Erfahrungswerte

Das Fluthilfe Team Caritas ist seit zwei Monaten tätig

Sind im Einsatz für Flutopfer: (v. l.) Annette Schäfer, Melanie Oberhaus (Verwaltung), Gina Götz, Dorothea Gehlen. (c) Arnd krömer
Sind im Einsatz für Flutopfer: (v. l.) Annette Schäfer, Melanie Oberhaus (Verwaltung), Gina Götz, Dorothea Gehlen.
Datum:
2. Feb. 2022
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 05/2022 | Arnd Krömer

Am 1. Dezember vergangenen Jahres nahm das „Fluthilfe Team Caritas“ als Teil des neuen Fluthilfe-Zentrums Schleidener Tal in der Kölner Straße 10 in Gemünd seine Arbeit auf. Es ist im Einsatz, um die Lebenssituation der vom Hochwasser betroffenen Menschen zu stabilisieren. 

„Zunächst ist wichtig zu wissen, dass sich alle Hilfesuchenden an uns wenden können, also nicht nur Menschen aus dem Schleidener Umfeld, sondern auch aus Mechernich, Kall, Nettersheim oder Blankenheim“, betont Dorothea Gehlen, die für die Koordination der Caritasarbeit mit den zahlreichen anderen Akteuren vor Ort zuständig ist. „Wir verstehen uns dabei als erste Anlaufstelle, um zu klären: Wie ist die aktuelle Situation der Menschen, was brauchen sie besonders schnell, welche zusätzlichen Hilfen sind notwendig? Unser Anliegen ist dabei, den Betroffenen eine möglichst zeitnahe und unbürokratische Hilfestellung anzubieten.“ Dazu arbeitet das Team nicht nur mit vielen seiner Caritaskolleginnen und -kollegen zusammen, etwa der Schuldnerberatung, Allgemeinen Sozialen Beratung oder dem Ambulant Betreuten Wohnen für psychisch Erkrankte, sondern auch mit den Partnern im Fluthilfe-Zentrum, lokalen Organisationen und Unternehmen sowie kommunalen Behörden. „Wir helfen beispielsweise im Kontakt zu Verwaltungen, Behörden, Versicherungen oder Gutachtern, machen Gesprächsangebote zur Verarbeitung der Hochwassererlebnisse oder stellen den Kontakt zu Baufachberatungen, Architekten, Ölgutachtern her, um nur einige Punkte zu nennen“, erklärt Dorothea Gehlen.

Wie lässt sich die Lage der Flutbetroffenen beschreiben? In der Regel sprechen sie zu Beginn lediglich über ihre finanzielle Not, wie Annette Schäfer schildert.  Aus diesem Einstieg ergäben sich jedoch rasch weitere Themen – Ratsuchende berichten im zweiten Schritt von ihren traumatischen Erlebnissen der Flutnacht, von familiären Problemen seit der Flut bis hin zur Trennung, von Erkrankungen, die wieder deutlicher hervorgetreten sind, von Vereinsamungstendenzen, die sich immer stärker ausprägen. „In solchen und noch vielfältigeren Lebenslagen bewegen wir uns. Da geht es für uns längst nicht mehr nur um Fragen zu Anträgen oder Versicherungen, sondern um die Kooperation mit anderen Hilfesystemen oder Weiterleitung an Spezialisten. Wir sind also Zuhörer, Netzwerker, Vermittler und müssen stets den ganzen Menschen im Blick haben“, ergänzt Schäfer.

Kreative Lösungen sind gefragt

Betroffene der Flut, die sich an die Caritas wenden, haben vielfältige Probleme. Da gibt es keine simple Patentlösung. Es gibt etwa nach sechs Monaten immer noch Menschen, die keinen Strom haben. Es melden sich Klienten, die kaum an Nahrungsmittel kommen, weil es ihnen an Geld, Auto oder Einkaufsmöglichkeiten mangelt. Andere leben nach wie vor in feuchten Mietwohnungen mit zunehmendem Schimmel, um den sich der Vermieter nicht kümmert. „Wir halten dann zum Beispiel die Augen in den sozialen Medien offen, über die viel möglich ist und wo das Engagement glücklicherweise nach wie vor enorm hoch ist“, erklärt Gina Götz. „Wir haben dort erfahren, dass ein Helfer täglich 80 Essen ausfährt. Da nehmen wir Kontakt auf und fragen, ob er unseren Klienten mitversorgen kann. Oder wir versuchen, Notstrom-Aggregate und Trockengeräte zu organisieren.“ Auch durch die Mithilfe der Netzwerkpartner im Fluthilfezentrum sei vieles machbar.

Dankbar ist das Team der Caritas vor allem den Maltesern, die das Bürogebäude in Zusammenarbeit mit der Stadt Schleiden gemietet und die zahlreichen Mitstreiter mit ins Boot geholt haben. „Damit haben sie die Grundlage für all das geschaffen, was hier nun zum Wohle der Menschen getan werden kann“, führt Dorothea Gehlen aus. „Nicht nur, dass die Büroausstattung vom ersten Tag an stand, wir haben nun auch viele Experten im Haus, die unsere Klienten durch kurze Dienst- und Kommunikationswege unkompliziert erreichen. Wir sind froh, dass wir beispielsweise Menschen zur psychologischen Beratung oder Verarbeitung von Traumata direkt zu Fachleuten der Malteser weitervermitteln können.“ Die Arbeiterwohlfahrt kümmert sich um die Anträge „Aufbauhilfen Hausrat NRW“ oder unterstützt Senioren bei EDV-Fragen, scannt beispielsweise Rechnungen ein. Die Diakonie hält Seelsorge-Angebote vor. Umgekehrt vermitteln die Partner ihre Klienten an die Caritas, wenn Fragen zum Job-Center, Ämtern, Grundsicherung oder Familienhilfen bestehen. Dorothea Gehlen: „Auf diese Weise können wir Bedarfe bündeln, die unterschiedlichen Aufgaben sinnvoll aufteilen und gemeinsam an einem Ziel arbeiten – den vom Hochwasser betroffenen Menschen bestmöglich zur Seite zu stehen.“

Perspektivisch arbeitet das Fluthilfeteam derzeit intern mit Jessica Rau von Youngcaritas zusammen, der Plattform für junge Ehrenamtliche zwischen 13 und 27 Jahren. Angedacht ist hier, einen Besuchsdienst für von der Flut betroffene ältere Mitbürger aufzubauen, um den verstärkt auftretenden Vereinsamungs- und sozialen Rückzugstendenzen entgegenzuwirken. Eine andere Idee ist, mit jungen Leuten bei schönem Wetter noch einmal eine Müllsammelaktion zu starten, denn auch ein halbes Jahr nach der Flut ist trotz zahlreicher gelaufener Aktionen noch längst nicht aller Unrat aus den Flutgebieten entfernt.

Wer Hilfe benötigt oder Fragen zum Thema hat, kann sich an die Ansprechpartnerinnen wenden:
· Dorothea Gehlen: Tel. 01 73/2 68 69 09, E-Mail: d.gehlen@caritas-eifel.de;
· Gina Götz: Tel. 01 77/9 14 79 64,  E-Mail: g.goetz@caritas-eifel.de;
· Annette Schäfer: Tel. 01 73/2 68 32 60,  E-Mail: a.schaefer@caritas-eifel.de;
· Melanie Oberhaus (Verwaltungsmitarbeiterin in der Fluthilfe): Tel. 0 24 44/4 45 00 46, 
E-Mail: m.oberhaus@caritas-eifel.de.