Eine literarische Entdeckung

„Abschied“ von Sebastian Haffner

(c) Hanser Verlag
Datum:
10. Sept. 2025
Von:
Aus der Kirchenzeitung, Ausgabe 26/2025 | Alexander Schüller

„Anmerkungen über Hitler“ und „Geschichte eines Deutschen“. Zwei Bücher von Sebastian Haffner, die bis heute gelesen werden! 

Dass Haffner mit 24 Jahren einen Roman geschrieben hat – und nie veröffentlicht hat, war lange unbekannt. Bis jetzt. Denn seine Familie hat „Abschied“ nun aus dem Nachlass freigegeben. Der autobiografisch inspirierte Roman erzählt eine Episode aus der Liebesgeschichte von Raimund (Haffners richtiger Namen lautet Raimund Pretzel), dem Ich-Erzähler, und Teddy. Wir treffen sie in Paris, der romantischsten aller Städte, aber zu einem Zeitpunkt, als die Beziehung fast vorbei ist und dennoch die alten Gefühle noch einmal aufflackern.

Sie sind allerdings bereits zwiespältig geworden, von ersten Unstimmigkeiten getrübt – ja sie wirken ambivalent: authentisch und anachronistisch zugleich, wie eine Erinnerung an schöne Stunden, die unter veränderten Vorzeichen ein letztes Mal gegenwartsbestimmend wird. Die Melancholie des Abschieds durchdringt die Szenen und Dialoge dieses sensibel erzählten Romans, dessen Lektüre sich unbedingt lohnt. 


Der Autor Alexander Schüller ist Leiter des Katechetischen Instituts Aachen

Sebastian Haffner: Abschied. 192 Seiten, Hanser-Verlag, München 2025, Preis: 24,00 Euro