Farbige Linien zieren seit Anfang September den Schulhof der Marienschule Krefeld. Wer sich beim Betrachten an ein Fußballfeld erinnert fühlt, liegt gar nicht so falsch. Denn die
Linien stellen allesamt Spielfelder von Sportarten dar. Sportarten, die für Frauen wettbewerbsfähig beziehungsweise olympisch wurden. Ergänzende Metallschilder liefern das jeweilige Datum dazu.
„Play for today“ hat Künstlerin Céline Condorelli ihr Kunstwerk benannt und legt darin die Spielfelder der Sportarten Fußball, Basketball, Laufen, Volleyball, Badminton und Pétanque in verschiedenen Farben übereinander. Sie wirft damit Fragen nach Geschlechterrollen, nach Gleichberechtigung und Fairness auf. Gleichzeitig ist es eine Einladung an die Schülerinnen und Schüler, sich spielerisch der Kunst auf dem Schulhof zu nähern, darin zu toben und zu spielen.
Das Kunstwerk bekam die Schule im Zusammenhang mit der Ausstellung „Museum Grenzenlos. Kunst – Design / Dunkerque – Krefeld“ geschenkt. Zwischen den Städten Dünkirchen und Krefeld besteht seit 50 Jahren eine Partnerschaft. In den Museen Haus Esters und Haus Lange waren bis Anfang September Kunstwerke aus Dünkirchen zu sehen, Kunstwerke aus Krefeld wandern im Austausch nach Dünkirchen. Auch die Marienschule hat Kontakte nach Dünkirchen und pflegt einen Schüleraustausch. So war es kein Zufall, dass die Marienschule für das Kunstwerk ausgewählt wurde.
„Es passt gut zu unserer Geschichte als ehemalige Mädchenschule“, meint Lehrerin Kathi Dahmen, die das Projekt federführend an der Schule betreut. Die Idee zum Projekt entwickelte die Schule gemeinsam mit den Kunstmuseen Haus Lange und Haus Esters und mit den beiden Zonta-Clubs in Krefeld, die auch als Sponsoren fungieren. Ziel ist es, dass sich Schülerinnen und Schüler immer wieder gezielt mit dem Kunstwerk und seiner Bedeutung auseinandersetzen – auch über die eigentliche Beheimatung in der Welt des Sports hinaus.
„Für Mädchen in der Oberstufe ist es nicht so offensichtlich, dass Frauen Benachteiligung erfahren“, sagt Schulleiter Ralf Juntermanns. Und doch werde es im weiteren Leben immer wieder genau diese Erfahrungen geben. Doch das Kunstwerk rege auch dazu an, nicht nur die Frage nach der Geschlechtergerechtigkeit zu stellen, sondern auch die Frage danach, wer in der Gesellschaft die Macht hat, Entscheidungen zu treffen. „Hier kann Kunst ein Türöffner sein“, meint Juntermanns.
Für die kommenden fünf Jahre wird das Kunstwerk instandgehalten. Danach soll es nach Anweisungen von Céline Condorelli langsam dem Verfall überlassen werden. Auch das werde ein spannender Prozess.
Bei den Lehrkräften wie auch bei den Schülerinnen und Schülern kommt das Kunstwerk gut an. „Linien fangen“ sei gerade in der Jahrgangsstufe 6 ein beliebtes Spiel, hat Kathi Dahmen beobachtet. Einige haben sich auch als Kunstwerkscouts ausbilden lassen und ein Impulsheft angefertigt. Für das kommende Frühjahr ist ein künstlerischer Wettbewerb für Schülerinnen und Schüler der Mittelstufe zum Thema Gleichberechtigung geplant.