Ein wenig wie Jesus fühlen

Auf dem Weg von Krefeld nach Aachen macht das Friedenskreuz Station in Jülich und Barmen

Von Haus Overbach ging es abschließend in Richtung Jülich. (c) Arne Schenk
Von Haus Overbach ging es abschließend in Richtung Jülich.
Datum:
1. Juni 2022
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 22/2022

Das Kreuz Jesu auf sich nehmen, und das mehr als nur sinnbildlich, konnten 40 Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Haus Overbach in Jülich-Barmen. Gemeinsam trugen sie in jeweils achtköpfigen Teams das 150 Kilogramm schwere Aachener Friedenskreuz von ihrer Schule zur fünf Kilometer entfernten Propsteikirche der Pfarrei Heilig Geist in der Jülicher Innenstadt.

Jeder konnte sich in dem Goldenen Buch verewigen und natürlich auch darin lesen. (c) Henning Achenbach/Haus Overbach
Jeder konnte sich in dem Goldenen Buch verewigen und natürlich auch darin lesen.

Eine anstrengende, aber wohl auch intensive Erfahrung, so dass Äußerungen fielen wie: „Jetzt ahne ich, wie Jesus sich gefühlt haben muss, der das Kreuz allein tragen musste.“ Auch von außen schien die Wirkung beachtlich zu sein, denn die Kreuzträger zogen manche Blicke auf sich. Die Verwunderung war groß, Neugierde machte sich breit. Sogar Anfeuerungen waren zu hören.

Zum Friedenslauf war an diesem Tag ein breites Programm geplant. Doch dann kam die Orkanwarnung dazwischen, und der Lauf wurde zwar nicht abgesagt, aber doch vehement verkleinert. Statt mit den ursprünglich geplanten 800 Schülerinnen und Schülern von Haus Overbach nahmen letztlich nur drei Q1-Kurse am Friedenslauf teil, 40 junge Frauen und Männer. Statt Jülicher Brückenkopf-Park samt dortiger Kulturmuschel als Abschluss ging es direkt zum Zielort Propsteikirche auf dem Marktplatz der Herzogstadt.

Bis dahin war die Woche hingegen sehr vielversprechend verlaufen, seit sonntags das Friedenskreuz auf seinem Weg von Krefeld nach Aachen als Zwischenstation in Jülich angekommen war, nämlich in der Propsteikirche zu einer Konzertlesung mit Kirchenmusikdirektor Michael Hoppe und Stefan Voges, Pax Christi Aachen, unter dem passenden Namen „Friedensnoten“.

Auf weiße Postkarten malten Schülerinnen und Schüler ihr Konterfei als Symbol für das Motto „Gib dem Frieden dein Gesicht“. (c) Henning Achenbach/Haus Overbach
Auf weiße Postkarten malten Schülerinnen und Schüler ihr Konterfei als Symbol für das Motto „Gib dem Frieden dein Gesicht“.

Tags darauf wurde es morgens mit einer Schulmesse auf dem Overbacher Schlosshof in Empfang genommen. „Das war seit Längerem das erste Mal, dass die gesamte Schulgemeinde wieder zusammen eine Messe gefeiert hat“, schwärmt Marco Maria Emunds. „Wir haben das sehr genossen.“ Dabei habe das Kreuz und seine Botschaft vom Frieden im Mittelpunkt gestanden. „Theologisch ausgedrückt: Christus hat durch seinen Tod am Kreuz und die Auferstehung dem Leid und dem Tod das letzte Wort genommen und das Kreuz dadurch für Christen zu einem Symbol der Hoffnung und des Lebens gemacht. Beides Dinge, die nur dort gedeihen können, wo Frieden herrscht.“ 
Die Tatsache, dass aktuell Flüchtlinge aus der Ukraine in Overbach leben und teilweise auch als Schüler die Klassen besuchen, habe das Thema von Krieg und Frieden natürlich nochmal präsenter gemacht, was sich auch in den Fürbitten der Schüler gezeigt hat, die sehr bewusst und aktiv für die Menschen aus der Ukraine und ihre friedliche Zukunft beteten. Auch in Form eines Taizégebetes wurde ein Friedensgebet abgehalten, gestaltet von Rebecca Dicke und Hannah Weitenberg (ehemals Meurer).

Spenden für den gut besuchten Vortrag „Krieg und Frieden in Jülich. Eine Festungs- und Garnisonsstadt im Spiegel der Jahrhunderte“ des Historikers Jacek Grubba vom Museum Zitadelle Jülich sowie für das Abschlusskonzert mit Sängerinnen und Sä̈ngern verschiedener Jülicher Chöre unter Leitung von Kantor Christof Rück in der Propsteikirche gingen an geflüchtete Ukrainer in Jülich und Overbach.

In Barmen stand die Klosterkirche während der gesamten Woche Besuchern und Schulklassen offen. Sie konnten sich das hölzerne Friedenskreuz und die begleitende Ausstellung zu dessen Geschichte in den letzten 75 Jahren ansehen. Manche Frage wurde geäußert: „Ist das wirklich 75 Jahre alt? Darf man das mal anfassen?“ Das Kreuz habe ja eine Geschichte, unterstreicht Emunds, der mit Organisator Thomas Hohenschue, Stefan Voges (Pax Christi), Mechtild Jansen (Diözesanrat der Katholiken im Bistum Aachen), Gemeindereferentin Esther Fothen und Propst Josef Wolff (beide Pfarrei Heilig Geist Jülich) bereits in der Vorbereitungsgruppe aktiv war.

Man sehe auf den Fotos der Ausstellung, wer das Kreuz schon alles getragen habe. Ähnliches gelte für das Goldene Buch, in das sich jeder eintragen kann. Dort sei der früheste Eintrag auf 1997 datiert, damals auch in Haus Overbach, meint Marco Maria Emunds. „Vielleicht findet man sich in 20 oder 30 Jahren dann da wieder.“

Weitere Auskunft unter www.gymnasium-overbach.de
www.gib-dem-frieden-dein-gesicht.de