Eine Ruhe-Oase im Trubel

Die Caritas-Pilgerraststätte am Münsterplatz bietet einen Ort zum Verschnaufen und Verweilen

Bei der Heiligtumsfahrt 2014 feierte die Caritas-Pilgerraststätte Premiere. (c) DCV Aachen
Bei der Heiligtumsfahrt 2014 feierte die Caritas-Pilgerraststätte Premiere.
Datum:
15. Mai 2023
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 20/2023 | Kathrin Albrecht

Über 100 000 Pilger aus aller Welt besuchten 2014 die Heiligtumsfahrt in Aachen. Auch in diesem Jahr rechnet das Wallfahrtsteam des Bistums Aachen mit ähnlich hohen Zahlen. Da wird es rund um Dom und Katschhof schon einmal wuselig: Menschen machen sich auf den Weg zu Veranstaltungen, zur Verehrung der Heiligtümer, wieder auf den Weg zum Bahnhof oder zum Parkplatz. 

Einen Ort zum Verschnaufen und Verweilen – im wahrsten Wortsinn – bietet der Diözesancaritasverband mit seiner Pilgerraststätte auf dem Münsterplatz an. Das 10 x 10 Meter große Zelt, in dem sich Teams aus Ehren- und Hauptamtlichen des Verbands um die Gäste kümmern, steht mit dem Rücken zum Aachener Dom am Eingang zur Krämerstraße und feierte bei der letzten Heiligtumsfahrt 2014 seine Premiere. Das Konzept, Menschen ohne Anspruch zu empfangen und mit einer Kleinigkeit zum Essen und Trinken zu versorgen, kam gut an, und als die Planungen für die Heiligtumsfahrt 2021 begannen, sollte es auch wieder eine Caritas-Pilgerraststätte geben.

Was 2014 noch relativ spontan entstand, hatte nun eine längere Vorlaufzeit und war eingebunden in die konzeptionelle Planung des Bistums, erzählt Ute Schramm, die für den Diözesancaritasverband das Projekt koordiniert. Dann kam Corona und warf die Pläne ordentlich durcheinander. „Zu Beginn wurde ja noch überlegt, die Heiligtumsfahrt stattfinden zu lassen.“ Doch Ute Schramm ist im Nachhinein froh, dass man sich für eine Verschiebung entschieden hat. Das, wovon die Heiligtumsfahrt lebe, die Begegnung, das Feiern von Gemeinschaft, sei unter eingeschränkten Bedingungen gar nicht möglich gewesen. Auch auf die Raststätte hätte das Auswirkungen gehabt, denn hier soll ja Begegnung zwischen Menschen ermöglicht werden.

Zurückhaltend, aber einladend ist die Raststätte gestaltet. Möbel und Wandbilder greifen eine Wüstenlandschaft auf – eine Oase, auch optisch. Hier habe sich eine Idee verselbstständigt, die noch aus Pandemiezeiten stammt. „Hätte die Heiligtumsfahrt 2021 stattgefunden, hätten wir einen Garten statt eines Zeltes geplant mit viel Grün und einem Brunnen“, erzählt Ute Schramm. Aus dem Garten wurde wieder ein Zelt, aber die Idee der Oase sei geblieben.

In der Mitte des Zeltes wird es einen Brunnen geben. Darum herum gruppieren sich verschiedene Sitzgelegenheiten. Die Möbel baut das Messebauunternehmen Walbert und Schmitz aus Verlautenheide, mit dem der Caritasverband auch beim letzten Mal schon zusammengearbeitet hat. Auch hier hat Ute Schramm die Auswirkungen der Pandemie zu spüren bekommen: „Viele Dienstleister von damals gibt es gar nicht mehr oder sie haben zu wenig Personal.“ 

Teams aus ehren- und hauptamtlichen Mitgliedern der Caritas und angegliederten Verbänden empfangen die Gäste, bieten Verpflegung, Information und die Möglichkeit zum Gespräch an. (c) DCV Aachen
Teams aus ehren- und hauptamtlichen Mitgliedern der Caritas und angegliederten Verbänden empfangen die Gäste, bieten Verpflegung, Information und die Möglichkeit zum Gespräch an.

Die Wände gestaltet das Frauenkunstprojekt „Spektrum“ des Rheinischen Vereins. Dass diese Kooperation zustande gekommen ist, freut Ute Schramm besonders. Bei der Ausstattung achtet sie auf Nachhaltigkeit. Die Möbel sind gemietet, ebenso die Grünpflanzen. Die Holzplanken für die Rampe zum barrierefreien Zugang des Zeltes werden wiederverwendet. Auch der Brunnen wird einen Platz im Garten des Caritashauses finden. Statt Pappbechern gibt es Gläser.

Drei- bis vierköpfige Teams kümmern sich in drei Schichten um die Gäste der Raststätte, die vom 10. bis zum 18. Juni von 9 bis 18 Uhr geöffnet ist. „80 Caritasleute aus allen Bistumsregionen habe ich dafür gewinnen können“, erzählt Ute Schramm. Von ehemaligen Mitarbeitenden, die schon bei der letzten Heiligtumsfahrt in der Pilgerraststätte dabei waren und jetzt wieder teilnehmen, bis zum regionalen Caritas-Geschäftsführer sei alles dabei. „Wir schenken Wasser ein, gehen mit Tabletts herum, reichen Brot und 
Äpfel, die von der Lebenshilfe kommen. Und wenn es gewünscht ist, reden wir über Gott und die Welt“, erklärt Ute Schramm. Alle seien in der Pilgerraststätte willkommen, unterstreicht sie.

Als Anlaufstelle, „wo jeder vorbeikommt“, bietet die Pilgerraststätte auch konkrete Informationen zu den Veranstaltungen der Heiligtumsfahrt an, helfen die Teams ortsunkundigen Pilgerinnen und Pilgern gerne wieder auf den richtigen Weg. Eng ist auch die Abstimmung mit Nadine Braun, Leiterin des Wallfahrtsbüros, die die Gesamtkoordination der Heiligtumsfahrt innehat.

Es wird konkreter

Vier Wochen vor der offiziellen Eröffnung der Aachener Heiligtumsfahrt mit der Erhebungsfeier am Abend des 9. Juni wächst auch bei Ute Schramm die Vorfreude: „Es wird konkreter.“ Sie ist auch gespannt darauf, wie die Resonanz sein wird. „Es ist nicht mehr 2014, vieles ist passiert.“

Das Programm der Heiligtumsfahrt 2023 versucht, mit neuen Angeboten und einem bunten Kunst- und Veranstaltungsprogramm auch ein jüngeres Publikum anzusprechen. Vor diesem Hintergrund, meint Ute Schramm, ist das Motto der Heiligtumsfahrt „Entdecke mich!“ gut gewählt: „Menschen gehen wieder mehr aus, möchten wieder andere Leute treffen. Vielleicht kommt die Heiligtumsfahrt jetzt zur rechten Zeit.“

Das Motto sieht sie auch als Einladung an Menschen, die der Kirche nicht so nahestehen, sich grundsätzlich mit dem Thema auseinanderzusetzen: „Was hat das mit mir zu tun? Wie stehe ich zum Glauben, zur Reliquienverehrung?“

Die Heiligtumsfahrt, die viele Veranstaltungsorte bewusst außerhalb der Kirchen angelegt hat, biete die Möglichkeit, sich in einem Rahmen, der dort ist, wo die Menschen sind, an diesen Themen abzuarbeiten. Sie ist sich auch sicher, dass sich Menschen mitreißen lassen werden, wenn die Heiligtumsfahrt begonnen hat. 

An die Heiligtumsfahrt 2014 hat sie viele schöne Erinnerungen. Ihr persönliches Highlight ist das Gästebuch der Pilgerraststätte 2014, in das sich Pilgerinnen und Pilger aus aller Welt eingetragen haben. Sie alle drücken in ihren kurzen Kommentaren und Grüßen ihre Dankbarkeit für das Angebot aus. „Das in verschiedenen Sprachen zu lesen, ist schon bewegend.“  Auch bei der diesjährigen Heiligtumsfahrt wird es ein Gästebuch geben. Am 30. Mai beginnt der Aufbau des Zeltes auf dem Münsterplatz. Dann sind es nur noch wenige Tage, bis es losgeht. 

Die Caritas-Pilgerraststätte ist während der Heiligtumsfahrt vom 10. bis zum 18. Juni täglich von 9 bis 18 Uhr geöffnet.