Ein offener Raum für alle

Mit St. Petrus Keyenberg/Kuckum/Westrich/Berverath fangen die umgesiedelten Gemeinden neu an

Architekt Gregor Dewey überreicht zusammen mit Künstler Jürgen Drewer den Schlüssel für die Kapelle. (c) Garnet Manecke
Architekt Gregor Dewey überreicht zusammen mit Künstler Jürgen Drewer den Schlüssel für die Kapelle.
Datum:
22. Juni 2022
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 25/2022 | Garnet Manecke

Mit der Weihe der Kapelle St. Petrus Keyenberg, Kuckum, Westrich und Berverath haben fünf umgesiedelte Gemeinden eine neue geistliche und spirituelle Heimat bekommen. Mit der Konsekration des Gotteshauses durch Weihbischof Karl Borsch beginnt ein neues Kapitel in der Geschichte der Orte. Entsprechend gelöst war die Stimmung an dem sommerlichen Festtag. 

Der Wind trägt die ersten zarten Töne von „Großer Gott, wir loben Dich“ zu den Wartenden an der Kirchentür. Rund um das Gotteshaus sind noch weite Schotterflächen, die Reste der Baustellen. Richtige Straßen gibt es in den Orten Keyenberg, Kuckum, Westrich und Berverath noch nicht. Die kommen ganz zum Schluss, wenn die schweren Baustellenfahrzeuge nicht mehr gebraucht werden. Aber direkt hinter dem neuen Begegnungszentrum, in dem die Kapelle das Herzstück ist, blüht eine bunte Blumenwiese. Ein gutes Zeichen für diesen Ort, an dem das Leben und der Glaube von nun an aufblühen sollen. So wünschen es sich die Menschen, die heute zur Feier der Weihe von St. Petrus gekommen sind.

Es ist kaum einem Priester vergönnt, während seiner Amtszeit eine Kirche neu zu bauen und zu eröffnen. Für Werner Rombach ist es bereits die dritte – nach St. Martinus Borschemich am 3. Mai 2015 und St. Lambertus Immerath am 28. März 2015. Nun geht auch der 19. Juni 2022 in die Kirchenchronik ein: als der Tag, an dem fünf Gemeinden zu einer zusammengewachsen sind.

Man sollte meinen, dass Werner Rombach inzwischen eine gewisse Routine darin hat, neue Gotteshäuser einzuweihen. Der Priester, der in den vergangenen Jahren so manchen Sturm durchstehen musste, wirkt etwas angespannt. Am Ende geht alles gut und mit dem Anzünden des ewigen Lichts zeichnet sich ein freudiges Strahlen in seinem Gesicht ab. Die jahrelange Arbeit, die vielen Diskussionen, die Anfeindungen und Verletzungen: Das alles mündet für die Gemeindemitglieder wie für das pastorale Team hier in einem großen Fest, das eine neue Ära markiert.

Wer auf die neue Kapelle zugeht, dessen Blick wird als erstes auf einen weißen Felsbrocken gelenkt, der in einer Nische eingeklemmt ist. „Wir haben lange darüber diskutiert, was wir in die Nische stellen sollen“, erzählt Rainer Merkens, der frühere Küster von St. Lambertus Erkelenz. Merkens engagiert sich nach wie vor im Kirchenvorstand. „Zuerst haben wir gedacht, wir stellen eine Petrus-Figur aus einer der alten Kirchen da rein.“ Aber weil die Figuren nicht wetterfest waren, verwarf man diese Idee schnell wieder. Eine neue Figur sollte es aber auch nicht sein.

Der Fels, auf dem die Kirche gebaut ist, oder doch der Stein des Anstoßes?

Weihbischof Karl Borsch entzündet den Weihrauch. (c) Garnet Manecke
Weihbischof Karl Borsch entzündet den Weihrauch.

Dann kam der Gedanke auf, sich an den Worten im Matthäus-Evangelium zu orientieren: „Du bist Petrus – der Fels – und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen …“ So kam es, dass nun ein Stück Fels in der Nische steckt. Allerdings kann man den Stein auch anders lesen: Als „Stein des Anstoßes“ etwa oder als „Brocken, der so manchen hier vom Herzen fällt“ – die jüngste Geschichte lässt da mehrere Interpretationen zu. In jedem Fall aber sieht man von hier direkt auf den in die Mauer eingelassenen Grundstein mit der Jahreszahl 2021.

Traditionell klopft Weihbischof Karl Borsch drei Mal an die Kirchentür, bevor ihm Einlass gewährt wird. Er und Werner Rombach betreten als erste das neue Gotteshaus. Die Gemeinde folgt ihnen. Drinnen empfangen hohe, helle Räume die Gläubigen. Sonnenstrahlen, die durch die in blau und gelb gehaltenen Fenster fallen, zeichnen farbige Muster an die Wände. „In der Kirche gibt es viele Baustellen, wie hier rund um St. Petrus“, sagt Borsch in seiner Predigt. Doch die Krise berge die Chance, etwas Neues aufzubauen, so wie das mit der neuen Kapelle auch möglich sei.

Auch wenn alles neu erscheint, gibt es doch so manchen Gegenstand, der den Kirchenbesuchern vertraut ist. Das Taufbecken wurde aus Keyenberg mitgebracht. Im „Raum der Erinnerung“ werden einige Gegenstände aus den früheren Gotteshäusern präsentiert. Die Glocken, die von nun an zu den Gottesdiensten rufen, haben früher ebenfalls in Heilig Kreuz Keyenberg geläutet.

Weil nicht alle Besucher in die Kapelle passen, wird der Gottesdienst in einen Saal des Begegnungszentrums übertragen. Und sogar von draußen können einige Menschen an dem Gottesdienst teilnehmen, denn die großen Schiebetüren sind geöffnet worden. „Dieser Raum will ein Freiraum sein“, sagt Borsch in seiner Predigt. „Ein Raum, in dem alle mit ihren Wunden, ihrer Hoffnung und ihrer Trauer Platz und Trost finden.“

Eindrücke von der Konsekration

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