Eine Stimme,die gehört wird

Der Dachverband Pro Arbeit hat viel erreicht für Menschen ohne Arbeit in den Aachener Regionen

Martin Pier, Leonhard Höfert, Alois Poquett und Kay Hohmann schauen auf das Erreichte zurück. (c) Andrea Thomas
Martin Pier, Leonhard Höfert, Alois Poquett und Kay Hohmann schauen auf das Erreichte zurück.
Datum:
4. Dez. 2018
Von:
Andrea Thomas
Seit 25 Jahren ist Pro Arbeit als Dachverband Sprachrohr für die Menschen in der Städteregion, die sonst keine Lobby haben.
Eine Stimme, die gehört wird (c) Andrea Thomas
Eine Stimme, die gehört wird

Der Vorsitzende Alois Poquett (Wabe) und seine Vorstandskollegen Kay Hohmann (Picco Bella), Leonhard Höfert (Sozialwerk Aachener Christen) und Martin Pier (Geschäftsführer der beiden Katholikenräte) ziehen Bilanz.

Mitglied waren und sind neben den Trägern von Bildungs-, Qualifizierungs- und Beschäftigungsangeboten für Menschen, die es schwer haben auf dem ersten Arbeitsmarkt Fuß zu fassen, die beiden Kirchen. Sie haben Sitz und Stimme im Vorstand. „Uns verbindet die Sorge um die Menschen“, erklärt Martin Pier. Pro Arbeit und die kirchliche Arbeitslosenarbeit in den beiden Aachener Regionen seien auch ein „Aushängeschild für kirchliches Engagement“. Im Prozess „Heute bei dir“ gehe es auch darum, den Menschen zu dienen. „Das machen wir voll und ganz.“ Leonhard Höfert ergänzt: „Es gab einen Grund, warum sich Pro Arbeit genau so gegründet hat.“ Das gehe auch stark auf den damaligen Aachener Bischof Klaus Hemmerle zurück. Ohne die Unterstützung der katholischen Kirche, gerade auch in finanzieller Hinsicht, wäre vieles nicht möglich gewesen, unterstreicht Alois Poquett. Er hofft, dass dieses Engagement auch zukünftig in der Form bestehen bleibt. „Wir haben da schon Sorge, ob das so weiter geht und was mit den ärmeren Menschen in der Region wird. Es wäre daher ein schönes Weihnachtsgeschenk, wenn es da ein klares ,Ja‘ geben würde.“ Für ihn persönlich war für die Arbeit Pfarrer Toni Jansen wichtig und prägend, der von der „Sünde der Ausgrenzung“ gesprochen habe.

Dagegen tritt Pro Arbeit an. Seine Mitglieder wollen Menschen eine Chance geben und denen Gehör verschaffen, die dazu oft selbst nicht in der Lage sind. Sei es gegenüber der Agentur für Arbeit und dem Jobcenter, anderen Behörden, der Politik oder in der Gesellschaft. Aktuell hat Pro Arbeit 23 Mitglieder. Sie seien über die Jahre zu einer guten Gemeinschaft zusammengewachsen, begegneten einander auf Augenhöhe, wie Kay Hohmann von Picco Bella erklärt. „Das hat zwar seine Zeit gedauert, aber das ist, was Pro Arbeit trägt.“ – „Das hat mit Solidarität zu tun und ist auch den Ausschreibungen für Maßnahmen geschuldet. Das sind Aufgaben, die sind als einzelner Träger nicht zu stemmen“, ergänzt Leonhard Höfert. So haben sich über die Jahre immer wieder Zweckgemeinschaften und Kooperationen zwischen den verschiedenen Trägern gegründet. Es ist ein belastbares Netzwerk. „Die Konkurrenz der Träger hat sich schnell aufgelöst über den Austausch miteinander. Wenn jeder versucht, alles abzudecken, wird er nicht besser sondern nur, indem er Schwerpunkte setzt“, sagt Alois Poquett. Die Vielfalt ist neben der Zusammenarbeit die Stärke von Pro Arbeit.


Verlässlicher und fachkompetenter Partner

Nicht nur die Zusammenarbeit innerhalb des Dachverbandes ist in 25 Jahren gewachsen, Pro Arbeit hat sich in dieser Zeit auch den Ruf eines verlässlichen und fachkompetenten Partners erworben. „Wir bringen Erfahrungen ein, die können die Agentur für Arbeit und Co. gar nicht machen. Wir bekommen andere Dinge mit, sind näher an den Menschen dran“, erläutert Leonhard Höfert. So seien sie unter anderem zu einer wichtigen Stimme für das Jobcenter geworden. „Wir haben inzwischen einen Platz im Beirat des Jobcenters.“
Auch an anderer Stelle gibt Pro Arbeit Menschen ohne Arbeit eine Lobby. So hat der Dachverband beispielsweise im vergangenen Jahr vor der Bundestagswahl die Kandidaten aller Parteien aus der Städteregion zum Gespräch eingeladen und zumindest den einen oder anderen Denkanstoß plaziert. Mit der jährlichen Solidaritätskollekte Anfang Mai und dem Solidaritätslauf Anfang September gibt es auch zwei wichtige Termine im kirchlichen Kalender der Region. „Besonders der Soli-Lauf wäre ohne die gute Zusammenarbeit nicht möglich. Aus allen Projekten sind rund 100 Helfer rund um den Lauf im Einsatz. Neben der Kollekte ist das die zweite Gelegenheit, wo wir mit dem Thema wahrgenommen werden“, macht Martin Pier den Stellenwert besonders für die betroffenen Menschen deutlich.

Wünsche für die Zukunft: „Es braucht einen sozialen Arbeitsmarkt, wo Menschen Potenziale entwickeln und einbringen können, die nicht dauerhaft auf dem normalen Arbeitsmarkt bestehen können“, erklärt Alois Poquett. Erwerbsarbeit sei nicht alles. Auch Familien-Arbeit und freiwillige Arbeit müssten finanziell unterlegt sein, damit sie geleistet werden könnten. „Wichtig wäre die Umsetzung eines aktiv-passiv-Transfers. Die Menschen kosten eine bestimmte Summe, die man auch dem Arbeitnehmer geben kann, um ihn zu beschäftigen.“ Ein Vertrag mache etwas mit einem Menschen, schaffe Anreize, gebe Selbstwertgefühl und Würde, erklärt Kay Hohmann. „Dass die Kirchen weiter engagiert bleiben. Die Orientierung an der Würde des Menschen leistet sonst keiner“, sagt Martin Pier. „Menschen nicht aus den Augen zu verlieren“, stimmt Leonhard Höfert zu.

Eine Stimme, die gehört wird (c) Andrea Thomas
Eine Stimme, die gehört wird (c) Andrea Thomas