Einstimmung auf Gott

Im Advent (und darüber hinaus) bieten spirituelle Angebote stille Momente in einer lauten Welt

Kranz_Nachricht (c) Andrea Thomas
Kranz_Nachricht
Datum:
29. Nov. 2016
Von:
Andrea Thomas
Stille Zeit Advent – die Wochen vor dem Christfest sollen eigentlich der Einstimmung und Einkehr dienen.
Markt_Quadrat (c) Andrea Thomas
Markt_Quadrat

Gar nicht so einfach, in unserer hektischen und lauten Zeit Momente der Ruhe zu finden. Das wissen auch die Verantwortlichen in den Gemeinden, die mit Angeboten von Frühschichten bis Exerzitien im Alltag einladen, sich ab und an eine kleine Auszeit zu nehmen. Einige besondere Aktionen stellen wir vor.

Budenzauber, Glühwein, vorweihnachtlicher Trubel im Park rund um die festlich angestrahlte Burg, all das kennzeichnet, wie so viele seiner „Kollegen“, auch den Alsdorfer Weihnachtsmarkt. Hier inmitten des eher fröhlich-festlichen Treibens bietet die Pfarrei St. Castor seit 2001 an vier Abenden das „Nachtgebet“ auf dem Weihnachtsmarkt an. Jeweils um 20 Uhr versammeln sich zwischen 20 und 40 Besucher in der Kriegergedächtniskapelle im Burgpark – direkt hinter der Mariensäule, dort, wo vor mehr als 700 Jahren die erste Castorkirche gestanden hat. Die Idee sei entstanden, erinnert sich Pastoralreferentin Bärbel Schumacher, als die Beleuchtung an der Mariensäule rund um die alte Kapelle neu installiert wurde.

„Wir hatten uns gedacht, wir möchten diesen Ort, an dem in Alsdorf schon seit über 700 Jahren Menschen zum Beten und Gottesdienstfeiern zusammenfinden, besonders hervorheben. Der zweite Grund war, den Menschen, ob kirchennah oder kirchenfern, im Advent eine halbe Stunde zum Besinnen mitzugeben und sie dazu einzuladen, Gottes Wort mitten im Trubel des Weihnachtsmarktes und in der wunderbaren Akustik der Kapelle adventliche Musik zu hören, miteinander zu beten und sich auf das Weihnachtsfest vorzubereiten.“ Das „Nachtgebet“ wird jeweils von einer der Musikgruppen der Pfarrei gestaltet, dem Jungen Chor, den „Kor-Knaben“, dem Blockflötenquartett oder dem Kirchenchor. Sie singen oder spielen jeweils drei Musikstücke, dann gibt es ein gemeinsames Gebet, einen Bibeltext mit ein paar Gedanken dazu sowie den Lobgesang des Simeon und ein gemeinsames adventliches Schlusslied. Je nach Wetterlage könne es ganz schön frisch sein in der Kapelle, doch das halte niemanden vom Kommen ab. Für regelmäßige Besucher wie für Spontanbesucher eine besinnliche Insel inmitten des Trubels.

Auch der Kohlscheider Wochenmarkt, der jeden Freitag vor der Pfarrkirche St. Katharina seine Stände aufschlägt, ist eine eher geschäftige Angelegenheit. Und doch finden gerade an diesen Tagen immer wieder Menschen den Weg in das Gotteshaus. „Der Markt am Freitag ist gut frequentiert. Von hieraus gehen viele Menschen in die Kirche und zünden eine Kerze an“, schildert Gemeindereferent Thomas Krieger seine Beobachtungen. Daraus entstand die Idee, den Wochenmarktbesuchern einen besonderen „RuhePunkt“ anzubieten.

 

Thematischer Anknüpfungspunkt sind die jeweiligen Krippenbilder

An den Markttagen im Advent lädt er jeweils um 13 und um 14 Uhr zu einer viertelstündigen Auszeit im Adventsstress ein. „Gönnen Sie sich eine Pause, suchen Sie Ihren Punkt, kommen Sie auf den Punkt. Bei Orgelmusik und Text möchten wir behilflich sein bei der Suche“, hat Thomas Krieger das Angebot im Pfarrbrief beschrieben. Parallel dazu gestaltet er gemeinsam mit einer Gruppe Interessierter wechselnde Krippenbilder zu den vier Adventssonntagen. Sie bilden auch das jeweilige Thema für die „RuhePunkte“, das biblisch sowie in ein paar Gedanken und passender Orgelmusik aufgegriffen wird. Zu einer „Viertelstunde innehalten“ lädt nicht nur im Advent sondern ganzjährig auch die Aachener Pfarrei St. Jakob in die Jakobskirche ein. Jeden Mittwoch um 19 Uhr können Menschen hier im Alltag kurz zur Ruhe kommen. „Es gibt wenig Gebet im klassischen Sinne, dafür ganz viel Stille. Gebet ist auch, was im Inneren eines Menschen vorgeht und ihn bewegt“, beschreibt Pastoralreferent Hannes Peters, der das Angebot mit einer kleinen Gruppe aus vier Leuten vorbereitet und begleitet. Ausgangspunkt ist immer ein Text, ein Gebet oder eine Bibelstelle als Impuls, sich Zeit für sich und Gott zu nehmen.

Weitere Gelegenheiten zum Innehalten bieten im Advent auch jeden Donnerstag um 19 Uhr eine Wortgottesfeier bei Kerzenschein, ebenfalls in St. Jakob, sowie eine „Spätschicht“ am 7. Dezember (20 Uhr) mit dem Chor „Klangfülle“ in der Kirche Heilig Geist. „Öffne das Fenster“: Unter dieses Leitwort hat das Leitungsteam der Gemeinden St. Martinus Richterich, St. Laurentius Laurensberg und St. Heinrich Horbach eine Reihe gestellt, die im Advent startet, sich von da aus aber durch das ganze nächste Kirchenjahr ziehen soll. „Wir wollten als Gemeindeleitung auch inhaltlich und spirituell Impulse setzen mit einem Projekt, das Menschen zusammenführen soll über Gemeinden, Gremien und Altersgruppen hinweg“, erläutert Gemeindereferentin Gerlinde Lohmann die Idee zu der Aktion. Wichtig sei ihnen gewesen, das an einem Bibelwort festzumachen und in dem ausgewählten Vers „Öffne das Fenster“ stecke Bewegung drin, etwas Zeichenhaftes, das sowohl Kindergartenkinder als auch Erwachsene anspreche.

 

Der Advent ist nur der Auftakt, ab Januar dürfen Ideen gesponnen werden

Die Reihe beginnt mit den Gottesdiensten in der Advents- und Weihnachtszeit, die das Thema jeweils mit einem besonderen Akzent aufgreifen: Be-Denke, Be-Lebe, Be-Suche, Be-Staune, Be-Zeuge, Be-Wahre, Be-Schenke, Be-Komme. Was danach komme, sei noch relativ offen. „Ab Januar beginnt das Ideen spinnen“, sagt Gerlinde Lohmann. Ziel ist, mit den Menschen in den Gemeinden aber auch über die Kirchenmauern hinaus in den Stadtteilen in einen lebendigen Austausch zu kommen: Wer öffnet sich wie und was können die Gemeinden daraus gewinnen.

Kranz_Quadrat (c) Andrea Thomas