„Kreta – die kreative Etage“ leitet ein Schild Besucher in der Krefelder Felbelstraße. Und dann öffnet sich unvermittelt eine bunte Welt, die unwillkürlich zum Ausprobieren einlädt. Das ist auch die Absicht, denn Kreta realisiert kulturpädagogische Projekte für Kinder, Jugendliche und Erwachsene zu verschiedenen Themen, auch zu Glaubensfragen.
„Wir möchten den Leuten etwas an die Hand geben, das Spaß macht“, sagt Lukasz Ratajczak, Leiter der Kreta. „Wenn wir mit Kirchengemeinden zusammenarbeiten, geben wir ein Gerüst vor, das die Ehrenamtlichen in der Gemeinde dann übernehmen und weiterführen können.“
In dem großen Raum, in dem er steht, findet sich eine Menge solcher Gerüstbausteine: eine große Weltkugel, auf der Schilder angebracht werden können, Wandplakate, die kurze Geschichten erzählen, ein Puppentheater sowie ein Papiertheater, erbaut vom Jugendprojekt „Mobifant“, mit dessen Hilfe Ratajczak die Geschichte von „Tobi und Rafael“ erzählt. Auf dem Tisch stehen mehrere kleine Holzleitern, auf denen sich Figuren auf und ab bewegen, wenn die Leiter gekippt wird. „Das sind unsere Jakobsleitern“, erklärt Ratajczak. Sie sind wie das Lichttheater Teil einer Ausstellung zum Thema „Engel“, die aktuell in der Kabo-Kinderkirche St. Karl Borromäus Oppum zu erleben ist.
Die Idee dazu entwickelten er und seine Kollegin Margot Kisters aus Gesprächen und aus der Frage, was Kinder und Jugendliche jetzt nach Corona und der Erfahrung von Einsamkeit brauchen könnten. „Die Botschaft ist: Du bist nicht allein. Es sind Kräfte um dich herum, die dich beschützen“, sagt Ratajczak. Zu Beginn spielt er die Geschichte aus dem Buch Tobit, Tobias trifft den Engel Rafael, in seinem Lichttheater. Dafür hat er die Geschichte etwas umgeschrieben. Tobias und Rafael sind Kinder, doch auch Tobi macht sich auf einen unbekannten Weg, um für seinen Vater eine Aufgabe zu erledigen.
„Das sind Themen, die auch Kinder in dem Alter beschäftigen: eine Aufgabe übernehmen, das erste Mal woanders übernachten.“ Doch Lukasz Ratajczak ist es auch wichtig, dass die Kinder aktiv eingebunden sind. „Wir fragen: Hast du das auch schon erlebt?“ Dann gibt es für die Kinder Kartons, in denen sie ihre Erlebnisse nachbauen. „Das sind phänomenale Sachen!“ Oder sie beschreiben, in welchen Situationen sie schon einmal Menschen getroffen haben, die ihre „Engel“ waren. Von dem „Gerüst“, das Kreta in den Gemeinden vorstellt, ziehen die Ideen weitere Kreise. So begaben sich Kin-der und Jugendliche in der Gemeinde St. Anna auf die Suche nach „Engelsspuren“, führten mit Menschen, deren Namen einen Bezug zum Begriff „Engel“ hatten, kurze Interviews.
Auch Grundsatzfragen werden am Beispiel des Erzengels Michael thematisiert. Der scheidet Gut von Böse. Doch was ist gut und was ist böse? Dazu können Kinder ihre Gedanken aufschreiben oder in einer Art Abstimmapparat festhalten. Auch das ist Lukasz Ratajczak wichtig: Die Teilnehmenden sollen nicht irgendetwas machen, sondern sich auch wirklich mit dem Thema auseinandersetzen. Ratajczak spürt, dass er damit einen Nerv trifft. Vor allem bei Gruppen, die zu Beginn eher skeptisch die Mitmach-Ausstellungen besuchen. „Wenn sie da sind, machen sie die Entdeckung, dass es Spaß macht und ganz viel mit ihnen zu tun hat.“ Auch mit der Erwartung, wie Kirchenräume sein müssten, möchte Ratajczak ein wenig brechen.
„Die Stärke der Projekte ist, dass man sich einlässt und seinen Weg mit ihnen macht. Wir arbeiten sehr niedrigschwellig und geben nicht vor, was die Kinder aus den Projekten mitnehmen. Aber es entsteht etwas“, fügt Simon Schild hinzu. Er ist der Geschäftsführer des Trägerwerks für kirchliche Jugendarbeit e.V., das seit 2005 in der Nachfolge des Bistums Aachen als freier Träger verschiedene Jugendeinrichtungen und -angebote bündelt.
Aktuell betreibt der Verein zwei mobile, eine kulturpädagogische und zwei offene Kinder- und Jugendeinrichtungen in der Region Krefeld/Meerbusch. Neben Kreta gehören auch das mobile spielpädagogische Angebot „Mobifant“, das Café Oje sowie das Jojo und das Karibou in Meerbusch dazu. „Uns treibt da ein bisschen das Prinzip Hoffnung an, dass wir als katholischer Träger mehr anzubieten haben. Wir möchten Familien erreichen und ihnen etwas mitgeben, und in Kirchen erreichen wir diese zunehmend schwieriger“, sagt Schild.
Partner sind neben Kirchengemeinden des Bistums auch Kommunen. Aktuell bietet das Trägerwerk eine mobile Spielaktion in Zusammenarbeit mit der Krefelder Tafel im CVJM-Haus am Westwall an. In den Wintermonaten gibt es dort eine warme Mahlzeit und ein pädagogisches Angebot. Bis Ende März hofft Schild, das Angebot halten zu können.
In den Angeboten zu Glaubensfragen arbeitet Kreta überkonfessionell. Auch interreligiöse Angebote gibt es im Portfolio. Das Projekt „Abrahamshaus“, das es einmal für jüngere und einmal für Kinder ab der dritten Schulklasse gibt, nimmt die drei monotheistischen Religionen in den Blick. Die Angebote und Projekte beschränken sich nicht nur auf den Krefelder Raum, sondern können bistumsweit angefragt und ausgeliehen werden. So ist „Abrahamshaus – Spurensuche“ für ältere Kinder im Mai in Würselen zu erleben.
Wer aktuell die Engel-Ausstellung in der Kabo-Kinderkirche besuchen möchte, kann bis zum 12. März jeweils sonntags ab 10.30 Uhr vorbeischauen und mitmachen. Gruppen und Schulklassen werden um Anmeldung gebeten bei Monika Eisleb, Tel. 01 60/3 81 38 74, E-Mail: monika.eisleb@bistum-aachen.de.