Ende der Notlösung

Die Notunterkunft für Obdachlose ist an alter Stelle wieder geöffnet. Seit August 2023 wurde die städtische Immobilie in Düren saniert. In Via investiert als Betreiber selbst noch einmal 100 000 Euro.

Alle Zimmer der Notunterkunft wurden neu eingerichtet. Das alte Mobiliar hatte zum Teil schon 20 Jahre auf dem Buckel. (c) Stephan Johnen
Alle Zimmer der Notunterkunft wurden neu eingerichtet. Das alte Mobiliar hatte zum Teil schon 20 Jahre auf dem Buckel.
Datum:
18. März 2025
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 12/2025 | Stephan Johnen

Mängel in der Elektrik hatten dafür gesorgt, dass die Notunterkunft für Obdachlose an der Dürener Dechant-Bohnekamp-Straße von jetzt auf gleich geschlossen werden musste. Der Start in der „Ersatzimmobilie“ verlief im Spätsommer 2023 zunächst etwas holprig, darüber hatte die KirchenZeitung berichtet. Nun die gute Nachricht: Nach fast anderthalb Jahren der Sanierung zog der katholische Verband für Mädchen- und Frauensozialarbeit Düren-Jülich In Via mit seinen Klientinnen und Klienten aus der Notlösung in die Notunterkunft zurück. „Gut Ding will Weile haben“, blickt In-Via-Geschäftsführer York Sommereisen auf ereignisreiche Monate zurück.

Zu tun gab es genug: Die Stadt als Eigentümerin der Immobilie ließ die gesamte Elektrik erneuern. Angesichts der Tatsache, dass ohnehin alle Wände „geöffnet“ waren, wurden auch die Heizungsrohre, die bislang „auf Putz“ verliefen, erneuert, ebenso viele Gas- und Wasserleitungen. Der Verband In Via, der die Notunterkunft im städtischen Auftrag betreibt, investierte selbst noch einmal 100000 Euro, um alle Böden und Wände zu erneuern beziehungsweise die Wände tapezieren und streichen zu lassen. 

Brandschutz auf dem neuesten  Stand der Technik

reuen sich über den Abschluss der Sanierungsarbeiten: (von links) Romina Schlößer, Stephan Backhaus, die Vereinsvorsitzende Sieghild von Gagern und Geschäftsführer York Sommereisen. (c) Stephan Johnen
reuen sich über den Abschluss der Sanierungsarbeiten: (von links) Romina Schlößer, Stephan Backhaus, die Vereinsvorsitzende Sieghild von Gagern und Geschäftsführer York Sommereisen.

Es gibt neue Betten, Matratzen, Stühle und Tische, in einer Werkstatt des Caritasverbandes Düren-Jülich wurden 30 neue Kleiderschränke angefertigt. Zum Teil wurden Duschkabinen ersetzt und alte Schimmelschäden saniert. „Wir haben hier containerweise den Schutt herausgeholt. In manchen Zimmern gab es acht Lagen Tapete“, schildert Einrichtungsleiter Stephan Backhaus. Auf dem neuesten Stand der Technik sind nun auch Brandmeldeanlage und Notbeleuchtung.

 

Die Tatsache, dass in der „Ersatzimmobilie“ nur 25 anstatt der 33 Plätze zur Verfügung standen, sorgte bei In Via für einige Kopfschmerzen. „Wir haben in diesen Monaten einen Verlust von 116000 Euro verbuchen müssen. Wir mussten allgemeine Rücklagen dafür einsetzen“, bilanziert Geschäftsführer York Sommereisen. Unter die vergangenen Monate in der „Ersatzimmobilie“ zieht auch Vereinsvorsitzende Sieghild von Gagern lieber einen Schlussstrich: „Wir waren zunächst entsetzt über die Zustände in der Ersatzimmobilie, aber jetzt ist die Sanierung gut geworden. Wir sind der Stadt sehr dankbar und blicken voller Zuversicht auf die weiteren Verhandlungen mit den Verantwortlichen.“ Denn für die Zukunft gelte es, das Konzept für die Notunterkunft zu aktualisieren – und damit verbunden ist unter anderem die Refinanzierung der Personalkosten.

Von den 33 Plätzen der Notunterkunft sind vier für Frauen und 29 für Männer vorgesehen, es gibt Einzel-, Zweibett- und Dreibettzimmer sowie eine Küche und einen Fernsehraum. Die Belegungsquote lag in den vergangenen Jahren bei 90 bis 93 Prozent, im Sommer wie im Winter. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer ist drei Monate. Für In Via ist es wichtig, die Menschen in der Unterkunft nicht nur zu bewahren, sondern sie zu betreuen und bestmöglich zu unterstützen. „Wenn 24 Stunden nicht reichen, arbeiten wir auch nachts“, sagt Bereichsleiterin Romina Schlößer. Die Personalplanung sieht drei Vollzeitstellen über Tag, eine Hauwirtschaftskraft sowie Nacht- und Wochenenddienste vor. Neben einer Übernachtungspauschale, die von der job-com des Kreises Düren gezahlt wird, gibt es einen städtischen Zuschuss zu den Personalkosten.

„Mit Glück und einer vernünftigen Belegung kommen wir bei einer Null aus. Rücklagen können wir so aber nicht bilden“, rechnet York Sommereisen vor. Bis zum Jahresende soll nun mit der Stadt ein neuer Vertrag verhandelt werden. „Wir haben keine Angst, dass wir unsere Plätze nicht belegt bekommen. Im Gegenteil. Aber wir wollen die Menschen, die wir betreuen, wertschätzend begleiten, ihnen Angebote unterbreiten, sie nicht sich selbst überlassen. Das unterscheidet uns“, erklärt Romina Schlößer. 

Viele Angebote

In Via Düren-Jülich ist Mitglied im Caritasverband für das Bistum Aachen und bietet seit mehr als 25 Jahren ganz unterschiedliche Einrichtungen und Angebote für wohnungslose Menschen im Kreis Düren an. Neben der Notunterkunft gibt es eine Wohngruppe mit 28 stationären Plätzen, 100 Plätze im Betreuten Wohnen sowie 47 eigene Untermietverträge für Klientinnen und Klienten. Ziel der pädagogischen Arbeit ist die Vermittlung in eigenständige Wohnformen.