Eine lebenslange Sehnsucht

Sarah Akhter stammt aus einer interreligiösen Familie – sie sollte sich frei für die Taufe entscheiden

Mit 35 Jahren ist Sarah Ahkter der älteste Täufling. Sie stammt aus einer ökumenischen und interreligiösen Familie. (c) Garnet Manecke
Mit 35 Jahren ist Sarah Ahkter der älteste Täufling. Sie stammt aus einer ökumenischen und interreligiösen Familie.
Datum:
22. Mai 2024
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 21/2024 | Garnet Manecke

Sarah Akhter ist mit 35 Jahren der älteste Täufling beim ökumenischen Tauffest in Mönchengladbach. Sie hat sich gemeinsam mit ihrem zweijährigen Sohn Joshua taufen lassen. Die Ökumene gehört für sie zum Familienalltag, in der sich mehrere Religionen und Konfessionen vereinen. 

15 Jahre ist es her, da teilten Sarah Akhter und Lutz Stöber schon einmal einen besonderen Moment in ihrem Leben: Damals war Akhter Stöbers Trauzeugin, als der ihre Mutter heiratete. Heute steht ihr Stiefvater neben ihr als ihr Taufpate. „Damit schließt sich für uns ein Kreis“, sagt Stöber.

„Das war sehr bewegend“, sagt Sarah Ahkter. Aber als nach ihr ihr Sohn Joshua getauft wurde, habe sie das noch mehr berührt. „Es war sehr emotional. Ich habe mich heute Morgen gefreut, das offiziell zu machen, was ich schon so lange fühle.“
Obwohl einer ihrer Großväter evangelischer Pfarrer war, ist die 35-Jährige als Kind nicht getauft worden. „Meine Eltern haben es mir freigestellt“, sagt sie. Ihr Vater ist als Libanese muslimischen Glaubens. „Aber er ist kein praktizierender Muslim. Er feiert auch die christlichen Feste“, sagt die Tochter.

Religion war immer ein Thema in der Familie. Die Mutter hat sich in der evangelischen Kirche engagiert. Die Großväter über den Koran und die Bibel diskutiert. Akhters Fazit: „Gott ist Gott.“ Sie habe Teile beider Religionen gelebt und auf ihre eigene Art und Weise gebetet. Geheiratet hat sie einen Katholiken. Aber: „Christ ist Christ“, findet sie.
Ihren Sohn hat Ahkter taufen lassen, weil sie ihm auf seinem Weg durchs Leben etwas mitgeben wollte. „Mein Mann sieht das genauso“, sagt die Lehrerin, die bis zur Geburt ihres Kindes an einer katholischen Hauptschule Deutsch und Geschichte unterrichtet hat.

Während Ahkter die Taufzeremonie entspannt durchläuft, schaut ihr Sohn Joshua sehr skeptisch, als Pfarrerin Esther Gommel-Packbier seinen Kopf mit dem Taufwasser benetzt. Das ökumenische Tauffest passe perfekt zu ihrer Situation, sagt Ahkter. „Wir sind in einer Gemeinschaft mit den anderen Familien.“ Die hat sie weitestgehend bei der Vorbereitung kennengelernt. „Uns verbindet der Glaube und die Gemeinschaft.“

Aber auch kritische Stimmen hat sie gehört. Dass mit der Taufe bei dem Tauffest die individuelle Note verloren gehe, zum Beispiel. Das sieht die junge Frau ganz anders. „Es kommt immer darauf an, was man daraus macht“, sagt sie. Das gilt für die Feier, wie für das Leben und ihren Glauben.