Das christliche Leitbild – Schulen in katholischer Trägerschaft, Bekenntnisschulen und die Bischöflichen Schulen des Bistums Aachen werben aktiv damit um Schülerinnen und Schüler. Doch was heißt das genau, wie erleben Schüler dies in ihrem Alltag und wie profitieren sie davon? Die KirchenZeitung hat nachgefragt.
Wenn Jonathan Palow die Krefelder Marienschule betritt, sind die Kreuze in den Klassenräumen das Augenscheinlichste, was ihm nahebringt, dass er eine Schule mit christlichem Profil besucht. Auch sonst ist der Schulalltag immer wieder geprägt von Veranstaltungen und Angeboten. „Wir beginnen den Tag immer mit einem Gebet in der ersten Stunde“, erzählen Johanna Lange und Hanna Sieben. Beide besuchen die Q2 des Heilig-Geist-Gymnasiums in Würselen. Auch an der St.-Angela-Schule in Düren beginnt der Morgen mit einem Gebet, berichtet Sonora Scheller, die dort die Q1 besucht. Auch Gottesdienste sind fester Bestandteil des Schulalltags. Sie werden von den Schülerinnen und Schülern aktiv mitgestaltet, erzählt Noah Kellermann, der an der Bischöflichen Maria-Montessori-Gesamtschule Krefeld die Q1 besucht. Sie bieten die Möglichkeit, die eigenen Talente einzubringen, aber auch, sich mit den Inhalten auseinanderzusetzen, die in den Gottesdiensten angesprochen werden.
Allen Schulen ist gemeinsam, dass die Teilnahme am Religionsunterricht verpflichtend ist. Das gilt auch für Schülerinnen und Schüler, die einer anderen Religion angehören oder konfessionslos sind. Taras Soroka, der die 11. Klasse an der Maria-Montessori-Gesamtschule besucht, empfindet das als Bereicherung. Er selbst ist orthodoxen Glaubens. „Die christlichen Werte werden auch gelebt. Man lernt, miteinander umzugehen“, unterstreicht er.
Das bekräftigen alle befragten Schüler. „Der Umgang miteinander ist sehr menschenbezogen, auch der Respekt untereinander ist da“, meint Katharina Weinmann, die wie Jonathan Palow die Q2 der Marienschule besucht. „Durch das christliche Leitbild wird die Schulgemeinschaft enorm gestärkt. Resultierend daraus hat man auch in schwierigen Zeiten einen Anhaltspunkt, an dem man sich orientieren kann,“ sagen Inga Osborg-Schmitz und Robert Delscher von der Liebfrauenschule in Grefrath-Mülhausen.
Das gilt insbesondere auch für die Inklusion. Nils Theuerkauf, der die 11. Klasse an der Maria-Montessori-Gesamtschule besucht, unterstreicht: „Hier ist jeder willkommen, auch Menschen mit Behinderung.“ Erfahrungen mit Gewalt oder Mobbing gebe es kaum, wenn, werden dafür Lösungen gefunden. Die Bischöfliche Liebfrauenschule in Mönchengladbach ist das einzige Berufskolleg in Trägerschaft des Bistums.
Die Schule bietet sechs Bildungs- und Ausbildungsgänge sowie einen Bachelor-Studiengang im Bereich Pflege und Soziales an. Hier fließt das christliche Menschenbild in besonderer Weise in den Unterricht ein. „Jeder wird als vollwertiger Mensch wahrgenommen“, sagt Lea Büschgens-Kegler, die die Oberstufe der Fachschule für Heilerziehungspflege besucht und parallel ihre Ausbildung bei der Lebenshilfe Mönchengladbach absolviert. Julian Plathen hat die Fachoberschule für Gesundheit und Soziales an der Liebfrauenschule abgeschlossen und macht jetzt am Gymnasium der Schule sein Abitur. Während seines Jahrespraktikums mitten in der Corona-Hochzeit hat er im Krankenhaus Neuwerk gearbeitet, auch direkt auf einer Corona-Station. Seine Erfahrungen sind in den Unterricht eingeflossen. Zugleich konnte er auch von dem profitieren, was ihm an der Schule vermittelt wurde. Diese Erfahrungen teilt Ailin Giebelpasch, die das berufliche Gymnasium besucht und im kommenden Jahr ihr Abitur macht. Sie absolvierte ein dreiwöchiges Praktikum auf der Kinderstation am St.-Elisabeth-Krankenhaus in Rheydt und war dort besonders beeindruckt von der Begleitung von Eltern, deren Kinder verstorben sind.
Andere Menschen wertzuschätzen – das geht nur, wenn man selbst weiß, wo man steht. Das gilt auch in den erzieherischen Berufen. Hannah Flock macht an der Fachschule für Sozialpädagogik eine Ausbildung zur Erzieherin und arbeitet parallel in einer katholischen Kindertagesstätte. Marisa Halmes besucht die Fachschule für Heilerziehungspflege. „Zum Unterrichtsinhalt gehört auch, wie wir Kindern, die nicht katholisch sind, katholische Feste wie St. Martin näherbringen, ohne den christlichen Charakter zu vernachlässigen“, erzählt Marisa Halmes, und Hannah Flock ergänzt: „Im vergangenen Halbjahr hatten wir im Religionsunterricht den Schwerpunkt Weltreligionen. Mir hat es geholfen, um die eigenen Werte besser zu kennen und auch zu vermitteln.“
„Meiner Meinung nach spielt die Schule eine große Rolle in der persönlichen Entwicklung des Individuums. Daher denke ich, dass das christliche Profil meiner Schule viel dazu beigetragen hat, wer ich heute bin und wer ich einmal sein werde“, sagt Sonora Scheller. Hannah Fischer und Anton Röhr haben schon die Maria-Montessori-Grundschule in Krefeld besucht, gehen jetzt in die 11. Klasse der Gesamtschule: „Ich habe die Wahl nie bereut“, sagt Anton. „Ich habe gelernt, selbstständig zu denken“, sagt Hannah.