Engagierter Arbeiterpriester

Restauriertes Denkmal erinnert an den Würselener Peter Josef Schings und seinen fast vergessenen Einsatz

Rolf Rüland ist es ein Anliegen, Schings’ Andenken zu bewahren. (c) Andrea Thomas
Rolf Rüland ist es ein Anliegen, Schings’ Andenken zu bewahren.
Datum:
24. Nov. 2021
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 47/2021 | Andrea Thomas

Es gibt Menschen, die haben in ihrem Leben Vorbildliches geleistet, und trotzdem kennt sie kaum jemand. Peter Joseph Schings ist so ein Mensch. Der Priester aus Würselen hat sich im 19. Jahrhundert für gerechtere Lebensbedingungen für Arbeiter eingesetzt. 

„Wäre er nicht so jung gestorben, wer weiß, dann würden wir ihn heute in einem Atemzug mit seinen Zeitgenossen Ketteler und Kolping nennen“, sagt Rolf Rüland. Gemeinsam mit seiner Frau Marlene, die sich Schings besonders verbunden fühlt, da dieser wie sie im Würselener Ortsteil Scherberg geboren und aufgewachsen ist, hat er sich dafür eingesetzt, das Andenken dieses „Vorkämpfers der christlich-sozialen Arbeiterbewegung“ zu bewahren. Über zwei Jahre hinweg haben die beiden Unterstützer gesucht, um sein Grabdenkmal wieder instandzusetzen und ihm einen angemessenen Standort zu verschaffen. Nach der Restaurierung durch den Herzogenrather Steinbildhauermeister Cornel Bücken steht es nun prominent vor dem Turm von St. Sebastian.

Peter Joseph Schings wurde 1837 selbst als Kind einer Arbeiterfamilie geboren und kannte die Not und die elenden Lebensbedingungen der Arbeiterklasse von Kind an. Mit Unterstützung des damaligen Würselener Pfarrers Wilhelm Moritz konnte er das Kaiser-Karls-Gymnasium in Aachen besuchen und das Abitur machen. Er studierte Theologie an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn und besuchte das Priesterseminar im Bistum Limburg, wo er 1864 zum Priester geweiht wurde. Nach seiner Kaplanszeit war er bis 1876 Rektor am Kloster der Karmeliterinnen in Aachen.

Schings gründete die  „Christlich-Sozialen Blätter“

Die Grabplatte drohte an ihrem alten Standort zu „zerbröseln“. (c) Andrea Thomas
Die Grabplatte drohte an ihrem alten Standort zu „zerbröseln“.

Sein kurzes Leben – Schings starb bereits mit 39 Jahren – widmete er ganz der sozialen Frage und kämpfte unermüdlich für die Verbesserung der Lebenssituation der Arbeiter, unter anderem Sonntagsruhe und bessere Arbeitszeiten, Eigentum, Gesundheitsversorgung und Bildung. Dafür habe er seine Zeit, seine Einkünfte und seine schon immer schwache Gesundheit geopfert, berichtet Rolf Rüland bei der Übergabe des restaurierten Denkmals. Das tat er vor allem über die 1868 von ihm gegründeten und herausgegebenen „Christlich-sozialen Blätter“ und der Schriftenreihe „Das Recht der Arbeit“.

„Schings war bestens in ganz Deutschland vernetzt und hat die Entwicklung des politischen und sozialen Katholizismus in Deutschland maßgeblich mit vorangetrieben und damit die Basis für die Katholische Arbeiternehmer-Bewegung (KAB) mitgeschaffen“, erläutert Rolf Rüland. In der katholischen Kirche habe man das zu seiner Zeit zu würdigen gewusst, was sich unter anderem daran ablesen ließe, dass er 1876, kurz bevor er verstarb, eine Privataudienz bei Papst Pius IX. bekam. Was damals durchaus etwas Besonderes war.
In seiner Heimatstadt ist Peter Joseph Schings dagegen weitgehend in Vergessenheit geraten. Was sehr bedauerlich sei. „Anderswo würde man sich mit so einem bedeutenden Menschen schmücken“, sagt Rolf Rüland. Immerhin gibt es in Würselen eine Straße, die nach Schings benannt is,t und das nun prominent aufgestellte Denkmal soll sein Übriges dazu tun. Die Grabplatte hatte zuvor ihren Platz etwas abseits der Kirche auf einer Wiese, wo sie langsam vor sich hin „zerbröselte“. Dank der Initiative des Ehepaares Rüland und weiterer Sponsoren (Land NRW, VR-Bank, Kulturstiftung und Geschichtswerkstatt Würselen) sowie mit Unterstützung der Unteren Denkmalbehörde und der Pfarrei St. Sebastian konnte sie erhalten werden.