Franz Meurer bringt es mit einem Beispiel auf den Punkt: Mit der Handwerkskunst des vorletzten Jahrhunderts kann man den Dachstuhl von Notre Dame nach der Brandkatastrophe wieder fast genauso wie damals errichten, aber nicht die Wohnungsnot der Menschen in der Stadt lösen.
Analog müsse die Kirche ihr Verhalten ändern, sagt Meurer, der in Köln als Pfarrer in einem sogenannten sozialen Brennpunkt arbeitet. Damit die Kirche eine Zukunft habe, müssten sich Dinge ändern, die für die Leute vor Ort längst klar seien: in Bezug auf die Gleichberechtigung von Mann und Frau, sexuelle Orientierung, Generationengerechtigkeit. Vertrauen werde die Kirche erst dann wiederbekommen, wenn sie durch eine Haltung überzeuge, die sich in der gesamten Praxis als ehrlich und dem Evangelium gemäß erweist. Es braucht eine Umkehr. Dabei reicht es nicht, das Versagen der Kirche juristisch aufzuarbeiten.
Zehn Autorinnen und Autoren aus verschiedenen Positionen der Kirche haben sich mit der Frage beschäftigt, wie in der Kirche wieder ein Klima gedeihen kann, in dem Menschen sich mit ihren Lebensfragen zu Hause fühlen. Die Karikaturen von Max Zimmermann tragen dazu bei, dass der „Spaß an der Freud“ beim Lesen nicht verlorengeht.
Franz Meurer (Hg.): Klimawechsel. Notwendige Haltungen und Werkzeuge für die Kirche, die wir uns wünschen; 206 S., geb., 13,5 x 21 cm, Bonifatius-Verlag, Paderborn 2022, Preis: 20,– Euro