Erinnerungen bewahren

Heinz Webers beschreibt niederrheinische Feste und Bräuche in einem Buch: „Wie es früher war“

Ein gutes Team: Zu Heinz Webers’ Geschichten zu Bräuchen und Festen entwarf Susanna Welzel die liebevoll gestalteten Zeichnungen. (c) Kathrin Albrecht
Ein gutes Team: Zu Heinz Webers’ Geschichten zu Bräuchen und Festen entwarf Susanna Welzel die liebevoll gestalteten Zeichnungen.
Datum:
10. Nov. 2021
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 45/2021 | Kathrin Albrecht

Bräuche und Feste strukturierten und prägten den Alltag der Menschen. Doch vieles davon geht zunehmend verloren. Mit seinem Buch „Wie es früher war“ will der Krefelder Heinz Webers die traditionellen Feste und Bräuche in der Region wieder zurück in die Köpfe der Menschen holen. 

Bei den Zeichnungen skizziert Susanna Welzel die Szenen zuerst mit einem Bleistift und zeichnet dann mit einem Fineliner die Umrisse nach. (c) Kathrin Albrecht
Bei den Zeichnungen skizziert Susanna Welzel die Szenen zuerst mit einem Bleistift und zeichnet dann mit einem Fineliner die Umrisse nach.

Schuld war Corona. „Vieles war eingeschränkt oder verboten. Die großen Brauchtumsfeste wie Karneval oder die Martinsumzüge sind ausgefallen“, blickt Webers auf die vergangenen anderthalb Jahre zurück. Und so nutzte er diese „stille Zeit“, um die Feste und Bräuche zu beschreiben. Rund 100 christliche und weltliche Feste, Bräuche und Ereignisse hat er auf 150 Seiten zusammengetragen, von Neujahr bis Silvester. Ergänzt werden die Beschreibungen durch die Zeichnungen von Susanna Welzel. Kennengelernt hatten sich die beiden Ende April 2021, als sich Heinz Webers per E-Mail in seinem Freundeskreis erkundigte, ob nicht jemand eine gute Grafikerin oder einen guten Grafiker kenne. Ein Freund brachte seine Tocher – Susanna Welzel – ins Spiel,  ein erstes Treffen wurde vereinbart. „Die Vorgabe waren Zeichnungen in Schwarzweiß“, erzählt die 33-Jährige. Früher habe sie Mangas gezeichnet, daher liege ihr dieser Stil. Und auch die rund 50 Zeichnungen für das Buch sind eine Mischung aus „realistisch und niedlich“, wie es Susanna Welzel beschreibt.

Um Szenen wie den traditionellen Fronleichnamszug darzustellen, wälzten die beiden unzählige alte Fotos und Bücher. „Außerdem hat meine Mutter mir viel erzählt, wie das früher ausgesehen hat. Ich wollte es ja authentisch machen“, beschreibt Susanna Welzel ihre Arbeit am Buch. Brauchtumspflege und vor allem die Pflege der Krefelder Mundart sind Heinz Webers ein Anliegen. 15 Jahre gehörte er dem Mundartverein „Kreis 23“ an, gründete 1997 die Mundartgruppe des Ortsvereins Krefeld und 1998 mit Mundartfreunden den Arbeitskreis Mundart und Brauchtum im Verein für Heimatkunde. 2012 erhielt er für sein Engagement den Rheinlandtaler des Landschaftsverbands Rheinland. Und auch im aktuellen Buch, obwohl überwiegend auf Hochdeutsch verfasst, streut Webers hie und da einige Zitate in der Mundart ein.

Beim Schreiben des Buches, erzählt er, habe er an seine Enkel gedacht: „Unsere Welt wird immer schnelllebiger, und die jüngere Generation verliert zunehmend den Kontakt zum kirchlichen Leben. Ich möchte etwas weitergeben.“

Er selbst, sagt der 86-jährige Webers, sei noch „katholisch groß geworden“. Noch immer ist er mit Leib und Seele Georgspfadfinder, war einige Jahre Stadtjugendführer des Bundes der Deutschen katholischen Jugend und verfasste für seine Heimatgemeinde St. Gertrudis Bockum zum Kirchweihfest 2009 einen Kirchenführer. Besonders an die Feste zum Jahresende, St. Martin und Nikolaus, erinnert er sich gerne. „Diese Feste sind mir bis heute auch die liebsten“, fügt Webers hinzu.

Die Arbeit am Buch hat ihm auch neue Einblicke beschert: „Ich habe gelernt, dass der Valentinstag doch keine Erfindung der Floristen ist.“ Das Fest am 14. Februar geht auf die Göttin Juno zurück, die im antiken Rom als Hüterin der Ehe und Familie verehrt wurde. Bereits in dieser Zeit entstand die Tradition, sich Blumen zu schenken.  
Auch Susanna Welzel gewann durch die Mitarbeit am Buch neue Einblicke: „Ich bin zwar in einen katholischen Kindergarten gegangen, habe mich aber erst durch das Buch richtig intensiv mit den Heiligen und den damit verbundenen Festen beschäftigt. Das Buch ist für mich eine Art Nachschlagewerk geworden.“

Auch die Enkel von Heinz Webers haben das Buch inzwischen gelesen:„Die warten jetzt auf die Fortsetzung“, sagt Heinz Webers schmunzelnd. Doch zunächst hat er noch ein anderes Projekt vor der Brust. „Ich arbeite an einem Vortrag über Krefelder Denkmäler, die nicht so bekannt sind.“ 

Das Buch „Wie es früher war“ ist im lokalen Buchhandel erhältlich und kostet 9,– Euro oder kann bestellt werden unter E-Mail: heinz.webers@gmx.de.