Dass das Nikolauskloster ein historisches Kleinod ist, ist unbestritten. Welche Bedeutung es aber als Denkmal hat, haben jetzt erst zwei Gutachterinnen des Landschaftsverbands Rheinland (LVR) offengelegt. Auf dem Land bei Jüchen steht das „bedeutendste Kloster der Franziskaner-Terziarier am Niederrhein“, haben Nadja Fröhlich und Kerstin Walter entdeckt.
Das schmiedeeiserne Tor, die Fassade aus roten Backsteinen von Klosterkirche und Wirtchaftsgebäuden, die ehemaligen Ställe, das Deckengemälde im Petrussaal, die schweren dunklen Holztüren in den Gängen zu den Sälen und Zimmern, der Soldatenfriedhof und die Grotte: Alles am Nikolauskloster erzählt einen Teil der 600-jährigen Geschichte der Anlage.
1398 wurde eine ältere Nikolauskapelle „zur Trifft“, einem Jüchener Bach, urkundlich erwähnt. Johann von Reifferscheid, der ab 1394 Herr zu Dyck war, beauftragte Heinrich von der Blume mit der Gründung eines Klosters. Heinrich war einst Soldat gewesen und lebte nun als Eremit. Das Kloster entwickelte sich gut, mit den Jahrhunderten wurden immer mehr Gebäude an- und neu gebaut. So wie wir es heute sehen, steht es im wesentlichen seit Mitte des 18. Jahrhunderts.
Nicht immer wurde das Kloster als solches genutzt. 1802 kam die Säkularisierung, die Franziskaner mussten das Kloster verlassen. 50 Jahre später diente es als rheinische Ackerbauschule, erst Ende der 1850er Jahre wurde die Klosterkirche reaktiviert. Mit dem Einzug der Oblaten der Makellosen Jungfrau Maria im Oktober 1905 zog wieder klösterliches Leben in die altehrwürdigen Mauern. Bis heute wirken die Oblaten hier, unterstützt von etwa 70 Ehrenamtlichen.
Die bewegte Vergangenheit hat überall an den Gebäuden ihre Spuren hinterlassen. Dabei ist es ein großes Glück, dass die Bauten aus dem Barock in diesem Umfang erhalten seien: Sie haben mehrere Kriege überstanden. Doch jetzt droht dem Nikolauskloster in weiten Teilen Zerstörung. Nicht Bomben, sondern Wasser setzen dem Gemäuer zu. Ein großer Teil kommt mit jedem Regen durch das Dach, dass löchrig ist. Es muss dringend saniert werden. Kostenpunkt laut Angebot im vergangenen Frühjahr: rund 500 000 bis 600 000 Euro.
Der Förderverein des Klosters, der im März 2021 gegründet wurde, hofft, einen Großteil durch Zuschüsse von Stiftungen und öffentlichen Förderprogrammen bezahlen zu können. Seit gut zwei Jahren sammelt er Geld für den Eigenanteil und rechnet damit, dass er 20 bis 30 Prozent der Kosten selbst über Spenden aufbringen muss. Mit dem Gutachten zur denkmalpflegerischen Bedeutung haben die Verantwortlichen um die Vorstandsmitglieder Pater Andreas Petith (Klosterleiter) und Gerhard Odenkirchen (Vorsitzender) gute Argumente bei der Fördermittelwerbung in der Hand.
So einige Besonderheiten gibt es in und um das Nikolauskloster zu entdecken. Da ist zum einen die Esskastanienallee, die vom Nikolauskloster zum Schloss Dyck führt. Joseph Graf zu Salm-Reifferscheidt, begeisterter Botaniker, ließ die Allee Mitte des 19. Jahrhunderts anlegen. Eine Karte aus der Zeit von 1801 bis 1828 zeigt schon Verbindungswege, die auch heute in aktuellen Karten zu sehen sind.
Bei der Sanierung des Dachs sollen denkmalpflegerische Aspekte berücksichtigt werden. So soll die „Strohpuppentechnik“ zur Dämmung des Dachstuhls eingesetzt werden. Das Stroh ist durch die Feuchtigkeit verfault. Die Sanierung der Dächer ist deshalb so wichtig, weil damit auch die Räume darunter geschützt werden, wo sich zum Beispiel die längste „Kölner Decke“ im Rheinland befindet.