Erinnern auf Schritt und Tritt

Mehr als 105 000 Stolpersteine deutschlandweit hat der Künstler Gunter Demnig bislang verlegt. Sie sollen die Erinnerung an die Vertreibung und Vernichtung von Juden, Sinti und Roma, politisch Verfolgter, Homosexueller, Zeugen Jehovas und an die Euthanasieopfer während der NS-Zeit wachhalten.

(c) Kadir Celep/unsplash.com
Datum:
22. Jan. 2025
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 04/2025 | Stephan Johnen

10 x 10 x 10 Zentimeter – das ist die Dimension eines „Stolpersteins“. Den ersten hat der Künstler Gunter Demnig, Jahrgang 1947,  am 16. Dezember 1992 vor dem Kölner Rathaus verlegt. 

Ein „Stolperstein“ ist ein gegossener Betonwürfel, mit einer darauf verankerten Messingplatte, in der die Namen, Lebensdaten und Schicksale von Menschen eingeschlagen werden, die in den Jahren 1933 bis 1945 von den Nationalsozialisten vertrieben, verfolgt, ermordet oder in den Suizid getrieben wurden. „Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist“, zitiert Gunter Demnig  den Talmud. Mit den Steinen vor den Häusern wird die Erinnerung an die Menschen lebendig, die einst hier wohnten, arbeiteten, lehrten oder praktizierten. Ein Stein. Ein Name. Ein Mensch. Ein Schicksal.

10 x 10 x 10 Zentimeter – das ist die Dimension eines Stolpersteins, der nur mahnend erahnen lässt, welche Dimension der Gewalt und Menschenverachtung hinter der NS-Ideologie steckte. Inzwischen liegen über 105000 „Stolpersteine“ in 1265 Kommunen Deutschlands und in einundzwanzig Ländern Europas. Das Projekt wurde zum größten dezentralen Mahnmal der Welt – ist aber nach wie vor nicht unumstritten. Wie die Karte zeigt, gibt es auch im Bistum Aachen Kommunen, in denen bislang kein „Stolperstein“ verlegt wurde, auch, wenn es dort Opfer des NS-Unrechtsstaats gab. Jedoch wurden oft andere Formen des Gedenkens, Mahnens und Erinnerns gewählt.

Beinahe wöchentlich kommen neue „Stolpersteine“ hinzu. So wie dieses Wochenende in Linnich, wo Gunter Demnig 21 weitere „Stolpersteine“ an den ehemaligen Adressen der jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger, von denen einigen die Flucht gelang, in den Gehweg einließ. Es war die dritte Verlegung in Linnich.

Stolpersteine im Bistum Aachen

(c) Bistum Aachen

Das Projekt „Stolpersteine NRW” des Westdeutschen Rundfunks (WDR) ist eine App gegen das Vergessen. Die interaktive Karte zeigt alle rund 17 000 bislang verlegten Stolpersteine in NRW, darunter auch die 1500 Stolpersteine im Bistum Aachen. Die App (WDR Stolpersteine NRW) und die Homepage (www.stolpersteine.wdr.de) ermöglichen einen interaktiven Zugang zum Thema Nationalsozialismus. Es gibt eine GPS-Navigationsfunktion, kuratierte Routen sowie biografische Texte, Illustrationen und Fotos, die die Schicksale hinter den Steinen hör-, seh- und erlebbar machen.

Düren    82, Hürtgenwald    10, Langerwehe    18, Aachen    63, Alsdorf    12,
Baesweiler    13, Eschweiler    33, Herzogenrath    25, Roetgen    7, Simmerath    7,
Stolberg    32, Würselen    27, Kreuzau    30, Linnich    29, Nideggen    26, Nörvenich    3, Vettweiß    22, Euskirchen    79, Bad Münstereifel    36, Hellenthal    38, Kall    23, Mechernich    18, Nettersheim    1, Schleiden    11, Heinsberg    46, Erkelenz    35,
Gangelt    33, Geilenkirchen    65, Hückelhoven    8, Wassenberg    15, Wegberg    10,
Krefeld    94, Mönchengladbach    135, Neuss    49, Jüchen    62, Korschenbroich    30,  Meerbusch    30, Viersen    62, Brüggen    6, Grefrath    11, Kempen    17, Nettetal    51, Schwalmtal    7, Tönisvorst    44, Willich    48