Eine starke Frau: Martina Maaßen

Die Viersenerin setzt sich beruflich und ehrenamtlich für Menschen ein, die in ihrem Leben oft viele Brüche erfahren haben

Vielseitig engagiert Während ihres Studiums gründet Martina Maaßen 1987 den Verein „MoWo“ mit, dessen Vorsitzende sie seit 2017 ist. Seit 2013 ist sie Vorsitzende des Vereins „Brückenbau“, seit 2015 ist sie Mitgesellschafterin des Sozialkaufhauses Viersen.  Von 1999 bis 2025 war sie für Bündnis 90/Grüne Mitglied im Rat der Stadt Viersen, unter anderem als Mitglied des Integrationsrates und des Sozialausschusses der Stadt Viersen, 2004 bis 2020 war sie Fraktionsvorsitzende. Als Landtagsabgeordnete für die Grünen 2010 bis 2017 war sie unter anderem arbeitsmarktpolitische Sprecherin. (c) Kathrin Albrecht
Vielseitig engagiert Während ihres Studiums gründet Martina Maaßen 1987 den Verein „MoWo“ mit, dessen Vorsitzende sie seit 2017 ist. Seit 2013 ist sie Vorsitzende des Vereins „Brückenbau“, seit 2015 ist sie Mitgesellschafterin des Sozialkaufhauses Viersen. Von 1999 bis 2025 war sie für Bündnis 90/Grüne Mitglied im Rat der Stadt Viersen, unter anderem als Mitglied des Integrationsrates und des Sozialausschusses der Stadt Viersen, 2004 bis 2020 war sie Fraktionsvorsitzende. Als Landtagsabgeordnete für die Grünen 2010 bis 2017 war sie unter anderem arbeitsmarktpolitische Sprecherin.
Datum:
19. Nov. 2025
Von:
Aus der Kirchenzeitung, Ausgabe 31/2025 |Kathrin Albrecht

Es wirkt fast wie ein eigenes Dorf, das Petrusheim bei Weeze am Niederrhein. Es gibt einen Bauernhof, eine Metzgerei, mehrere Wohneinheiten und eine Kapelle. Die Einrichtung in Trägerschaft des Rheinischen Vereins katholischer Arbeiterkolonien bietet Menschen ohne festen Wohnsitz und oft mit Suchterfahrung ein Zuhause.  

Seit 2018 ist Martina Maaßen hier Geschäftsführerin. Und fast wirkt es wie eine glückliche Fügung, denn das Engagement für Menschen am Rande der Gesellschaft zieht sich wie ein roter Faden durch das Leben der 1963 geborenen Viersenerin. „Als Jugendliche habe ich mich in der Pfarrgemeinde Papst Johannes engagiert, habe Kindergruppen geleitet und war das jüngste Mitglied im Pfarrgemeinderat, damals noch unter Pfarrer Stepkes“, erzählt sie.  Dem Pfarrer fielen am Heiligabend 1984 Obdachlose auf, die im damaligen Rohbau des Maximilian-Kolbe-Hauses Schutz suchten. Die Pfarrgemeinde beschloss zu helfen, 1987 gründete sich der Verein „MoWo“ (Menschen ohne Wohnung). Martina Maaßen war eine der Mitgründerinnen, ist seit 2017 Vorsitzende des Vereins.

Der Verein mietet Wohnungen an, die an Wohnungslose untervermietet werden. Derzeit sind es sechs Wohnungen, die Mieterinnen und Mieter werden betreut, das langfristige Ziel ist, „dass sie selbst den Mietvertrag übernehmen können“, erzählt Martina Maaßen. Die angespannte Lage auf dem Wohnungsmarkt macht die Arbeit nicht leicht. „Es gibt zu wenige kleine Wohnungen“, stellt Maaßen fest. Auch seien die Vorbehalte bei Vermieterinnen und Vermietern zu Beginn oft groß. „Gerade diese gesellschaftliche Gruppe steht ganz am Rand. Die Menschen haben überhaupt keine Lobby. Ich fühle mich diesen Menschen verpflichtet“, unterstreicht Martina Maaßen.

Ursprünglich wollte die Viersenerin Erzieherin werden, Sozialpädagogik studieren. Leicht war das nicht. „Ich bin ein Arbeiterkind. Meine Eltern hatten Sorge, mich nicht unterstützen zu können“, erzählt Martina Maaßen. Also machte sie zunächst eine Ausbildung als Bürokauffrau, wusste aber: „Wenn ich volljährig bin, mache ich, was ich will“. Sie absolviert ein freiwilliges soziales Jahr im Kinderheim Marianum in Krefeld, holt ihre Fachhochschulreife nach und studiert Sozialpädagogik an der Hochschule Niederrhein, arbeitet beim katholischen Verein für soziale Dienste (SKM), schließt noch ein Studium Sozialmanagement an.

Beim SKM arbeitet sie als Sozial- und Verfahrensberaterin für geflüchtete Menschen. Daraus erwächst auch ihr ehrenamtliches Engagement für Frauen mit Migrationshintergrund. Seit 2013 ist sie Vorsitzende des Vereins „Brückenbau“, der den Frauen einen Einstieg in den Arbeitsmarkt ermöglicht. Dabei kooperiert der Verein mit dem Kreissozialamt Viersen. Die Frauen verdienen etwas dazu, nähern sich einer Erwerbsbiographie an. Es sind oft kleine Schritte, aber: „Das sind Familien, die weniger von Transferleistungen abhängig sind“, sagt Martina Maaßen. Nicht zuletzt stärkt es auch das Selbstvertrauen der Frauen, die ihre positiven Erfahrungen weitergeben.  

Von 1999  bis 2025 war Martina Maaßen für Bündnis 90/die Grünen Mitglied im Rat der Stadt Viersen, von 2010 bis 2017 war sie für die Grünen auch Abgeordnete im Landtag NRW. „Auf kommunaler Ebene ist man näher dran,“ blickt sie auf die politische Arbeit. Auf ihre Zeit als Landtagsabgeordnete blickt sie differenzierter. Akzente konnte sie bei den Themen Mindestlohn und sozialer Arbeitsmarkt setzen. Mit Blick auf die aktuelle Politik treibt sie vor allem der Umgang mit geflüchteten Menschen um. „Mich bedrückt, dass wir in 30 Jahren keinen Schritt weitergekommen sind“, sagt sie. „Wir nutzen ein Instrumentarium der Abschreckung und gehen nicht ehrlich mit den Problemen um“. Gleichzeitig hat sie Verständnis für die Kommunen, die die Aufnahme und Integration geflüchteter Menschen belastet.

Im Petrusheim hat sich für sie ein Kreis geschlossen. Die wertschätzende Arbeit mit Menschen mit oft gebrochenen Biografien ist ihr wichtig. „Mein Team und ich haben viel Freiraum, Ideen umzusetzen.“  Was wünscht sie sich privat?: „Mehr reisen“, sagt Martina Maaßen und lächelt.