Steinfeld ist ein Ort, der prägt. Das gilt für Kloster und Basilika, aber auch für das Hermann-Josef-Kolleg, das Gymnasium Steinfeld. „Unsere Schülerinnen und Schüler identifizieren sich mit der Schule. Sie engagieren sich für die Gemeinschaft und für die Gesellschaft“, sagt Schulleiter Thomas Frauenkron nicht ohne Stolz. Steinfeld sei ein Ort, der soziales Engagement wecke und von sozialem Engagement profitiere.
Ohne den Einsatz vieler Ehemaliger, der Ordensgemeinschaft der Salvatorianer als Träger und der Stiftung Kloster Steinfeld wäre das Gymnasium zweifelsfrei heute nicht das, was es ist: ein Ort des Glaubens, des Miteinanders und des Lernens, der traditionelle Werte mit den Anforderungen einer modernen Welt verknüpft.
Nur ein Jahr, nachdem die Salvatorianer das klösterliche Leben wiederbelebten, kehrte 1924 das schulische Leben nach Steinfeld zurück. „Dieser Ort braucht eine Schule“, sagt Pater Lambertus Schildt als Vertreter des Schulträgers. Gerade für einen kleinen Schulträger war, ist und bleibe es eine Herausforderung, die notwendigen Finanzen bereitzustellen, die Infrastruktur zu erhalten und auszubauen und einen interessanten Lern- und Arbeitsort zu schaffen. „Eine Herausforderung, die Schulleitung und Träger stets gemeinsam gemeistert haben“, unterstreicht Martin Reinicke, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Kloster Steinfeld. Das Zusammenspiel von Träger, Eltern, Förderverein, dem Ehemaligenverein und der Stiftung stehe ebenfalls für die Besonderheit dieses Ortes.
Besonders in den vergangenen Jahren hat sich das Hermann-Josef-Kolleg einen besonderen Ruf als digitale Schule erarbeitet. Bereits im Jahr 2015 wurde ein Digitalisierungskonzept erarbeitet, das bis heute der technische, organisatorische und didaktische Grundstein des digitalen Unterrichts ist. Mit Eigenmitteln und Zuschüssen von der Stiftung wurde in Steinfeld eine digitale Infrastruktur aufgebaut, Leitungen verlegt, lückenloses WLAN eingerichtet, Beamer installiert, digitale Klassenbücher eingeführt. Zu dieser Zeit gab es weder einen Digitalpakt noch andere staatliche Fördertöpfe. „Wir haben uns direkt für die große Ausstattung entschieden, alle Siebtklässler mit I-Pads ausgestattet und fortlaufend einen neuen Jahrgang hinzugenommen“, blickt Martin Reinicke zurück. Statt der Gießkanne kam ein umfassendes Konzept zum Einsatz und machte das Gymnasium zu einer der ersten Schulen bundesweit, die ganze Jahrgänge mit Tablets ausrüstete.
„Als Schule hat es uns erfolgreich gemacht, dass wir nicht dem Angebot erlegen sind und mit 100 Pads einfach mal so losgelegt haben“, sagt Schulleiter Thomas Frauenkron. Die Lehrerinnen und Lehrer hatten zuvor schon mit den Geräten zu arbeiten, um nicht nur die Technik kennenzulernen, sondern auch Konzepte für den sinnvollen Einsatz zu entwickeln und alles für die flächendeckende Einführung vorzubereiten. Von der initialen Frage, wie eine Schule technisch ausgestattet sein muss, bis zum fertigen pädagogischen Konzept verging rund ein Jahr. Im Hermann-Josef-Kolleg wurde ein Projektmanagement betrieben, das es so in der Schullandschaft nur selten gab und gibt.
Heute werden alle Schülerinnen und Schüler ab der sechsten Klasse mit I-Pads ausgestattet. Schon früh wurde auf das Modell einer Elternfinanzierung zurückgegriffen, um unabhängig von (versiegenden) Fördertöpfen zu werden. Benötigt eine Familie Unterstützung, springen Stiftung und Förderverein ein. „Wir sind nicht die Schule für die Besserverdienenden“, betont der stellvertretende Schulleiter Ralf Kremp. Im Zuge des schuleigenen Konzepts wurde der Medienkompetenzrahmen definiert, Vorgaben zur Digitalisierung im Unterricht gemacht und in die Lehrpläne implementiert, damit beispielsweise bei Präsentationen, Videos und kreativem Arbeiten verbindlich digital gearbeitet wird. „Oft wird nur das substituiert, was man schon vorher hatte. Statt Overhead-Projektor gibt es dann eine Power-Point-Präsentation“, sagt Schulleiter Frauenkron. „An anderer Stelle kommt es sogar zur Kreierung völlig neuer Aufgabenformen, die ohne digitale Technik nicht möglich wären.“
Dank des gemeinsamen Erarbeitens der Digitalstrategie, schulinterner Schulungen und einer engen Zusammenarbeit der Lehrerinnen und Lehrer seien in Steinfeld ganz neue Möglichkeiten geschaffen worden, so in der Aufgabenstellung im Schulfach Mathematik. „Wir können dank digitaler Ansätze die Dynamik in der Geometrie aufzeigen, sichtbar und erlebbar machen, wie Dinge voneinander abhängen“, erklärt Mathelehrer Thomas Frauenkron. Digitale Medien werden überall dort eingesetzt, wo sie einen „echten“ Mehrwert haben. In allen Fächern, in allen Klassen. Auch „Papier und Stift“ gehören noch zum Tagesablauf und sollen nicht ersetzt werden. Für ihre Digitalisierungsstrategie hat die Schule bundesweit zahlreiche Preise eingeheimst.
Doch Steinfeld ist mehr. „Wichtiger als Digitalisierung ist das Klima, das bei uns herrscht. Kinder und Eltern fühlen sich hier wohl“, betont Frauenkron. Steinfeld sei „ein fokussierter Ort“, in dem es „nur“ die Schule gibt. „Schule, Schulleben und Schulmenschen sind alle miteinander vernetzt. Das wirkt extrem positiv“, meint Ralf Kremp. Hinzu komme, dass sich das Hermann-Josef-Kolleg selbst treu bleibe, die schulischen Werte erhalte. Thomas Frauenkron: „Wir wollen ein Gymnasium sein, das mit humanistischer Bildung auf eine universitäre Ausbildung vorbereitet. Wir sind keine elitäre Schule, waren es nie und wollen es nicht werden.“
Weil das Hermann-Josef-Kolleg in diesem Jahr seinen 100. Geburtstag feiert, fällt nicht nur das Schulfest am 7. September etwas größer aus. Es gibt auch vom 4. bis 11. Oktober eine Fahrt der Schulgemeinschaft mit der über 700-köpfigen Schülerschaft und dem gesamten Lehrkörper nach Rom. Die Gruppe schlägt ihr Quartier in einem Camp etwa 30 Minuten außerhalb der Stadt auf und wird dort auf die Gemeinschaft einer zweiten salvatorianischen Schule treffen. In San Giovanni in Laterano wird am Montag, 7. Oktober, das Jubiläum mit einem Gottesdienst gefeiert, am Mittwoch geht es zur Papst-Audienz.
Auch in Steinfeld wird der 100. Geburtstag gefeiert: Der Jubiläumsgottesdienst findet bereits am Freitag, 6. September, um 11.30 Uhr mit Aachens Bischof Helmut Dieser und Pater Friedrich Emde, dem Provinzial der Salvatorianer, in der Basilika Steinfeld statt. Der Festakt findet im Anschluss in der Aula des Hermann-Josef-Kollegs statt.