Ein ganz besonderer Tag

Erstkommunion vor 50 Jahren und heute

Stefan Haas blättert in seinem Fotoalbum und erinnert sich an seinen Festtag. (c) Ursula Weyermann
Stefan Haas blättert in seinem Fotoalbum und erinnert sich an seinen Festtag.
Datum:
10. Apr. 2018
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 15/2018 | Ursula Weyermann
Da ist eine Nervosität und eine nicht greifbare Vorfreude, die von Tag zu Tag steigt. Lena-Marie Ruland aus Düren weiß immer, wie oft sie noch schlafen muss. Und Stefan Haas aus Simmerath- Witzerath kann sich noch genau an dieses Gefühl erinnern. Auch, wenn es schon 50 Jahre zurückliegt.

Es geht um die erste heilige Kommunion, einen ganz besonderen Tag im Leben eines jeden Katholiken. Stefan Haas hat jetzt „Goldkommunion“ gefeiert, nach der heiligen Messe am Ostermontag hat es ein gemeinsames Frühstück gegeben. Zehn der Kommunionkinder von 1968 sind dabei gewesen. Damals waren es über 30 Kinder. Die genaue Zahl weiß er nicht mehr, die ist auch nicht in dem Zeitungsartikel von damals zu lesen, der in einem Fotoalbum klebt, mit weiteren Erinnerungen an diesen besonderen Tag. „Es war der 26. Mai“, liest Stefan Haas aus dem Artikel vor. Sie sollten nur ja pünktlich sein und nicht schwätzen, hatte Dechant Anton Moritz ihnen vorher eingeschärft. „Natürlich waren wir pünktlich und an diesem Tag hätten wir uns gar nicht getraut, zu schwätzen.”

Mächtig aufgeregt sei er gewesen, erinnert sich der heutige Ortsvorsteher von Witzerath. Wie das wohl sein würde, die heilige Kommunion zu empfangen? Ein paar Tage vorher wurde zum ersten Mal gebeichtet. „Wir mussten damals noch einzeln zum Beichtstuhl kommen“, erzählt Haas, der mittlerweile Vater von drei erwachsenen Kindern ist: „Bei deren Erstkommunion ist es schon längst nicht mehr so streng zugegangen.“ Als Kind lebte er mit den Eltern, der jüngeren Schwester, den Großeltern und einer Schwester des Großvaters zusammen in einem Haus im 200-Seelen-Dorf Witzerath. Schon Wochen vor dem großen Tag wurde alles für die Feier vorbereitet. Eine Köchin wurde organisiert und zwei Helferinnen zum Auftragen der Speisen. Mutter, Großmutter und Großtante bastelten weiße Röschen aus Papier für den Haustürschmuck. Das Wohnzimmer wurde bis auf einen schweren Schrank leergeräumt und Stühle wurden in der Nachbarschaft geliehen. „Mein Vater war Schreiner, und so hat er Spanplatten zurecht gesägt, die wir als Tische nutzen konnten.“ Es galt schließlich, 40 Gäste zu bewirten. In den Katechismus waren der kleine Stefan und die anderen Kinder aus Simmerath, Bickerath, Paustenbach und Witzerath von Dechant Moritz eingewiesen worden. Doch auch die Großeltern und die Großtante hatten einen starken Einfluss auf seine religiöse Erziehung. Und so wurde während der Fastenzeit jeden Abend der Rosenkranz gebetet, „der normale und der schmerzhafte“, wie sich Haas erinnert. „Irgendwann hat meine Mutter sich durchgesetzt, und es wurde nur noch der einfache Rosenkranz gebetet.“

 

Platz nehmen zwischen Pate und Patin

Vom Schulhof aus seien sie dann in Zweierreihen, immer abwechselnd ein Jungenpaar und ein Mädchenpaar, in die Kirche eingezogen. Dann kam der große Moment. „Das war schon ein tolles Gefühl“, sagt das heutige „Goldkommunionkind“. Er habe sich dazugehörig und sehr erwachsen gefühlt. Nach der Eucharistiefeier schenkte der Dechant ihnen ein Kreuz aus Metall, das hat er heute noch. „Bei der Feier zuhause habe ich zwischen Patt und Jott (Pate und Patin) gesessen, das war damals so üblich“, sagt Haas. Er habe ein bisschen die anderen Kinder beneidet, die an einem separaten Tisch sitzen durften. Ein Fahrrad habe er geschenkt bekommen und sehr viele Blumen. Nachmittags gab es dann eine Dankandacht und der Montag begann mit einem Gottesdienst, an den sich ein weiterer Großfamilientag anschloss. In der Folgezeit sei er sehr gerne in die Kirche gegangen, „weil ich so stolz darauf war, nach vorne zu gehen und die heilige Kommunion empfangen zu dürfen“.

Lena-Marie Ruland aus Düren hat diesen Moment noch vor sich. Sie gehört zu den 82 Kindern, die in diesem Jahr in der Pfarrei St. Lukas zum ersten Mal die heilige Kommunion empfangen dürfen. Drei Termine sind dafür vorgesehen. Diese wiederum werden von kleineren Gruppen vorbereitet. Lena-Marie ist mit neun weiteren Kindern zusammen in einer Vorbereitungsgruppe. „Ich bin schon sehr aufgeregt“, erzählt Lena-Marie und wirft ihrer Mutter einen Unterstützung suchenden Blick zu. Kim Ruland nickt aufmunternd und Lena-Marie erzählt weiter. Seit September besucht sie die Vorbereitungen. Dazu gehören Katechismus-Einheiten bei Simone Pitrowski und Birgit Arnold, die alle zwei Wochen im Papst-Johannes-Haus stattfinden, und etliche Gottesdienste.

 

Für jeden Gast gibt es zum Fest der Erstkommunion eine Kerze

„Am besten hat mir bis jetzt die Geschichte vom letzten Abendmahl gefallen“, sagt Lena-Marie und zeigt ein bunt ausgemaltes Bild aus ihrer Vorbereitungsmappe. Beeindruckt hat sie in diesem Zusammenhang auch, dass Pfarrer Hans-Otto von Danwitz im Gottesdienst an Gründonnerstag zwölf Menschen die Füße gewaschen hat. Da hätte sie gerne dazu gehört. Lena-Marie singt im Kinderchor und wird in Glaubensfragen tatkräftig durch die Eltern Kim und Thomas Ruland unterstützt. „Der Glaube spielt bei uns eine wichtige Rolle“, erzählt die Mutter, die als Erzieherin in einer katholischen Kindertagesstätte arbeitet. Für die Neunjährige ist der Kommunionunterricht wichtig, „um den Glauben zu festigen“. Ihr Kommunionkleid liegt bereit, ebenso Jäckchen, Kränzchen und Schuhe. Mit der Mutter zusammen wird der große Tag vorbereitet. Sie haben Einladungen geschrieben und schon jede Menge Kerzen mit Lena-Maries Namen und dem Datum ihrer ersten heiligen Kommunion verziert. Ab und zu hat auch die kleine Schwester Jule mithelfen dürfen.

Zur Feier sind Familie und Freunde eingeladen. Und jeder Gast soll zur Erinnerung an diesen Tag eine der Kerzen geschenkt bekommen. Von Tag zu Tag wird das Mädchen aufgeregter. „Donnerstag oder Freitag ist Generalprobe“, so Lena-Marie. Dann wird der Einzug in die Annakirche und das Einnehmen der Plätze geübt. „Wir Kinder gehen hoch zum Altar, wir tragen Fürbitten vor und dann gibt es das heilige Brot“, schildert Lena-Marie den Ablauf. Wie das wohl sein wird, zum ersten Mal die heilige Kommunion zu empfangen? Diese Frage beschäftigt sie genau so, wie den jungen Stefan Haas vor 50 Jahren. Gebeichtet hat sie auch schon, aber nicht in Form der Einzelbeichte wie damals. Geändert hat sich auch, dass Lena-Marie sich ihre Sitznachbarn bei der Familienfeier aussuchen darf. Und sie darf ihre „Heelys“, Schuhe mit Rollen, die sie sich gewünscht hat, sofort ausprobieren. Doch bis das soweit ist, hat sie noch einige unruhige Tage und Nächte und die Generalprobe vor sich.