Eine Welt voller Probleme – und Lösungen

„Enkeltauglich leben“ hilft, Dinge im Leben zu verändern. Kurs im Gastkloster in Würselen ab 22. Februar

Welche Erde wollen wir unsren Kindern und Enkeln hinterlassen? Was können wir dafür tun? (c) www.pixabay.com
Welche Erde wollen wir unsren Kindern und Enkeln hinterlassen? Was können wir dafür tun?
Datum:
2. Feb. 2022
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 05/2022 | Andrea Thomas

Dem Klimawandel etwas entgegenstellen, nachhaltiger leben, sich für mehr Gerechtigkeit und Solidarität miteinander stark machen, kurz: unseren Planeten zu einem Ort machen, an dem auch die Generationen nach uns noch gut leben können. Viele würden das gerne tun, wissen nur nicht, wie.

Das Projekt „Enkeltauglich leben“ gibt eine mögliche Antwort und zeigt auf eine eher spielerische Weise, was jeder einzelne in seinem Leben verändern und wie er damit ein bisschen die Welt retten kann. Das Konzept ist einfach: Eine Gruppe aus Gleichgesinnten (maximal zehn Leute) trifft sich über ein halbes Jahr hinweg einmal im Monat, um sich unter Anleitung gemeinsam mit den Themen Menschenwürde, Solidarität, Gerechtigkeit, ökologische Nachhaltigkeit und Demokratie zu beschäftigen. Jeder Teilnehmende überlegt sich dabei eine Aktion als persönliche Aufgabe für die folgenden vier Wochen. Beim nächsten Treffen wird berichtet, wie gut das funktioniert hat.

Mögliche Aufgaben können zum Beispiel sein, sich einen Monat lang vegan zu ernähren, eine Bürgerinitiative für einen Radweg anzuschieben, auf die Nachbarin zuzugehen, die immer so abweisend wirkt, einen lange schwelenden Konflikt in Familie oder Freundeskreis zu klären versuchen, sich näher mit fairem Handel zu beschäftigen oder, oder… Wichtig ist, dass es etwas mit einem selbst zu tun hat, eine gewisse Herausforderung darstellt, hilft, etwas im eigenen Leben zu verändern und im Rahmen des Kurses machbar ist. „Enkeltauglich leben“ verzichtet dabei bewusst auf den erhobenen Zeigefinger.

Veränderung soll auch Spaß machen. Nur so wird langfristig etwas aus guten Vorsätzen. Auch Scheitern gibt es in dem Sinne nicht. Wer nach vier Wochen veganem Leben feststellt, dass das auf Dauer nichts für ihn ist, hat sich dennoch intensiv mit der eigenen Ernährung und dem eigenen Konsumverhalten beschäftigt. Und vielleicht ja das ein oder andere Rezept oder den Biohof-Laden für sich entdeckt.

Die Idee zu „Enkeltauglich leben“ haben Hans Glück und Tobias Trübenbach vom Katholischen Kreisbildungswerk Traunstein entwickelt. Dort hatte man sich vor ein paar Jahren intensiv mit dem Thema Gemeinwohl beschäftigt, und die beiden hatten nach einem Format gesucht, in dem nicht nur über Nachhaltigkeit gesprochen wird, sondern erste konkrete Schritte dazu umgesetzt werden. 2018 fand der erste Kurs statt, und seitdem zieht die Idee Kreise. 
Im vergangenen Jahr stieß Sr. Magdalena Merkt, Leiterin des Gastklosters Serafine in Würselen-Broichweiden, auf „Enkeltauglich leben“ und fühlte sich sofort angesprochen: „Das wollte ich haben und zu uns ins Gastkloster holen“, sagt sie. Am 22. Februar soll der Kurs in Würselen starten. Erste Interessierte gibt es, doch noch ist Platz für weitere, die gerne etwas verändern möchten. Jeder könne etwas tun, man müsse nur seine eigenen Möglichkeiten entdecken, wirbt Sr. Magdalena, sich darauf einzulassen. „Die Welt ist voller Lösungen.“ Das sieht auch Mike Fasolo so, der den Kurs leiten wird. Nachhaltigkeit sei ihm immer wichtig gewesen, erzählt der Mönchengladbacher. Über eine Fortbildung ist er dann auf „Enkeltauglich leben“ aufmerksam geworden und hat das Format mit seiner Männergruppe getestet. Inzwischen gibt er selbst Kurse.

„Eine tolle Erfahrung. Die Ergebnisse zeigen, dass wir eine ganz große Vielfalt an Dingen haben, die wir verändern können.“ Gemeinsam gehe das leichter, würden im Austausch Themen greifbarer. Stichwort „Menschenwürde“. Das kann der respektvolle Umgang mit anderen sein, Wertschätzung für die Leistung anderer (zum Beispiel, indem man fair bezahlte und gehandelte Produkte kauft), oder sich für ein würdevolles Leben für alle einzusetzen, zum Beispiel für die Inklusion von Menschen mit Behinderung oder Geflüchteten. Weltverbesserer zu werden, ist gar nicht schwer.

Weitere Informationen unter: 
www.enkeltauglich-leben.org