Eine große Ehre

Zum ersten Mal hat das Bistum Aachen in diesem Jahr einen Abiturpreis für hervorragende Leistungen im Fach katholische Religionslehre verliehen.

Jakob Peters, Sara Sofie Weinert, Julia Thiel und Elias Vonderbank (v. l.). (c) Bistum Aachen/Andreas Steindl
Jakob Peters, Sara Sofie Weinert, Julia Thiel und Elias Vonderbank (v. l.).
Datum:
21. Okt. 2025
Von:
Aus der Kirchenzeitung, Ausgabe 28/2025 |Kathrin Albrecht

Vor den Sommerferien endete für 77.000 Schülerinnen und Schüler in NRW nicht nur ein Schuljahr, sondern auch ein ganzes Schulleben. Für 43 Schülerinnen und Schüler im Bistum Aachen war damit noch eine besondere Auszeichnung verbunden. Sie wurden mit dem Abiturpreis für hervorragende Leistungen im Fach Katholische Religionslehre ausgezeichnet. 

Das Bistum hat diesen Preis 2025 zum ersten Mal ausgelobt. „Im Unterrichtsfach Katholische Religionslehre werden regelmäßig schriftliche und mündliche Abiturprüfungen abgelegt. Darunter finden sich auch immer wieder ganz hervorragende Leistungen. In diesem Zusammenhang kam dann der Gedanke auf, dass etwas fehle, ... eine Geste, ja ein Preis, der diese tollen Abiturergebnisse auch von kirchlicher Seite würdigt. So entstand die Idee zum Abiturpreis des Bistums Aachen“, erläutert Christian Masrourchehr, Referent für katholischen Religionsunterricht an Gymnasien und Berufskollegs im Generalvikariat des Bistums Aachen, die Genese der Auszeichnung.

Sie wird vergeben, wenn 13,14 oder 15 Punkte in der schriftlichen oder mündlichen Abiturprüfung erreicht wurden. Die Schulen teilen dies mit, wobei sich der Abiturpreis an alle Schulen auf dem Gebiet des Bistums wendet, nicht nur an die Schulen in katholischer Trägerschaft. Zu den Preisträgerinnen und Preisträgern gehört die 18-jährige Julia Thiel aus Schleiden, die ihr Abitur an der Bischöflichen Clara-Fey-Schule gemacht hat.

„Religionsunterricht fand ich generell wichtig, auch weil das Fach Hintergrundwissen zu anderen Religionen vermittelt“, sagt sie auf die Frage, warum sie Religion als Abiturfach gewählt hat. „Unwissenheit schafft Angst“, unterstreicht sie. Ihr Lehrer habe den Kurs immer dazu ermutigt, den Unterricht aktiv mitzugestalten: „Wir haben auch Gottesdienste an der Schule selbst gestaltet.“

Für die 19-jährige Sara Sofie Weinert, die ihr Abitur am Maria-Lenssen-Berufskolleg in Mönchengladbach ablegte, war es ebenfalls klar, dass sie Religion als Abiturfach wählen würde. „Religion begleitet mich von klein auf, meine Großmutter hatte einen großen Einfluss auf mich.“ Und sie blieb einfach dabei: engagiert sich unter anderem in der Kommunions- und Firmkatechese in ihrer Gemeinde. Die Vorbereitungszeit auf die Abiturprüfungen habe ihr Gelegenheit gegeben, sich „noch einmal vertieft mit dem Thema zu beschäftigen.“

Auch der 17-jährige Elias Vonderbank, Abiturient am Dalton-Gymnasium Alsdorf, kam früh mit dem Thema Religion in Kontakt: „Meine Mutter ist Grundschullehrerin und hat auch die Missio canonica.“ Zwischendurch verlor er den Kontakt zum Thema, fand aber über die Naturwissenschaften wieder Interesse an der Religion. „Vor allem über die Fragen der Ethik fand ich zum Thema zurück, besonders interessant finde ich die Katechese und die klassische Kirchenlehre.“  

Auch der 18-jährige Jakob Peters, Abiturient des Gymnasiums Zitadelle in Jülich, kam durch sein Elternhaus mit Religion in Kontakt: „Mein Vater arbeitet beim Bistum Aachen.“ Allerdings, erzählt er, habe er lange keine Lust auf das Fach gehabt. Die Corona-Zeit und weitere persönliche Zufälle brachten eine Annäherung und schließlich die Wahl als Abiturfach: „Ich fand Religion von den möglichen Wahlfächern am attraktivsten.“

Alle empfinden die Inhalte und Kompetenzen, die im Fach vermittelt wurden, wie das Herausbilden der religiösen Sprachfähigkeit, als Bereicherung. „Die theologische Sprache hilft, sich auszudrücken und den eigenen Glauben auszuleben“, findet Jakob Peters. Besonders spannend fand er im Fach die Gottesbeweise. Sara Sofie Weinert erzählt, sie kam von der Realschule ans Berufskolleg, „da gab es theologische Sprache gar nicht, der Unterricht war ganz anders strukturiert.“ Das theologische Argumentieren fiel ihr dennoch nicht schwer. Besonders beschäftigt hat sie die Theodizee-Frage, die zentral im Buch Hiob behandelt wird: Warum lässt Gott Leid zu? „Diese Frage stellen mir auch Kinder und Jugendliche aus der Kommunions- und Firmvorbereitung. Dass ich mir diese komplexen Themen selbst erschließen und Menschen erklären kann, schätze ich am Religionsunterricht am meisten.“

Julia Thiel fand das gemeinsame Erarbeiten der Theorien zur Religion von Feuerbach und Kant besonders spannend. Außerdem: „Das Fach ist wichtig für die Persönlichkeitsentwicklung.“ Für Jakob Peters wird Religion zukünftig auch beruflich eine Rolle spielen. Er beginnt im Wintersemester ein Studium der Sozialwissenschaften und katholischen Religionslehre. Elias Vonderbank wird ab Oktober an der RWTH ebenfalls sein Physikstudium beginnen – „Religion wird aber in jedem Fall weiter eine Rolle in meinem Leben spielen.“ Sara Sofie Weinert hat im August bereits eine Ausbildung zur Pflegefachfrau mit Schwerpunkt Pädiatrie begonnen. „Da spielt das mit rein. Aber ich kann mir auch gut vorstellen, mich weiter ehrenamtlich zu engagieren.“

Für alle vier ist der Abiturpreis eine bedeutsame Auszeichnung. „Ich bin sehr stolz und dankbar“, sagt Sara Sofie Weinert. Für Elias Vonderbank und Jakob Peters ist der Preis nicht nur eine Anerkennung der persönlichen Leistung: „Er kann ein Vorbild für Jüngere geben und dazu beitragen, dass die katholische Kirche mehr respektiert wird“, findet Jakob Peters. Auch in diesem Schuljahr wird der Abiturpreis ausgelobt. Informationen zur Teilnahme erreichen die Schulen im kommenden Frühjahr.