In vielen Gemeinden werden Messdiener knapp. Kaum ein Kommunionkind möchte noch den Dienst am Altar machen. Das betrifft nicht nur Stadtgemeinden, sondern inzwischen auch jene auf dem Land. In der Mönchengladbacher Gemeinde Broich-Peel hat sich Sonja Decker als einzige ihres Kommunionjahrgangs dazu entschieden, Messdienerin zu werden.
Das Gefühl bei ihrem ersten Einsatz am Altar, als sie vor den Augen der Gottesdienstbesucher ihr Chorhemd bekommen und über das rote Messdienergewand gezogen habe, sei schon besonders gewesen. „Ich wusste davor: Ich bin noch nicht so richtig dabei“, sagt Sonja Decker. „Aber als ich es anhatte, da habe ich gewusst, dass ich jetzt richtig dazugehöre.“ Die Neunjährige ist nun Messdienerin. Ihre Premiere beim Altardienst war besonders feierlich, weil die Gemeinde mit einem reich geschmückten Altar an diesem Tag Erntedank gefeiert hat.
In der Gemeinde Broich-Peel haben im April dieses Jahres 16 Kinder ihre Erstkommunion empfangen. Sonja war eine von ihnen und ist die einzige, die sich danach entschieden hat, Messdienerin zu werden. „Weil ich gehört habe, dass man jetzt auch Messdienerin werden kann“, sagt die Viertklässlerin. „Das wollte ich unbedingt werden.“ Fragt man Sonja, warum sie das so gerne machen wollte, ist die Antwort ganz klar. „Die Kirche verbindet mich mit meiner Oma“, sagt sie. Früher, als die Oma noch lebte, hat Sonja sie besucht und auch dort übernachtet. Dann seien sie zusammen in die Kirche gegangen. Sie erinnert sich immer noch gerne daran.
Und dann hat die Neunjährige noch einen ganz anderen Grund für ihr Engagement: „An der Kirche finde ich gut, dass man da beten kann und Gott Sachen anvertrauen kann, die man sonst keinem sagen kann. Gott hört einem einfach zu.“ Dass sie bei ihrem Dienst immer unter Beobachtung der Gemeinde steht, stört Sonja nicht. Schon früher hat sie sich in Schulgottesdiensten vor die Gemeinde gestellt und Fürbitten vorgetragen.
Warum die anderen Kinder keine Lust auf den Messdienerdienst haben, kann sie ganz einfach beantworten. „Zwei andere Kinder aus meiner Klasse waren auch interessiert“, erzählt sie. „Aber die wollten dann doch nicht.“ Der Grund sei gewesen, dass sie sonntags lieber etwas mit ihrer Familie unternehmen wollten. Das gilt auch für Sonjas Freundinnen, von denen die eine das Engagement der Neunjährigen cool findet und die andere fragt, ob Sonja sonntags nicht lieber spielen möchte, als in die Kirche zu gehen. „Aber jeder hat ja seine eigene Entscheidung“, meint Sonja, die im Gespräch darauf hinweist, dass die Namen ihrer Freundinnen auf keinen Fall genannt werden dürfen. „Das ist ja immer die Sache mit dem Datenschutz“, stellt sie klar.
Ihre Eltern unterstützen Sonja. Zu ihrem ersten Einsatz ging ihre Mutter Bettina Decker-Pillen mit. „Mama und Papa haben gesagt, dass es okay ist“, sagt die Grundschülerin. „Es muss nur mit den Terminen passen und nur sonntags.“ Denn Sonja hat viele Hobbbys neben der Schule: Schwimmen, Reiten und Tanzen. Da sind schon mal drei Nachmittage in der Woche belegt. Und dann muss sie ja auch für die Schule etwas tun.
Im dritten Schuljahr habe sie eine Mathe-Krise gehabt, erzählt sie. Aber irgendwann ist der Knoten geplatzt, und sie hat die Kurve gekriegt. „Sonst wäre ich jetzt ja nicht in der vierten“, sagt Sonja. Jetzt gehöre Mathematik zu ihren Lieblingsfächern. „Das braucht man ja quasi sein ganzes Leben lang.“
Ihr nächster Einsatz am Altar ist am 26. November. Drei Tage später macht sie einen Ausflug mit den Messdienern. Sie gehört jetzt ja richtig dazu.