Ein spannendes Fenster in die Vergangenheit

In Aachen wurde die Alte Synodalbibliothek des Evangelischen Kirchenkreises Aachen eröffnet

Freuen sich über das neue Zuhause der Alten Synodalbibliothek: Superintendent Hans-Peter Bruckhoff, Pfarrer Jens-Peter Bentzin, Thomas Richter und Jörg Fündling (v. l.). (c) Kathrin Albrecht
Freuen sich über das neue Zuhause der Alten Synodalbibliothek: Superintendent Hans-Peter Bruckhoff, Pfarrer Jens-Peter Bentzin, Thomas Richter und Jörg Fündling (v. l.).
Datum:
2. Apr. 2019
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 14/2019 | Kathrin Albrecht
„Es nimmt kein Ende mit dem vielen Bücherschreiben und viel Studieren ermüdet den Geist“. Diesem Lamento aus dem Buch Kohelet sind Theologen und Historiker ausnahmsweise einmal gefolgt.

Denn statt neuen Büchern standen alte Bücher im Mittelpunkt. Die „Alte Synodalbibliothek“ des Evangelischen Kirchenkreises Aachen hat als Dauerleihgabe im Institut für katholische Theologie der RWTH Aachen ein neues Zuhause gefunden. 291 Bücher umfasst der Bestand der Alten Synodalbibliothek. In einem Stahlschrank, der die empfindlichen Bücher, überwiegend aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts stammend, vor Licht und Feuchtigkeit schützt, finden diese nun Platz. Damit ist der Bestand nach Jahrzehnten des Dornröschenschlafs wieder nutzbar – zur weiteren wissenschaftlichen Auswertung und für begründete Eigeninteressen. Die Kooperation war möglich geworden durch eine Vereinbarung, die 2018 zwischen dem evangelischen Kirchenkreis und der RWTH Universität geschlossen wurde.

Es sei ein schönes Zeichen, dass das Institut für katholische Theologie einspringe, um Bücher der evangelischen Bibliothek zu retten, sagte Institutsdirektor Simone Paganini. Superintendent Hans-Peter Bruckhoff dankte Jörg Fündling und Thomas Richter für ihre Arbeit – sie hatten den Bestand, der 2014 in Umzugskartons entdeckt worden war, gesichtet und katalogisiert. Der Katalog ist unter dem Titel „Regional vernetzt im Glauben“ in der Reihe „Aachener Theologische Schriften“ erschienen. Der Bestand der Bibliothek, sagte Bruckhoff, gebe Antwort auf die Frage, womit sich Menschen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts befasst haben. Einen maßgeblichen Anteil an der Erschließung der Alten Synodalbibliothek hatte Pfarrer Jens-Peter Bentzin, Archivpfleger des Evangelischen Kirchenkreises Aachen. Der Bestand sei als Bildungsoffensive für den evangelischen Pfarrerstand von großem Wert – damals wie heute. Die Entwicklung der Bibliothek lasse auch Rückschlüsse auf die Dynamik in der Entwicklung der evangelischen Gemeinde in der Region zu, die seit Mitte des 19. Jahrhunderts stetig gewachsen war und das Leben in der Region mitprägte. Diese Zeit beeinflusse his heute das Leben in den evangelischen Gemeinden, betonte Bentzin. Für Fündling und Richter ist die bisherige Arbeit nur der Auftakt einer weiteren Erforschung der Bibliothek und ihrer Geschichte. Bislang seien die Alltags- und Bildungsgeschichte der evangelischen Gemeinden zwischen Baesweiler und St. Vith ein wenig beachtetes Feld regionaler Geschichtsschreibung gewesen. Die Bibliothek und vor allen die 95 erhaltenen Leihzettel böten Ansatzpunkte für zukünftige Untersuchungen.