Erzieherinnen aus Spanien

Viele zu betreuende Kinder, zu wenig Fachkräfte: Der Kita-Träger Pro multis findet im Ausland Mitarbeitende

Spaß, Spiel und den Kindern das Gefühl von Sicherheit vermitteln: Erzieherin Paula Miguel Alameda ist in ihrem Element. (c) pro multis
Spaß, Spiel und den Kindern das Gefühl von Sicherheit vermitteln: Erzieherin Paula Miguel Alameda ist in ihrem Element.
Datum:
5. Sept. 2023
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 36/2023 | Garnet Manecke

Jedes Kind hat Anspruch auf eine Betreuung in einer Kindertagesstätte (Kita). Das Problem: Es gibt nicht genug Plätze. Ein Grund dafür ist der Fachkräftemangel. Um die Lücken zu schließen, werden Erzieherinnen im Ausland angeworben. Ein Modell, dass auch in anderen sozialen Berufen immer mehr Beachtung findet.

Gefühlt wird in Mönchengladbach gerade in jedem Quartier eine Kindertagesstätte (Kita) gebaut. Das ist auch nötig, denn seit zum 1. August 2013 der Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz für Unter-Dreijährige in Kraft trat, ist der Bedarf nochmals enorm gewachsen. Nur: Die Nachfrage ist größer als das Angebot. Mit den Kriegen in Syrien und der Ukraine und dem damit zusammenhängenden Zuzug geflüchteter Menschen ist die Nachfrage nochmals hochgegangen. Derzeit liegt die Versorgungsquote bei den Kindern unter drei Jahren bei 46,3 Prozent. Bei den Drei- bis Sechsjährigen haben 94,9 Prozent einen Kita-Platz. Das führt zum nächsten Problem: Wie in vielen anderen Branchen auch, gibt es in der Betreuung einen Mangel an Fachkräften.

Anders sieht es in Spanien aus: Hier gibt es Erzieherinnen, die keinen Job finden. Wenn man nun die einen mit den anderen zusammenbringt, ergibt das eine Win-Win-Situation: Pro multis, Träger von 58 katholischen Kitas, hat nun vier weitere Erzieherinnen aus dem mediterranen Land begrüßen können. Damit ist die Zahl spanischer Erzieherinnen im Team des Kita-Trägers auf zwölf angewachsen. Für die jungen Frauen ist der Arbeitseinsatz eine zusätzliche Qualifikation, bei dem sie die pädagogischen Konzepte, die Sprache und die Kultur eines anderen europäischen Landes kennenlernen.

Für den Träger schließt sich eine Personallücke, für die Kommune wird die Versorgungslücke für Kita-Plätze etwas kleiner. Denn so manches Kind steht lange auf der Warteliste und hat auch im Alter von vier oder fünf Jahren noch keinen Betreuungsplatz. Das wiederum bringt viele Eltern in Stress, die die Betreuung ihrer Kinder während der eigenen Arbeitszeit irgendwie privat organisieren müssen.

Am meisten aber profitieren die Kinder davon, dass Paula Miguel Alameda, Malena Sanchez Delgado, Jairo da Cruz Cordeiro und Maria Santana Santos zum Team dazu gekommen sind. Zum einen lernen sie eine neue Kultur kennen. Im Vorfeld wurden sie vom Team auf die neuen Erzieherinnen vorbereitet. „Die Kinder waren sehr interessiert und hatten viele Fragen“, sagt Laura Schnitzler, ständige Vertretung der Leitung in der Kita Himmelsschaukel. Wie sieht ein spanischer Kindergarten aus? Was essen Spanier eigentlich? Welche Sprache sprechen die neuen Erzieherinnen? Entsprechend neugierig waren die Kinder beim Eintreffen der Neuzugänge.

Fachkräfte aus dem Ausland werden auch von Kliniken und Altenheimen akquiriert

Die Kinderbetreuung ist nicht die einzige Branche, die den Arbeitnehmermarkt in Spanien für sich entdeckt hat. Auch für die Pflege werden in Kliniken und Altenheimen Fachkräfte aus dem Ausland akquiriert. Relativ unkompliziert ist es, wenn die Pflegekräfte aus einem EU-Land kommen. Dann fällt das staatliche Verfahren zur Anerkennung ihres Berufsabschlusses weg. Kräfte aus Italien, aber auch aus China, Indien, Vietnam, Serbien, Mexiko oder der Türkei arbeiten in den Kliniken Mönchengladbachs.

Um ihnen einen guten Start zu ermöglichen, haben die Kliniken Programme aufgelegt, in deren Rahmen die Fachkräfte die erforderlichen Sprachkenntnisse erwerben. Auch bei Pro multis haben die Kräfte aus Spanien zuerst die Sprache gelernt. Dabei wurden sie von spanischsprechenden Eltern und Kollegen unterstützt.