang mit „Fremden“ und „Befremdlichem“ erfordert zunächst kein Fachwissen, sondern eine offene, neugierige und nicht wertende Haltung. Insbesondere das Vermeiden beziehungsweise Bewusstmachen von Wertungen, die uns permanent durch den Kopf gehen, trägt dazu bei, nicht bei der vorgefassten Meinung zu bleiben, sondern neugierig zunächst zu schauen, wer oder was uns tatsächlich begegnet. Diese Haltung habe ich mir vor Jahren auch privat schon zu eigen gemacht. Die Kategorien „richtig“ oder „falsch“ habe ich fast vollständig durch die Kategorien „hilfreich“ und „wenig hilfreich“ ersetzt. Um diese anwenden zu können, brauche ich jedoch ein Ziel oder einen anzustrebenden Zustand. Erst wenn ich weiß, wohin ein Weg führen soll, kann ich beurteilen, ob dieser Weg nützlich oder hilfreich ist – oder eben nicht. So versuche ich, meinen privaten und beruflichen Kontakten eine Haltung vorzuleben, und immer mal wieder erhalte ich die Rückmeldung, dass mit dieser Einstellung das Leben für alle Beteiligten leichter wird. Wenn dies als ein Beitrag gelten kann, die Welt zu verändern, dann bin ich eifrig dabei.

 

Anja Tams, Lepra-Hilfe Schiefbahn

Mein (bescheidener) Beitrag besteht darin, dass ich versuche, den Menschen, die mir begegnen, Aufmerksamkeit zu schenken, ihnen zuzuhören, ihnen Mut zu machen, ihnen Lob oder Anerkennung zu geben oder auch konkrete Hilfestellungen. Ich begegne jedem Menschen mit Respekt und versuche, auch in Menschen, deren Verhaltensweisen ich nicht nachvollziehen kann, „das Göttliche“ zu erkennen.

 

Andreas Bodenbenner, Gemeindereferent Kempen

Mein direkter Gedanke dazu ging in die Richtung, dass ich manche Distanziertheit ein Stück aufbrechen will. Dass ich die Menschen, denen ich im Umfeld meines Wohnortes begegne, grüße, auch wenn diese mich nicht anschauen und grüßen. Ich zeige Interesse an einem kurzen Gespräch und öffne mich und die Mitmenschen füreinander, wenn ich etwas mehr wage zu sagen als „hallo“ und „guten Tag“. Ich erlebe oftmals und überraschend, dass einem Kontakt vom anderen begegnet wird. Nur viele haben es verlernt oder nie gelernt, Fremde oder Distanzierte anzusprechen. Es ist mehr möglich, wenn eine oder einer den Anfang macht. Letztlich suchen und sehnen sich fast alle nach Begegnung. So schaffen wir auch eine Offenheit für Menschen aus fremden Kulturen und erfahren eine Bereicherung für das eigene Denken und Tun.

 

Bernd Bodenbenner, Beirat Kinderschutzbund Viersen

Ich werde heute noch einmal mehr versuchen, beim Telefondienst „Nummer gegen Kummer“ vom Kinderschutzbund Viersen e. V. auf die Sorgen und Nöte der Kinder und Jugendlichen einzuwirken, damit sie mit Verständnis durch die Fastenzeit (durch ihr junges Leben) geführt werden.  Es sind einzelne Worte und Gesten, die oft große Wirkung beim Menschen hinterlassen.

 

Edith Furtmann, Leitungsteam Maria Waldrast

Ich finde das eine schwierige Frage. Ich versuche, möglichst nachhaltig und ökologisch zu leben, das Auto auch mal stehen zu lassen und stattdessen das Rad oder den ÖPNV zu nutzen – es gelingt mir nicht immer. Und ich kaufe nach Möglichkeit fair gehandelte Lebensmittel, keine Billigklamotten und achte auch sonst darauf, dass das, was ich kaufe, „weltverträglich“ ist – auch das gelingt allerdings nicht immer. Wir essen in der Fastenzeit gar kein und sonst nur noch sehr selten Fleisch. Und ich trete der „Hatespeech“ und „alternativen Fakten“ entgegen – in den Kommentarspalten im Internet (gemeinsam mit tausenden Mitgliedern von #ichbinhier) und auch im richtigen Leben. Und ich engagiere mich ein wenig politisch und in der Kirchengemeinde. Ob das die Welt verändert? Ich weiß es nicht, aber vielleicht ein kleines bisschen? Mein Pfadfinder-Versprechen habe ich jedenfalls vor fast 40 Jahren abgelegt mit den Worten von Baden-Powell: Ich will die Welt ein wenig besser verlassen, als ich sie vorgefunden habe.

 

Sonja Borghoff, Öffentlichkeitsarbeit Caritas Krefeld

In einem Bereich in der Caritas-Geschäftsstelle im Hansa-Haus in Krefeld, in dem viele Kurse und Konferenzen stattfinden, habe ich heute weitere Plakate der aktuellen Caritas-Jahreskampagne „Jeder Mensch braucht ein Zuhause“ aufgehängt (www.zuhause-fuer-jeden.de). Die Caritas möchte damit den Blick darauf lenken, dass es in Deutschland an bezahlbarem Wohnraum mangelt. Gerade Familien mit Kindern finden häufig kaum ein bezahlbares Heim. Aber ein Zuhause sollte in einem reichen Land wie Deutschland nicht ein Privileg, sondern eine Selbstverständlichkeit sein. Mit dem Aufhängen der Plakate habe ich heute vielleicht einen kleinen Beitrag dazu geleistet, dieses Thema in den nächsten Wochen und Monaten bei unseren Gästen im Hansa-Haus präsenter zu machen und zu einer Diskussion darüber anzuregen. Also ein winziger Beitrag zu einer Veränderung.