Einstimmung mit Musik

Die Aachener Domsingschule bietet in der Adventszeit die Gelegenheit zum offenen Singen an

(c) Bistum Aachen/Andreas Steindl
Datum:
7. Dez. 2023
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 49/2023 | Kathrin Albrecht

Weihnachtszeit – stressige Zeit. Zwischen Geschenke besorgen, Weihnachtsbaum aufstellen, Termine koordinieren und Plätzchen backen bleibt kaum Zeit, um auch einmal die besinnliche Seite dieser Zeit zu erleben. Die Aachener Domsingschule möchte mit ihrem offenen Singen einen solchen Moment schaffen – ein Besuch. 

Montagabend in der Aachener Innenstadt – das Wetter ist, wie der Öcher so schön sagt, „usselig“, der Betrieb auf dem Weihnachtsmarkt am Katschhof hält sich dementsprechend in Grenzen, doch ein paar Unentwegte haben trotzdem den Weg in die Budengassen gefunden. Und werden angelockt von einer offenen Tür, die es sonst so nicht gibt. Die Domsingschule lädt montags im Advent zum offenen Singen ein. „Wir haben montags auch Chorprobe und erleben oft, dass sich Passanten an den Fenstern die Nasen plattdrücken, weil sie oft gar nicht wissen, was das hier für eine Einrichtung ist“, erzählt Schulleiterin Irma Wüller. Mit dem offenen Singen möchte sich die Domsingschule nach außen öffnen und präsenter im Bewusstsein der Menschen machen.

Und das gelingt beim Premierensingen schon ganz gut. 60 Gäste versammeln sich in der Aula, darunter auch Schülerinnen und Schüler mit ihren Familien, die einfach noch nicht genug vom Singen haben. 15 Lieder hat Irma Wüller, die an diesem Nachmittag vom Kirchenmusiker Angelo Scholly aus der GdG Grenzenlos begleitet wird, für das einstündige Singen ausgesucht. Adventslieder sind darunter, Lieder, die zum Herbst passen, und Klassiker wie „Schneeflöckchen, Weißröckchen“ oder „O Tannenbaum“. Die Liedtexte werden per Beamer eingeblendet.

„Wir wollen es ganz offen halten“, sagt Irma Wüller bei der Begrüßung. „Bleiben Sie gerne und singen Sie mit, solange Sie wollen.“ Und dann geht es auch schon los: „Es ist für uns eine Zeit angekommen“ wird angestimmt, die Kinder der Domsingschule singen die Strophe erst mal vor, dann steigen die Gäste mit ein. Und schnell wird klar: Singen fordert nicht nur die Stimmbänder, sondern den ganzen Körper, denn es wird geklatscht, es werden Bewegungen eingebaut, und es wird musiziert. Wahlweise begleiten die Schülerinnen und Schüler den Gesang mit Triangel oder Glockenspiel.

Und die Gäste sind mit Begeisterung dabei, steigen sofort ein, gehen mit den Bewegungen mit, lassen sich anstecken von der schönen Atmosphäre. „Adventszeit hat auch immer etwas mit Erwartung zu tun, wir warten auf die Geburt Jesu“, moderiert Irma Wüller ein weiteres Adventslied an. Bei „Seht, die gute Zeit ist nah“ sind Männerstimmen gefragt, wer das Lied kenne, könne auch eine eigene Begleitstimme dazu singen, ermuntert Irma Wüller. Und was sie dann hört, kann sich durchaus hören lassen: „Wir könnten schon ein Konzert geben.“ Vom Weihnachtsmarkt weht der Geruch von gebrannten Mandeln herein. Immer wieder kommen Neugierige, bleiben stehen, hören oft einfach nur zu und gehen wieder. Doch einige lassen sich anstecken und bleiben zum Singen.

Da steuert die Liedliste gerade auf Nikolaus zu: „Lasst uns froh und munter sein“, das ist auch vielen älteren Sängerinnen und Sängern gut im Gedächtnis. Mitarbeit ganz anderer Art ist beim Lied „Tragt in die Welt nun ein Licht“ gefragt. Irma Wüller möchte gerne wissen, zu wem man denn alles ein Licht bringen könnte, und bekommt jede Menge guter Ideen: zu Jesus, zu Gott, zu den Armen oder zu den Toten.

Das Singen schließt mit Adventsklassikern: „Tochter Zion“, das auf Anhieb auch mehrstimmig klappt, und „Macht hoch die Tür“. Gerne dürften Gäste auch eigene Wünsche äußern, gibt Irma Wüller noch mit auf den Weg. Eine Frau, die vom Weihnachtsmarkt hereingekommen ist, erkundigt sich nach den weiteren Terminen. Hildegard Holli und Angelika Schaar haben die Stunde richtig genossen. „Wir singen gerne und wir hatten Lust auf Adventslieder“, sagt Hildegard Holli, die aus der Zeitung vom offenen Singen erfahren hat und ihre Freundin, die sie aus Köln besucht, gleich mitgebracht hat. „Ich habe auch lange im Kirchenchor gesungen, aber der hat sich jetzt leider aufgelöst“, erzählt Hildegard Holli weiter.

Zufrieden mit der Premiere ist auch der stellvertretende Schulleiter Raphael Brümmer: „Wir haben uns im Vorfeld schon gefragt, wie das werden wird. Aber es war eine ganz tolle vorweihnachtliche Stimmung, die Lichter vom Weihnachtsmarkt wirken toll. Die Besucher waren vielleicht etwas verhalten durch das Wetter. Aber man hat schon gemerkt: Das ist ein Angebot, das die Leute gerne annehmen.“

Auch Irma Wüller und Angelo Scholly sind begeistert: „Es ist schön, wenn Leute mutig sind und sich trauen, mitzumachen. Für uns als Schule ist es schön, auf diese Weise in die Stadt hineinzuwirken und wahrgenommen zu werden.“ Für die Schulleiterin sind solche Möglichkeiten wichtig, denn das „Stammpublikum“, die Besucherinnen und Besucher der Gottesdienste im Dom, die durch die Domsingschule mitgestaltet werden, wird zunehmend kleiner.

Die Kinder pflegen neben geistlichem auch weltliches Liedgut, sind im Aachener Karneval sehr aktiv, pflegen auch Liedgut in Aachener Mundart und engagieren sich sozial in Kooperationsprojekten, unter anderem mit den Aachener Schervier-Schwestern. 
Für Irma Wüller haben sich die Erwartungen zum Auftakt des Angebots erfüllt. Nun hofft sie, dass die weiteren Veranstaltungen ähnlich gut ankommen, wie die erste. 

Das offene Adventsliedersingen findet noch zwei Mal statt,  am 11. und 18. Dezember, jeweils ab 16 Uhr. Dazwischen kann man die Kinder der Domsingschule auch im Aachener Dom beim großen Adventssingen am Samstag, 16. Dezember, erleben. Beginn ist um 17 Uhr (Einlass ab 16.30 Uhr). Der Eintritt ist frei. 

Das offene Singen im Advent

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