Wilhelm Merkelbach, der frühere Pfarrer der Krefelder Gemeinde St. Stephan, war ein findiger Mann. Um die Kommunionkinder an die Kirche zu binden und sie von der Straße zu holen, lockte er sie mit drei schönen Angeboten: Er forderte sie auf Messdiener zu werden, in den Kinderchor einzutreten oder als kleine Musiker beim Orchester mitzumachen. Aus dem Kinderorchester haben sich die Pfarrbläser von St. Stephan entwickelt. Sie feiern im Dezember ihren 50. Geburtstag. Geübt wird dafür schon jetzt.
Es ist Freitagabend und Probenzeit. Der satte Sound des Orchesters klingt durch die offenen Fenster des Pfarrheimes von St. Elisabeth an der Florastraße. „Fanfare and Flourishes“ erklingt, besser bekannt als Europamelodie. Die Besucher bleiben stehen und lauschen. Das zeigt: Das Repertoire der Pfarrbläser aus Filmmusik, Big Band-Arrangements, klassischen Bearbeitungen und sinfonischen Originalkompositionen ist umfassend.
Im Orchester gebe es eine heterogene Mischung, berichten Yvonne Brenken und Klaus Grubert, die erste und der zweite Vorsitzende. „Waren es früher Kinder und Jugendliche, die musizierten, reicht heute die Altersspanne von 18 bis 84 Jahren. Wir sind wie eine große Familie, sind oft mit der ganzen Familie dabei und investieren auch als Hobby-Musiker privat viel Zeit in die Musik.“
Ein Beispiel für die gute Zusammengehörigkeit gibt Martina Lax , die am längsten von allen dabei ist. „Ich habe damals gleich alle Vorschläge von Merkelbach angenommen“, erzählt sie und lacht: „Messdiener, Chor und Orchester.“ Für sie ist das gute Miteinander und der Spaß am gemeinsamen Musizieren über die Jahre hinweg ausschlaggebend.
Die Eröffnung des Weihnachtsmarktes Made in Krefeld und viele Martinszüge in der Stadt sind ohne die Pfarrbläser von St. Stephan undenkbar. „Zur St.-Martinszeit begleiten wir viele Züge über zwei Wochen hinweg – abends und oftmals im niederrheinischen Regen“, betont Brenken und lächelt: „Das ist selbstverständlich.“
Die 48 Musiker können aber noch viel mehr als musikalische Brauchtumspflege. Was das Sinfonische Blasorchester alles draufhat, werden die Mitglieder bei ihrem Jubiläumskonzert zum 50. Geburtstag im Dezember zeigen. Musikalisch wird dann ein Streifzug durch die Geschichte der Pfarrbläser und die Lieblingslieder ihrer Dirigenten zu hören sein.
„Eigentlich wollten wir ein eigenes Jubiläumskonzert geben, da wir jedoch mit Stefan Mang einen neuen Dirigenten haben, war die verbleibende Zeit zu kurz“, berichten Brenken und Grubert. „So wird in diesem Jahr das traditionelle Weihnachts- zum Festkonzert ,50 Jahre Pfarrbläser St. Stephan‘.“ Es findet am 17. Dezember in der Kirche St. Elisabeth am Viktoriaplatz statt.
Mang hat seinen Wehrdienst im Heeresmusikkorps 7 Düsseldorf geleistet und die Folkwang-Universität der Künste in Essen besucht. „Ich absolvierte dort 1994 meine Künstlerische Abschlussprüfung mit dem Hauptfach Horn. Hauptberuflich leite ich drei Chöre an der Liebfrauenschule in Ratingen.“ Er verspricht zum Jubiläum ein swingendes weihnachtliches Potpourri. Dabei ist auch ein besonderes Stück: „Der Boléro de Noël“.
Nun ein kurzer Abriss der Pfarrbläser-Geschichte: 1973 war also das Gründungsjahr der Pfarrbläser St. Stephan und der erste öffentliche Auftritt bei der Palmprozession im gleichen Jahr. 1979 folgte das erste Highlight: „Wir haben die musikalische Gestaltung der Priesterweihe im Aachener Dom für die Pfarrer Johannes Sczyrba und Heinz Herpers übernommen. 1983 fand das Stiftungsfest zum zehnjährigen Bestehen mit 500 Gästen im Stadtwaldhaus statt.“ Im gleichen Jahr gab es das erste Weihnachtskonzert in St. Stephan. Woran alle gerne zurückdenken: „1987 hatten wir 19 Auftritte als Feuerwehr- und Dampferkapelle im ,Weißen Rössl‘ im Stadttheater.“
Wer Freude am Musizieren hat und mitmachen möchte, kann freitags zwischen 18 und 20 Uhr zum Pfarrheim St. Elisabeth und zu den Probenabenden der Pfarrbläser St. Stephan an die Florastraße 91 kommen.
info@pfarrblaeserststephan.de