Ein breites Panorama

Das Regionalteam Aachen-Stadt legt seinen Bericht vor. Nach dem Reden nun ins Handeln kommen

(c) A. Savin/wikimedia.commons.org
Datum:
10. März 2020
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 11/2020 | Andrea Thomas

Seit seiner Einführung hat das Regionalteam unzählige Gespräche mit Haupt- und Ehrenamtlichen in den GdG sowie kirchlichen Einrichtungen, Verbänden und Initiativen geführt. Das Ergebnis, das nun in den Abschlussbericht der Analysephase von „Heute bei dir“ eingeflossen ist, zeige eine „überraschend reiche und vielgestaltige pastorale Landschaft“. 

Das erweiterte Team: (v. l.) Pfarrer Frank Hendriks, Marie-Theres Rueben, Kathrin Hohmann. Laila Vannahme, Markus Schröder, Sabine Meyer-Wagner und Marielies Schwering. Es fehlt Walter Nett. (c) Andrea Thomas
Das erweiterte Team: (v. l.) Pfarrer Frank Hendriks, Marie-Theres Rueben, Kathrin Hohmann. Laila Vannahme, Markus Schröder, Sabine Meyer-Wagner und Marielies Schwering. Es fehlt Walter Nett.

Die Region Aachen-Stadt, das sind knapp 120 000 Katholiken in einer Großstadt mit rund 250 000 Einwohnern, acht Gemeinschaften der Gemeinden (GdG) mit 23 selbstständigen Pfarreien (Aachen-Nord, Aachen-Nordwest, Aachen-West, Aachen-Mitte, Aachen-Burtscheid, Aachen-Ost/Eilendorf, Aachen-Forst/Brand und Kornelimünster/Roetgen). Es gibt die innerstädtische Großstadt-Gemeinde ebenso wie die ländlich geprägte Stadtrandgemeinde, die soziale Brennpunktgemeinde wie die mittelständische Vorstadtgemeinde mit hohem Familienanteil. Dazu kommen ganz unterschiedliche Leitungsmodelle, von der Gemeindeleitung in Gemeinschaft über zwei Pfarrer „in solidum“ bis zu ehrenamtlichen Leitungsteams und Gemeinden, in denen aufgrund von Vakanz ein Pfarradministrator eingesetzt ist.

In der Region leben Katholiken, die sich zwar noch der Kirche, aber keiner Heimatpfarrei verbunden fühlen ebenso wie Menschen, für die Gemeinde immer noch der feste Bezugspunkt ist. Dazu kommt, dass in Aachen als Großstadt und Bischofsstadt weitere kirchliche Institutionen und Verbände sowie drei große Hilfswerke verortet sind.  Um dem gerecht zu werden, hat das Regionalteam manches etwas anders gemacht als in den anderen Bistumsregionen. Angefangen damit, dass es hier ein erweitertes Regionalteam gibt. Unterstützt werden Regionalvikar Frank Hendriks, Pastoralreferentin Kathrin Hohmann und Walter Nett als Ehrenamtlicher im Team nicht nur von Marielies Schwering als Geschäftsführerin sondern auch von vier weiteren Ehrenamtlichen: Sabine Meyer-Wagner, Marie-Theres Rüben, Laila Vannahme und Markus Schröder.

„Wir haben von Anfang an gesagt: In Aachen gibt es mehr Power, ein Ehrenamtlicher ist uns zu wenig“, berichtet Frank Hendriks. Da alle Regionalteams jedoch auf Wunsch des Bischofs eine einheitliche Struktur haben sollten, erweiterten die Aachener ihr Regionalteam um ein „Prozessteam“. Was ihrem dialogischen Ansatz, mit möglichst vielen Menschen in der Region ins Gespräch zu kommen, entgegenkam. Ergänzend dazu hat das Team einen Fragebogen entwickelt und in den GdG verteilt, um sich ein besseres Bild machen zu können, was es vor Ort an Angeboten und Besonderheiten gibt, aber auch, was den Menschen wichtig ist, welche Fragen ihnen auf den Nägeln brennen. Die so entstandene Materialfülle ist ebenso wie der Anspruch des Teams, seinen Bericht vor der Veröffentlichung noch einmal in die GdG zurückzuspielen und zu besprechen, der Grund, warum es etwas später ist als andere Regionen. 

„Das war wie ein Sektkorken-Mechanismus: Endlich fragt mal jemand“, schildert Sabine Meyer-Wagner ihren Eindruck aus den Gesprächen. In den GdG sei das Interesse an einem Austausch hoch gewesen, auch daran, was in den anderen GdG passiert. Dass sie hingegangen seien zu den Leuten und sich Zeit genommen hätten, hätten viele als wertschätzend empfunden, bestätigt Marielies Schwering. Dadurch und über das gewachsene Vertrauen im Team sei auch ein kritischer Austausch möglich. Für sie war wichtig, auch die Räte einzubinden, die eine wichtige Rolle spielten. So sei es im Pastoralrat als Zeichen von Wertschätzung wahrgenommen worden, dass sie immer dabei gewesen seien, positiv drangeblieben und Kritik ausgehalten und weiterentwickelt hätten.

„Ich war beeindruckt, wie viel vor Ort passiert und was an neuen Ansätzen da ist“, fasst Marie-Theres Rüben ihren Eindruck zusammen. Es seien noch ganz viele Menschen mit Kirche verbunden, das lasse sich nicht allein an der Zahl der Gottesdienstbesucher messen. Wie fühlen Gruppen sich wahrgenommen, wie nehmen wir sie wahr? Sich das gegenseitig zu spiegeln, sei hilfreich gewesen, sagt Laila Vannahme. „Ehrenamt frisst viel Zeit, da tut es gut, wenn man Gehör findet und auch dem Zwischenmenschlichen Zeit einräumt. Dann sind wir eine ganz starke Kirche, auch in schweren Zeiten.“

 

Themen unterschiedlich weiter bearbeiten 

Aus dem intensiven Austausch hat das Team eine Reihe von Themen herausgearbeitet, die es für die Region als besonders relevant erachtet. Der Bericht gibt den Ist-Zustand, aber auch die Stimmung in den GdG, Gruppen und Einrichtungen wieder, zieht Schlussfolgerungen und benennt, welche offenen Fragen es gibt, an denen nun in der zweiten Phase weitergearbeitet werden soll. Der Schwerpunkt wird dabei auf folgenden Themen liegen: Zukünftige Leitungsmodelle, Spirituelle Räume und Orte der Glaubensvertiefung, Kirche und neue Lebenswelten, Glaubenskommunikation, Gemeindesozialarbeit als Chance und Ressource für Pastoral vor Ort, Ehrenamt, Jugendpastoral, Zukunftsfragen zu Liturgie und sakramentalem Handeln der Kirche. „Das wollen wir in unterschiedlichen Formen aufgreifen, wie es dem jeweiligen Thema gerecht wird. Zu einzelnen Themen werden wir uns erst einmal Fachkompetenz von außen dazu holen, andere wollen wir in größeren Veranstaltungen mit vielen bearbeiten“, skizziert Frank Hendriks das weitere Vorgehen. Dazu seien sie auch in engem Austausch mit dem Generalvikariat. 

Von vielen als besonders brennend empfunden wird die Frage, wie Leitung in Zukunft aussehen kann, wenn die Zahl der Priester weiter abnimmt. Markus Schröder hat aus seinem Engagement in St. Andreas und Franziska von Aachen Erfahrung mit Vakanzen und mit der Belastung, die es bedeutet, als Ehrenamtlicher eine Großpfarrei zu leiten. Da ständen schon sehr komplexe Zusammenhänge und hohe Summen im Raum, über die sie zu entscheiden hätten. „In Unternehmen gibt es für so etwas eine eigene Abteilung.“ Erster Schritt für sie in der Gruppe sei, erklärt Sabine Meyer-Wagner, rein informativ zu schauen, welche Möglichkeiten von Leitung es gibt, um damit dann in eine größere Runde zu gehen und Modelle für die Region zu entwickeln.

Ein dem Team wichtiges Thema sind „Zukunftsfragen zu Liturgie und sakramentalem Handeln“. „Eine GdG hat die Frage der außerordentlichen Taufbeauftragung an uns herangetragen. Das möchte der Bischof eigentlich nicht in der Prozesszeit behandeln, aber wir halten das für ein wichtiges Thema, weshalb wir da die Schraube etwas anziehen und als Hauptamtliche das Gespräch mit dem Bischof suchen wollen“, erläutert Frank Hendriks. Das Thema soll außerdem im Rahmen eines regionalen Pastoraltags vertieft werden, um möglichst viele mit ihren Kompetenzen einzubeziehen. Ein weiteres Thema ist die Gemeindesozialarbeit, die positiv in einen ganzen Stadtteil hineinwirken könne und so neue Netzwerke auch mit nicht-kirchlichen Akteuren ermögliche. Da sei ein anderer, nicht so binnenkirchlicher Blick oder auch das Einbinden neuer Professionen sehr bereichernd, so die Quintessenz des Teams. Auch daran soll in der nächsten Phase intensiv weitergearbeitet werden.

 

Der Bericht ist nachzulesen unter:  www.bistum-aachen.de/Region-Aachen