Einen Tag königlich sein

„Fachkräftemangel“ ist auch bei den Sternsinger-Gruppen angekommen – Gemeinden suchen Personal

Ein majestätisches Quartett aus vergangenen Tagen. Oft sind die Heiligen auch nur zu zweit unterwegs. (c) Dorothée Schenk
Ein majestätisches Quartett aus vergangenen Tagen. Oft sind die Heiligen auch nur zu zweit unterwegs.
Datum:
20. Nov. 2024
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 47/2024 | Dorothée Schenk

Monarchien sind in Europa aus der „Mode“ gekommen – Majestäten sind Mangelware. Das betrifft das kirchliche Leben im Normalfall nicht – außer, wenn es um die Sternsinger geht. Die Verantwortlichen im pastoralen Raum Jülich-Aldenhoven haben sich auf Einladung von Gemeindereferent Michael Loogen zum Austausch getroffen. 

Segen bringen – Segen sein. Auch an den Rathäusern in der Region wird er von den Sternsingern angebracht. (c) PuKBSuS | Archiv
Segen bringen – Segen sein. Auch an den Rathäusern in der Region wird er von den Sternsingern angebracht.

Das Fazit vorweg: Es lohnt sich, bei der Sternsinger-Aktion mitzumachen. Natürlich zuvorderst wegen der guten Tat. In diesem Jahr heißt das Motto „Erhebt eure Stimme! Sternsingen für Kinderrechte“. Aber auch, weil es offenkundig Spaß macht. „Wer einmal dabei ist, der kommt in der Regel auch wieder“, weiß Katja Liebig, die in Koslar/Engelsdorf die Sternsinger-Gruppen koordiniert. „Ich habe noch nie Sternsinger gesehen, die danach nicht begeistert waren!“ Es sei allerdings immer schwieriger, den Nachwuchs zu mobilisieren.

Cordula Schmitz, die seit 22 Jahren Gruppen in Selgersdorf und Altenburg betreut, kann das sogar mit Zahlen belegen: Sie verschickt 85 Einladungen an alle Haushalte mit 3- bis 13-jährigen Kindern. „Am Ende habe ich fünf Kinder“, sagt sie etwas resigniert. Marian Kraft, der seit neun Jahren in Aldenhoven für die Kerngemeinde die Fäden zusammenhält, bestätigt sie: „Von 25 Kommunionkindern waren zuletzt 3 dabei.“

 

„Das ist ein elterngemachtes Problem“ wirft die Broicher Sternsinger-Koordinatorin Myriam Klein ein. Oft glaubten die Erziehungsberechtigten, es sei für die Kinder zu kalt, zu anstrengend, und insgesamt sei es wohl eine Frage der eigenen Bequemlichkeit. „Die Kinder haben immer viel Spaß. Denen ist es eigentlich egal, was für ein Wetter ist.“

Einzig im Jülicher Nordviertel gibt es keine Besetzungsprobleme. Hier hat es sogar in einem Jahr noch während der Aktion Zuwachs gegeben, wie Anja Kümmerle lachend berichtet: „Wir haben 42 Sternsinger losgeschickt, und 45 kamen zurück.“ Ein Trio war vom Besuch von Caspar, Melchior und Balthasar so begeistert, dass es gleich selbst loszog. Ein großartiges Erlebnis ist auch immer der „Kassensturz“, berichten die Koordinatorinnen.

Besonders stolz ist, wer besonders viele Spenden zusammengetragen hat – und das dann später auch im Pfarrbrief vermerkt steht. Hierfür wird inzwischen übrigens nicht nur Bares angenommen, sondern es gibt auch QR-Codes auf Karten, mit denen online eine Anweisung getätigt werden kann. Aus dem Spruch „bar oder mit Karte“ hätten sich die Sternsinger im vergangenen Jahr einen Riesenspaß gemacht.

Sternsinger können Menschen jeden Alters werden

Kinder in Aktion für Kinder: Mit viel Engagement werden Spenden gesammelt. In diesem Jahr für Kinderrechte in aller Welt. (c) Dorothée Schenk
Kinder in Aktion für Kinder: Mit viel Engagement werden Spenden gesammelt. In diesem Jahr für Kinderrechte in aller Welt.

Rund 300-fach königliches Personal würde in Jülich und Aldenhoven benötigt – sprich 100 Mal heilige drei Könige oder Königinnen – plus Begleitperson, damit alle Ortsteile „bedient“ werden könnten. Alleine in der Innenstadt Jülichs und dem Heckfeld sind es 75 Straßenzüge, die begangen werden. Denn die „Nachfrage“ nach dem Besuch der Sternsinger ist ungebrochen. Die bekannten Koordinatoren werden vorab angesprochen: „Wann kommt Ihr denn in diesem Jahr?“ Der Segen „christus mansionem benedicat“ ist begehrt und beliebt. Derzeit gehen die Freiwilligen teilweise zwei, drei oder sogar vier „Runden“ – und dann inzwischen auch mit nur zwei königlichen Segensbringern. „Ich möchte aber niemanden überfordern“, sagt Cordula Schmitz und erntet zustimmendes Kopfnicken.

Klar ist: Wer persönlichen Kontakt zu den entsprechenden Altersgruppen hat, ist im Vorteil bei der Nachwuchs-Suche. In einigen Ortsteilen wird schon bei der Anmeldung zur Kommunion die Verpflichtung zum Sternsingen mit „eingetütet“. Das klappt aber nicht immer. „Es gibt kein Patentrezept“, meint Kathrin Fedosov achselzuckend. Grundsätzlich gilt aber, dass das Sternsingen kein Privileg für Kinder ist, auch wenn üblicherweise die Majestäten Grundschulkinder sind und auch aus den Messdiener-Reihen sich Jugendliche bereit erklären. Melden können sich Freiwillige jeden Alters. 

Die Pfarrbüros in Jülich – Telefon 0 24 61/23 23 – und Aldenhoven – Telefon 0 24 64/17 34‬ – nehmen gerne Anmeldungen entgegen und leiten zu den entsprechenden Ansprechpersonen weiter. Textsicher muss niemand sein, denn auf den „Begleitstern“ wird der Spruch angebracht. „Wir kommen daher aus dem Morgenland, wir kommen geführt von Gottes Hand. Wir wünschen euch ein fröhliches Jahr: Kaspar, Melchior und Balthasar.“ Ganz Engagierte können diesen Spruch sogar als Lied präsentieren. Wer es nicht kennt, dem hilft eine Internet-Suchmaschine. Melden können sich außerdem Menschen, die Königsgewänder spenden oder nähen können. Hierfür hat besonders die Propsteigemeinde Bedarf angemeldet. 

Schutz, Förderung, Beteiligung – auf diesen drei Säulen beruht die Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen. Hierfür setzen die Sternsinger sich in der Aktion Dreikönigssingen 2025 ein. „Erhebt eure Stimme! – Sternsingen für Kinderrechte“ lautet das Motto. 

Termine

Die Aussendungsfeier in Jülich findet am Donnerstag, 2. Januar 2025, in St. Franz von Sales um 11 Uhr statt. In Aldenhoven treffen sich die gekrönten Häupter am Freitag, 3. Januar 2025, bereits um 9 Uhr.